zweiter schrieb:um so einen telepathie- fall zu beweisen, müßte man aber ja einen beispiel folgen.
Nicht einem, sondern Tausenden, wenigstens ein paar Hunderten. Evidenz basiert auf Daten, nicht auf Einzelfällen. Das ist der Knackpunkt.
Denn gerade in einem Einzelfall der zur Erforschung deinen soll, weiß man ja nicht, was genau passiert ist. Jedes Phänomen sollte so behandelt werden, als würde man ein Medikament testen. Diese werden auch an einigen Hunderten Probanden ausprobiert.
In Sachen Krankheiten und Gesundwerden gibt es ja auch das Problem, dass einer alleine nie weiß, ob er nicht einfach ganz von alleine gesund geworden wäre, oder eben ein bestimmtes Mittel geholfen hätte. Oder Placebo. Oder doch Omas Hühnersuppe.
Auch ein behandelnder Arzt könnte das nicht sagen.
Erst wenn ich das eine Mittel, das ich testen möchte, isoliert teste, also, nichts anderes dazu gebe, und das auch noch bei sehr vielen Testern, dann kristallisieren sich allmählich die Wirkungen und die Nebenwirkungen heraus.
Daneben muss ich noch eine Testgruppe führen, die Placebos erhält, um eben auch den Zufall, den Placebo-Effekt, erkennen zu können.
Am idealsten wäre noch eine dritte Gruppe, die nichts erhält, um ebenfalls Placebo oder einfach ganz "natürliches" Gesunden zu erkennen.
Außerdem muss man "doppelt verblinden", wie es so schön heißt. Es dürfen weder Probanden noch derjenige, der das Mittel verabreicht, und die Resultate zählt, wissen, wer was bekommt. Um eben subjektive Fehler auszuschließen. Die sind nämlich fast immer der eigentliche Hemmschuh wenn es um Erkenntnisgewinn geht.
Das alles wird von einem weiteren, neutralen Beobachter beobachtet, gezählt (Daten gesammelt), dokumentiert und ausgewertet.
Das Prinzip kannst Du auf jeden anderen Forschungsgegenstand umlegen. Mit dieser Methode lassen sich gut Zufälle und Placebo-Effekte (hier: Schlussfolgerungsfehler, Wahrnehmungstäuschungen, etc) von echten Ergebnissen trennen.
Aber genau das macht ja kein Einzelfall. Die meisten, die hier aufschlagen, wissen noch nicht einmal darüber Bescheid, dass ein Einzelfall, außer als Beispiel (dazu aber später) keine Daten darstellt. Oder wollen es einfach nicht wissen, genauer gesagt, wahrhaben.
Von der Doppelverblindung mal ganz zu schweigen. Leute, die meinen, sie könnten etwas, das aber allen Naturgesetzen widerspricht und noch nie belegt worden ist, stellen ja in der Regel gleichzeitig drei Personen auf einmal dar: 1. sind sie die Behaupter 2. ihre eigenen Versuchspersonen 3. ihre eigenen Beobachter und Auswerter.
Da ist ein Interessenskonflikt mit Täuschungen jder Art geradezu vorprogrammiert.
Dann muss man sich nicht wundern, dass sie stets meinen, ihr Gefühl wäre ein "Beweis" dafür, dass ihre Vermutung richtig sei.
Ein Einzelfall ist für zwei Fälle allerdings doch zu gebrauchen:
1. Um überhaupt einmal auf ein bestimmtes Phänomen / Problem aufmerksam zu machen.
2. Um eine Theorie zu demonstrieren, nachdem diese aufgestellt wurde (aber erst, nachdem die entsprechende These bereits gründlich überprüft und belegt worden ist).
Wenn ich zB schon weiß, wie Masern aussehen, dann kann ich sie auch von Pocken oder Scharlach unterscheiden. Und dann kann ich auch einen Einzelfall mit Masern vorführen, um aufzuzeigen, wie Masern nun mal aussehen (können).
Nicht anders ergeht es unseren Telepathen, Hellsehern und Co. Sie stellen jeweils Anekdoten (Einzelfälle dar), wobei sie, diese Personen, eben auch die Einzelfälle sind, nicht nur ihre Erlebnisse. Dh, auch wenn dieselbe Person mehrmals ein ähnliches, Erlebnis hatte, dass sie sich immer mir derselben, aber immer unbelegten Vermutung erklärt, so handelt es sich dabei immer noch um ein- und dieselbe Sache. Die natürlich auf ein- und demselbem Fehler oder denselben Fehlern beruhen kann.
Wer also meint, man könne Ereignisse vorhersehen, meint etwas, das noch keiner dieser Behaupter je hat belegen können. Hellsehen und Telepathie, etc sind eben nicht belegt, egal, wie viele Leute wie oft meinen, sie würden das können.
Die meisten dieser Meinenden überprüfen ja ihre Vermutungen nicht noch einmal extra. Überlegen sich nicht, wie sie ihre Erlebnisse anders erklären könnten. Schon gar nicht, rational erklären könnten. Im Gegenteil: sie wehren sich gegen andere, vernünftige Erklärungen. Die aber erforscht, belegt und richtig sind.
Falsifizieren ist schon mal gar nicht. Egal, wie falsch ihre Thesen sind, wie oft sie von anderen widerlegt wurden, nix da, sie schleppen sie einfach weiter mit. Lieber trennen sie sich von der Vernunft, von den Vernünftigen, statt von einer falschen These.
Sieht man hier ja immer wieder, nicht wahr?
Da kommt wer rein, erzählt diverse Erlebnisse, fragt, warum das wohl so sei, und ist sofort empört, beleidigt und nicht selten auch beleidigend, wenn er dann vernünftige, richtige, faktisch belegte Erklärungen erhält. Niemand hier denkt sich ja Begriffe und Dinge wie Wahrnehmungstäuschungen a la selektive/verzerrte Wahrnehmung, False Memory, Bestätigungs- und andere Schlussfolgerungsfehler einfach aus. Die sind längst erforscht, bekannt und einfach real vorhanden.
Nur scheint dieses Wissen um jene menschlichen Irrungen noch nicht bis zu den Sonderbegabten vorgedrungen zu sein oder sie blocken es ab.
Nahezu alle Leute, die meinen, sie wären sonderbegebabt, lassen sich nämlich ihre Behauptungen nicht überprüfen, und die, die es tun, scheitern. Ein ziemlich zuverlässiges Indiz dafür, dass diese Behauptungen nnun mal nicht wahr sind. Dass die Behaupter sich irren (Betrüger ausgenommen).
Und genau dieses patout keine andere Erklärung sehen wollen, macht Gläubgie aller Art einfach blind gegenüber der Realtiät. Und Diskussionen mit ihnen unmöglich.