@Optimist Optimist schrieb:Mal ein Bild:
Familie (als Oberbegriff) -> diese besteht aus Vater, Mutter und Sohn.
-> entspricht das der Trinität oder nicht?
Nein, das sind einfach drei verschiedene Menschen, wie ähnlich sie sich auch sein mögen.
In der Zwillingsforschung hatte man mal gemeint, sowas wie "Identität" finden zu können, wenn zwei von Geburt an getrennte Zwillinge sich dennoch bis in Details gleich verhielten. Auch am Klonen hängen manche ähnliche Vorstellungen. Womöglich kommt dies dem nahe, wie "eins" die Drei zu denken sind.
Mehrere Götter gibts oft, auch als "Familie". Aber in der Regel denken und agieren sie in der betreffenden Mythologie als voneinander verschiedene Persönlichkeiten mit ihren eigenen Anliegen. Wenn man sich drei solcher Götter vorstellt, mit einer höchsten Übereinstimmung des Denkens und Wollens und Agierens, dann hätte man vielleicht schon eine gewisse Vorstellung. Aber eben ihr ganzes Wesen muß "eins" sein, auch ihr "Gottsein". Das ist ein bisserl wie "Unendlich", wir können "unendlich" sagen und wissen ungefähr, was gemeint ist, aber "unendlich" wirklich vorstellen, das können wir nicht.
Einen einigen Gott in drei Personen dürfte sogar schwerer vorstellbar sein, "unendlich" ist uns als Konzept immerhin vertraut, und der Kontrast zu "endlich" ist auch simpel.
Optimist schrieb:Vater : Sonne (keine Person) -> Sohn: Sonnenschein/Lichtstrahlen (auch keine Person)
Wie ich sehe, hast Du nicht nach Emanation gegoogelt. Tatsächlich sind die Strahlen der Sonne eine Emanation der Sonne. Und wenn wir die Sonne sehen, sehen wir sie in Form der Strahlen. Sobald wir die Strahlen als etwas eigenständiges betrachten, haben wir auch noch die "Hypostase" von der ich sprach. Quasi, der Sonnenkörper ist eine Hypostase, die Sonnenstrahlen sind eine, zusammen sind sie das "Wesen Sonne" (physikalisch: das System Sonne). Oder auch:
beide sind sie das "Wesen Sonne", jeder für sich ist es. Und doch sind sie es auch zusammen bzw. erst richtig zusammen.
Optimist schrieb:Lt. Bibel sagt doch Jesus von sich, dass sein Vater „größerr“ ist als er . Das sehe ich als Rangfolge, oder wo habe ich hier meinen Denkfehler?
Richtig, auch solche Aussagen gibt es. Also mußt Du sehen, wie Du sie mit anderen zusammendenken kannst. Etwa daß der Sohn als Person geringer ist als der Vater, zumindest in seiner irdischen Existenz. Aber als Gott ist er nicht getrennt/eigenständig, und nicht geringer.
Desweiteren ist Jesus als sein Sohn auch göttlich, wird auch als EIN Gott bezeichnet, steht jedoch in der Rangfolge – so wie ich es der Bibel entnehme – über den Engeln, jedoch unter dem Vater.
Unter dem Vater? Wo? Dagegen sehe ich noch immer den Hymnus: es gibt nur einen Namen, vor dem sich alles wird beugen müssen, und den hat der Sohn empfangen. Wo ist da noch der Unterschied zur Macht des Vaters? Weil Christus empfangen hat? Nicht wirklich ein Unterschied.
Optimist schrieb:Könnte man so sehen, wenn Jesus irgendwer wäre. Da Jesus jedoch der geistige Sohn Gottes ist (im übertragenenen Sinne sein „Fleisch und Blut“), sehe ich es in DEM Falle nicht als Beistellung eines x-beliebigen Gottes oder gar Götzen an.
Also im Polytheismus werden auch Götterzwillinge als zwei gezählt und nicht als einer. Familienbande und Seelenverwandschaft machen aus zwei noch nicht eins.
Deshalb auch meine Metapher mit Sonne und Sonnenstrahl. Das Sonnenlicht ist nicht beigestellt oder parallel zur Sonne zu sehen, sondern das Licht gehört zur Sonne, geht von ihr aus (so wie auch Jesus vom Vater ausgeht).
Diese Metapher füllst Du dann aber schlecht, wenn für Dich das so ist wie die Blutsverwandtschaft und existentielle Verbundenheit eines Vaters mit seinem Sohne (Seht, mein Sohn! - er hat gerade Papa gesagt!!!) Ein Mann ist vollständig, auch wenn er einen Sohn hat und diesen "ein Teil von mir" nennt. Er wäre auch ohne diesen Sohn vollständig. Eine Sonne hingegen ist ohne Strahlen eben keine Sonne (ok: ne erloschene Sonne).
Pertti