@Optimist Zur Frage ob die Urchristen überhaupt an die (körperliche) Auferstehung glaubten:
Ja, nach 1Kor.15 und anderen nach den allgemeinen Regeln der Geschichtsforschung authentischen Textzeugnissen.
Allerdings gilt das nur als
körperlich verstanden wie heute im Christentum üblicherweise aufgefasst wenn wir später noch die Argumente Bultmanns widerlegen. Wovon ich im Moment ausgehe.
Die Theorie eines Missverständnisses zwischen Paulus und den Jüngern haben wir als unlogisch erkannt, so dass zumindest klar ist dass sie beide den gleichen Begriff von Auferstehung hatten wenn auch ohne Bultmann zu widerlegen noch der Beweis aussteht dass sie das körperlich meinten.
Hinweise dass der Glaube an die Auferstehung erst in späteren Jahrhunderten entstand wurden bereits durch die gesicherte Entstehung von 1Kor. spätestens 20 Jahre nach der Hinrichtung von Jesus widerlegt, und keine Hinweise gefunden dass die Auferstehungsgeschichte in den Jahren nach dem Tod von Jesus und vor der Niederschrift von 1Kor entstand.
Zur Frage warum die Urchristen an die Auferstehung glaubten wurden bisher folgende Theorien untersucht:
1) Die Jünger waren Betrüger und haben die Leiche von Jesus gestohlen. Mögliche Erklärungen:
1.1) Sie handelten aus einer Enttäuschung heraus dass Jesus nicht der Messias war, und wollten ihm diesen Status trotzdem verschaffen.
Widerspruch: Das hätten sie nur getan wenn sie fromme Juden gewesen wären, und dann hätten sie andererseits den Zorn ihres Gottes aufgrund der Gotteslästerung gefürchtet.
1.1a) Variante: Sie taten dies nicht primär um Jesus´Reputation zu rehabilitieren sondern um ihr eigenes Gesicht zu wahren. Damit der Widerspruch zu 1) nicht greift: Sie selbst waren dabei nicht besonders religiös.
Einspruch: Ihre Reputation war selbst nicht übermäßig angegriffen. Manche hätten eine Zeitlang über sie gelacht, andere sie bedauert und verstanden, und die ganze Sache wäre mit der Zeit vergessen worden. Das ist kein Grund für eine soziale Selbstzerstörung.
1.2) Sie handelten aus einer zumindest angenommenen Lebensgefahr heraus panisch und unlogisch, weil sie ihr Leben retten wollten.
Widerspruch: Wenn sie sich in Lebensgefahr befanden oder das zumindest dachten wäre Flucht die wahrscheinlichere Option gewesen.
1.3) Sie wollten Jesus aus übertriebener Verehrung heraus glorifizieren.
Widerspruch: Das hätten sie besser tun können indem sie entweder seine Lehren unverfälscht verbreiten oder irgendwelche anderen Mythen erfinden als die Auferstehung, also in der Tradition der AT-Propheten eine Prophetenschule oder neue rabbinische Denkrichtung begründet hätten. Das wäre für die orthodoxen Juden glaubhafter und für die Jünger weniger lebensgefährlich gewesen wären.
Außerdem wie bei der Enttäuschungstheorie:
Das hätten sie nur getan wenn sie fromme Juden gewesen wären, und dann hätten sie andererseits den Zorn ihres Gottes aufgrund der Gotteslästerung gefürchtet.
1.4) Sie waren komplett wahnsinnig. Dazu später mehr.
2.) Sie waren Betrüger die sich mit Jesus gemeinsam die Auferstehungsgeschichte ausgedacht haben.
Folgende Motive wurden zugrunde gelegt:
2.1) Sie fanden es zweckmäßig ihn zu einem Messias zu machen der er nicht war um die Lehren Jesus besser zu vermarkten.
Widerspruch: Sie müssten dazu religiös und fromm gewesen sein und gleichzeitig den Zorn ihres Gottes in Kauf genommen haben.
2.1a) Variante: Die Jünger waren ahnungslos und wurden von Jesus getäuscht.
Bisher noch unbearbeitete Konsequenz dieser Theorie: Jesus wäre komplett verrückt.
2.2) Die Notlüge diente dazu das Leben von Jesus zu retten.
Widerspruch: Dann wäre Flucht das weit geeignetere Mittel gewesen.
2.2a) Variante: Dabei wollten die Jünger und Jesus immer noch seine Lehren verbreiten, so dass eine Flucht ungünstig gewesen wäre.
Widerspruch jeweils wie bei 1.1) und 1.3):
Das hätten sie nur getan wenn sie fromme Juden gewesen wären, und dann hätten sie andererseits den Zorn ihres Gottes aufgrund der Gotteslästerung gefürchtet. Und:
Das hätten sie besser tun können indem sie entweder seine Lehren unverfälscht verbreiten oder irgendwelche anderen Mythen erfinden als die Auferstehung, also in der Tradition der AT-Propheten eine Prophetenschule oder neue rabbinische Denkrichtung begründet hätten. Das wäre für die orthodoxen Juden glaubhafter und für die Jünger weniger lebensgefährlich gewesen wären.
Weiterer Widerspruch: Sie hätten ihre Ziele sogar noch viel besser erreicht wenn Jesus die Rolle als Messias nicht nur vor wenigen hundert, sondern vor vielen tausend Menschen gespielt hätte.
Die Widersprüche lassen sich wieder nur mit der bisher noch nicht untersuchten Konsequenz ausräumen dass entweder Jesus oder die Jünger komplett verrückt waren.
Solange keine weiteren Theorien auftauchen muss man also annehmen dass die Jünger tatsächlich an die Auferstehung glaubten (zum Begriff "Auferstehung" ist nach wie vor Bultmann zu untersuchen)
Zur Frage warum die Jünger denn an die Auferstehung glaubten wenn sie es taten wurden bisher folgende Theorien untersucht:
3.) Die Jünger waren Betrogene weil jemand anders die Leiche gestohlen hat.
3.1) Untersucht wurden die Motive folgender Leute und Gruppen:
König Herodes, die Pharisäer, die Sadduzäer, die Zeloten, der Sandherin, die Römer.
Widerspruch: Keiner hätte davon erkennbar profitiert, und keiner unterstützte die Christen. (Im Gegenteil.)
3.2) Variante: Jesus überlebte die Kreuzigung zufällig und gab sich als "auferstanden" aus.
Widersprüche identisch mit 2.2a
3.3) Noch nicht untersucht wurde die Theorie dass es einen Doppelgänger gab.
Hab ich was ausgelassen?