Ich war ein Moslem

@Lightstorm
Noch vergessen:
"Die Harmonisierung einander kollidierende Textbelege"
sollte ebenfalls hinterfragt resp. neu interpretiert werden,
wenn Text in Kontext /Zeit/Ort /etc. gestellt wird, erübrigt sich die fragwürdige Massnahme der Abrogation gewisser Verse,
da ja leider dazu die gewaltfreudigen noch zu Ungunsten der friedlichen Verse
damit hervorgehoben wurden, verlor "der Islam" damit an friedvollen toleranten Aussagen..
Religionen wurden von Anfang an zu politischen Zwecken missbraucht.

"Unter Abrogation (vom Lateinischen abrogare: abschaffen, nasch, arabisch ‏نسخ‎, DMG nasḫ) wird in der islamischen Rechtswissenschaft die Aufhebung einer rechtlichen Bestimmung des Korans oder der Sunna durch eine andere, nachfolgende Bestimmung aus Koran oder Sunna bezeichnet. Die aufhebende Bestimmung wird auf Arabisch als nāsich bezeichnet, die aufgehobene Bestimmung als mansūch. Abrogation gilt als eine Methode, um miteinander kollidierende Textbelege, deren Datum bekannt ist, zu harmonisieren.[1] Innerhalb der islamischen Gelehrsamkeit herrscht allerdings keine Einigkeit, ob und in welchem Umfang bei der Lösung von Widersprüchen mit Abrogation argumentiert werden darf. Grundsätzlich werden vier mögliche Formen von Abrogation diskutiert:"
Wikipedia: Abrogation (Islam)

@freedom1:

Die meisten Ideologien findet man einfach vor, man wird "in sie geworfen" (frei nach Heidegger), indem man in ein bestimmtes Milieu geboren wird. Von da an beginnen viele Menschen, sich die Welt falsch herum zu erklären:
Anstatt zu erkennen, dass sie zufällig in ein ideologisches Milei geworfen wurden, versuchen sie so zu tun, als ob die ganze Welt von dieser zufällig erlangten ideologischen Warte aus erklärt werden müsste.

Wenn sich also der Islam irgendwo breitgemacht hat, dann nur, weil die entsprechende Gruppe militärisch überlegen war und wenn sich das Christentum irgendwo breitgemacht hat, dann auch da, weil es das griechisch-römische Heidentum besiegen konnte, wenn auch nur sehr knapp. Später erfolgte die Verbreitung des Christentums auch durch Kolonisierung.

Hätten die Heiden umgekehrt also an einigen Stellen nur etwas mehr Glück und eine etwas bessere Kriegskunst gehabt, wäre es mit dem Christentum Essig gewesen!

Ebenso ist es auch mit dem Hinduismus. Der ist deshalb im heutigen Indien stark, weil es in der Hinduistischen Renaissance gelang, den schon sehr weit vorgedrungenen Buddhismus noch einmal zurückzudrängen.

Es geht also nicht um Argumente, sondern um Macht und Stärke. Die Argumente werden dann "hinterhererklärt".

@Lightstorm
@Jupiterhead
@alfarabi
@elfenpfad
@Momjul
Ideoologien können gut oder schlecht sein.
Die 3 monotheistischen Religionen meinen es wie alle Religionen eigentlich gut. Man muss nicht den Islam verlassen, um für gerechtigkeit und Menschenrechte und Demokratie und Freiheit in menschlichen Ausdrucksformen wie Kunst , Musik, Literatur, etc.
einzustehen.
aber man muss sich klar distanzieren von Hassprediger jeglicher Couleur..
Religionen stellen den Wunsch des Menschen nach geistlicher leitung dar, die ihnen anscheinend aus "eigenem Antrieb" fehlt.

Auch bei Heiden gab es Götter und eigentlich ist keine Gesellschaft bekannt, die es ohne Sinnbilder und Schöpfungsgeschichten schaffte!

Religionen sind leider auch geschaffen für Machtübernahme!
Fing schon früh an. Bsp.:
"Gerade in dieser Kombination von asketischen Vorschriften, die sich auf die Christen selbst bezogen und auch vor deren eigenem Tod (Martyrium) nicht brachen, und der praktischen Nächstenliebe, die sich am Dienst an den Armen, Kranken und Verlassenen, den Witwen und Waisen und den Sklaven vollzog, bereiteten sich nicht nur die Anhänger der neuen Religion auf das nahe Ende vor, sondern diese Gemeinschaft gewann auch nach außen enorme Anziehungskraft. Schon Paulus hatte dies im Ansatz erkannt und daher für die Anfänge einer lokalen Mission nicht die größeren Städte selbst, sondern deren arme Vororte bevorzugt.

Als die Christenverfolgungen unter Domitian (81–96) die Mission erschwerten, konnte sich die organisierte Kirche insgesamt behaupten, ihren Zusammenhalt festigen und ihre Mitgliedschaft sogar vergrößern. Die verfolgten und getöteten Christen wurden als Märtyrer (Blutzeugen) Christi anerkannt und verehrt, deren Bekennertod ihnen Rettung im Endgericht versprach. Dies erhöhte die Attraktivität des jungen Christentums."
Wikipedia: Urchristentum

Kombiniert mit dem Weltuntergangsglaube resp. Erwartung des Erlösers

"In der christlichen Theologie bezeichnet Parusie (griechisch Δευτέρα, Παρουσία, parusía, "Gegenwart, Anwesenheit, Ankunft, Wiederkunft")[1] die erwartete Wiederkunft Jesu Christi und mit ihr die Vollendung der Heilsgeschichte, nämlich das Kommen des Reiches Gottes. Von den ersten Christen wurde die Parusie noch zu ihren Lebzeiten erhofft.[2] Die Parusieverzögerung wird in verschiedenen Schriften des Neuen Testaments thematisiert und auf verschiedene Weise gedeutet.

In der hellenistischen Philosophie beschreibt das Wort ursprünglich das wirksame Gegenwärtigsein (griech. παρά: daneben, dabei und ουσία: Dasein, Wesenheit)[3] von Gottheiten und Herrschern. Platon bezeichnet damit die Anwesenheit bzw. Gegenwart der Ideen in den Dingen.

Wikipedia: Parusie

Der Mahdi (arabisch ‏المهدي‎, Partizip Passiv mit der Bedeutung „geführt“, „geleitet“ bzw. „der Rechtgeleitete“; im Persischen und einigen arabischen Dialekten auch als Mehdi ausgesprochen) ist nach traditionell islamischer Glaubensauffassung der von Gott gesandte Erlöser, der in der Endzeit auftauchen und das Unrecht auf der Welt beseitigen wird. Im Koran finden sich keine klaren Aussagen über einen Messias, der am jüngsten Tag auftreten soll. Dennoch ist der Glaube an die Wiederkunft des Mahdi sowohl ein zentraler Bestandteil der schiitischen Konfession, als auch in den chiliastischen Erwartungen im sunnitischen Islam verbreitet und wird entsprechend in den kanonischen Traditionssammlungen in Form von Hadithen dargestellt."

Wikipedia: Mahdi

Diese "gottergebene Haltung " eines "Gott wirds richten" ist ungesund. Unabhängig davon ob jetzt das halleluja vom Himmel kommt, sollen wir das bestmögliche tun und für uns und unsere Nächsten schauen,
„Kein Problem wird gelöst, wenn wir träge darauf warten, dass Gott sich darum kümmert.“
Martin Luther King

Probleme sollten angesprochen werden dürfen, ohne das man exkommuniziert wird, oder wie das heisst!

Bin kürzlich auf Al-Ma'ari gestoßen, als ich in Ibn Warraq's Buch "Warum ich kein Muslim bin" geschmökert habe. So schreibt er:

Man soll die Behauptungen der Propheten nicht für wahr halten; es sind allesamt Erfindungen. Den Menschen ging es gut, bis sie kamen und das Leben verpfuschten. Die heiligen Bücher sind nur Sammlungen nutzloser Geschichten, wie sie alle Zeiten hervorbringen konnten und auch hervorgebracht haben.

Gut, das ist selbst mir etwas zu harsch gesprochen und würde ich so nicht stehen lassen. Dennoch eine sehr interessante Person und auch hier in diesem gerade Geschriebenen verbirgt sich einiges an Mut und auch ein Kern Wahrheit. Geboren wurde er schließlich um 973 irgendwo im heutigen Syrien.

Wikipedia: Abū l-ʿAlāʾ al-Maʿarrī

Gibt noch ein ganzes Dutzend mehr sogenannter Zindiq's (Häretiker) und Freidenker, sowie Ex-Muslime aus jener Zeit, welche hier aufzuzählen mir aber etwas zu müßig wären. Interessant ist jedenfalls, dass viele davon mit dem Manichäismus in Verbindung standen. Nicht wenige wurden aufgrund ihrer häretischen Ansichten hingerichtet. Selbst und gerade die progressiven und rationalen Mu'taziliten hatten ihre Minha, eine Art Inquisition, wie es sie auch in Europa gab. In diesem Zusammenhang ist sicher auch Ibn ar-Rawandi zu erwähnen, der letztlich die Konsequenzen aus dem rationalen Denken der Mu'tazila zog, welche die Ratio höher als die Offenbarung einschätzten. Dazu kann man sich auch das auf Englisch durchlesen:

Wikipedia: Ibn al-Rawandi#Primacy of the intellect

@libertarian
"Eines seiner Gedichte gibt seiner Sichtweise Ausdruck:
Sie alle irren – Moslems, Christen, Juden und des Zoroaster Legion. Die Menschheit kennt weltweit nur diese beiden: Den einen, mit Verstand wohl aber ohne Religion, Den andern, religiös, doch ohne Hirnarbeiten.[6][7]
Er wies jegliche göttliche Offenbarung zurück.[8] Seine Überzeugungen waren die eines Philosophen und Asketen, für den die Vernunft einen moralischen Leitfaden bereithält und Tugend Belohnung genug für sich selbst ist
"
Es gibt aber nicht nur dieses entweder oder, Du kannst Religion auch mit Hirnarbeit verbinden, gläubig bleiben ohne Hirnverlust!
Nur wird es dann schwierig sich auf eine richtige festzulegen.
Für mich haben die Religionen an und für sich einen Kern Wahrheit . Auf den könnte man auch mit reiner Naturbeobachtung kommen.

@lilit
Wie ich schon dazu sagte, vielleicht etwas zu harsch und einseitig. Aber seine Werke haben trotzdessen immerhin überlebt, was man von den Werken vieler anderer nicht sagen kann. Was wohl auch daran liegen mag, dass diese nicht zuletzt sehr ernsthafte Argumente erbracht haben dürften. Gibt aber sicher die unterschiedlichsten Gründe. Muss man alles historisch und geographisch zerteilen. Verschiedene Herrscher regieren unterschiedlich.

@lilit

lilit schrieb:Für mich haben die Religionen an und für sich einen Kern Wahrheit . Auf den könnte man auch mit reiner Naturbeobachtung kommen.

Ja, könnte man. Durch den Intellekt alleine eben. Aber dann sind Propheten, die das erst zeigen müssen und die alleine Wahrheit für sich pachten, doch ziemlich unnötig oder? Wenn man nur durch den Intellekt zur Wahrheit gelangen kann, ist eine offenbarte Schrift nicht mehr so relevant. Gemäß Ibn ar-Rawandi ist es nun so: Wenn dem Menschen der Intellekt gegeben ist, dann kann er alleine durch diesen zur Wahrheit gelangen und braucht dazu keine heiligen Schriften und das gerade dann, wenn diese dem durch den Intellekt Erarbeiteten auch noch widersprechen. Wenn sie dem Intellekt widersprechen, seien sie gar zu verwerfen.

@libertarian

libertarian schrieb:Wenn sie dem Intellekt widersprechen, seien sie gar zu verwerfen.

Dann müsstest du mal "Feuchtgebiete" verwerfen!:D

Lass doch die Schriften wie sie sind und als das nehmen was sie sind, uralt und möglichst unverändert und alte Sprache. Heilig für wen sie heilig sind, dieses gilt zu respektieren.
Heilige Schriften gibt es angefangen bei den veden , Götter- und Übergott seit jeher verbreitet, das hat nichts mit mangelndem Intellekt zu tun, manchmal Schützt Intellekt ohne jegliche Religion/Glaube vor Missbrauch von Regeln und Ethikverlust nicht!

@lilit
Da magst du nicht ganz Unrecht haben. :) Aber blinder Glaube wiederum kann gerade auch zu sehr Ungutem führen. Für mich hat etwa gerade das hier auch ein wahren Kern:

Man soll die Behauptungen der Propheten nicht für wahr halten; es sind allesamt Erfindungen. Den Menschen ging es gut, bis sie kamen und das Leben verpfuschten. Die heiligen Bücher sind nur Sammlungen nutzloser Geschichten, wie sie alle Zeiten hervorbringen konnten und auch hervorgebracht haben.

libertarian schrieb:Da magst du nicht ganz Unrecht haben. :) Aber blinder Glaube wiederum kann gerade auch zu sehr Ungutem führen.

Sieht man zu Genüge. Extremprediger nehmen sehr viel Einfluss ,
"Normalgläubige" sind eigentlich nicht blind.

Die monotheistischen Religionen sprachen vor tausenden von Jahren vom baldigen Weltende.
Ist es gekommen?

Es ist genauso wenig gekommen, wie laut Kommunismus die kapitalistische Welt bald untergehen würde oder wie laut (früher) grüner Bewegung die natürliche Umwelt und damit auch der Mensch bald untergehen würde.

Eschatologie ist so eine problematische Sache!