@OptimistSystematisch klinisch tote Patienten befragt
In Velp bei Arnheim in den Niederlanden treffen wir den Kardiologen Pim van Lommel. Er ist Autor einer der weltweit größten Patientenstudien über Nahtoderfahrungen. Systematisch hat der Mediziner mit seinem Team hunderte ehemals klinisch toter Patienten befragt. Ihre Aussagen liefern für ihn deutliche Hinweise auf eine unsterbliche Seele. "Wenn wir über den Tod sprechen, sprechen wir über den körperlichen Tod, den Tod des Körpers, die Essenz in dem Menschen. Das Bewusstsein ist endlos, es ist nonlokal, es ist immer da, immer", sagt der Kardiologe.
Am 24. März 2000 verunglückt die damals 19-jährige Christine Stein mit ihrem Wagen. Sie berichtet heute: "Ich hatte Hirnquetschungen und Hirnblutungen. Meine Milz war gerissen und meine Lunge. Die schlimmste Verletzung war, dass die Hauptschlagader am Herzen, die Aorta gerissen war." Es folgen etliche Operationen, dann reißt die Aorta erneut. Christine liegt im Sterben. "Ich konnte die gesamte Operation mitverfolgen", berichtet sie. "Ich konnte hinunter schauen auf den OP-Tisch. Ich habe mich mit geöffnetem Brustkorb dort liegen gesehen, habe die Ärzte, die Chirurgen dort wahrgenommen, die um mein Leben gekämpft haben. Ich konnte alles verfolgen. Das nächste, was ich weiß, ist, dass ich mich im Himmel vorgefunden habe. [...] Ich habe sofort eine unwahrscheinliche Wärme und Liebe gespürt, was ich hier auf der Erde noch nie zuvor spüren konnte."
Drei Millionen Deutsche hatten Nahtoderlebnisse
Menschen jeden Alters, jeder Kultur und jeder Religion - Gläubige ebenso wie Atheisten. Nahtoderfahrungen sind Schilderungen aus der Phase, in denen Menschen keine Hirn- oder Herzfunktionen haben. Manchmal auch von Menschen in lebensbedrohlichen Krisen, Menschen, die sich dem Tod nahe fühlen. "Die Menschen die über die außerkörperlichen Erfahrungen berichten, können Details über die Wiederbelebungen erzählen", berichtet van Lommel. "Es ist für sie unmöglich zu wissen, dass all diese Details geschehen, in dem Moment ihres Komas."
Durch und durch rationale Menschen wie Alois Serwaty berichten von außerkörperlichen Erlebnissen. Der ehemalige Kommandeur des Pionierbataillons Emmerich schwebte während eines Herzkammerflimmerns zwischen Leben und Tod. "Plötzlich spürte ich, wie ich meinen Körper verließ, wie ich halb hoch im Operationssaal unter der Decke schwebte", berichtet er. An die Details der Operation erinnert er sich bis heute: "Was sich mir dann zeigte, war eine Art Firmenschild. Ich konnte das später auch beschreiben. Es ist auch durch das medizinische Personal indirekt bestätigt worden, dass die Beobachtung richtig war." Und Christine Stein berichtet: "Ich habe zum Beispiel meine Angehörigen im OP-Wartesaal gesehen, habe gesehen, wie sie dort saßen, wie sie sich die Hände gehalten, gebetet haben und gehofft haben, dass alles gut wird."
Für Christian Hoppe sind derlei Schilderungen komplexe Halluzinationen. Für ihn gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege für ein Bewusstsein ohne Hirnfunktion: "Wir gehen davon aus, dass alle mentalen Phänomene dazu gehören, auch Wahrnehmungen, alle geistig-seelischen Phänomene mit Hirnprozessen einhergehen, wie Hirnprozesse notwendig sind für das Zustandekommen der mentalen Phänomene", sagt Christian Hoppe. "Wer heute noch anderes behauptet, müsste uns das eigentlich zeigen."
Weltweit ähnliche Berichte
Für Pim van Lommel hingegen sind Nahtodschilderungen weit mehr. Er verweist auf die weltweiten Parallelen der Berichte: "Diese Menschen sind mental gesund", erklärt er. "Sie haben keine Medikamente und erzählen universale Elemente zu allen Zeiten in allen Kulturen: Deutschland, Niederlande, USA und Indien haben dieselben Elemente in allen Zeiten und Kulturen."
Alois Serwaty sagt über seine Erfahrung: "Mit Sicherheit war es so etwas wie eine Ahnung einer anderen Dimension, eine Ahnung, dass wir in eine andere Dimension hinein sterben." Sind Nahtoderfahrungen ein Blick ins Schlüsselloch zum Paradies oder eine Fehlfunktion unseres Gehirns? Sicher ist, dass sie das Leben vieler Betroffener verändert haben. Die meisten von ihnen haben die Angst vor dem Tod verloren, einige sind durch ihr Erlebnis sogar zu religiösen Menschen geworden.
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