@kastimo:
Ich mache es mir wahrlich nicht einfach. Ich mache es mir oftmals sogar schwerer, als es sein müsste. Was weißt du schon von mir?
Wenn ein Christ und ein Muslim als beide Gottergebene Menschen, je nach ihrem Glauben leben, oder sich bemühen nach Gottes Willen zu leben, den Nächsten zu lieben, zu vergeben, statt zu vergelten, den Armen gedenkt, jeder auf seine Art betet, der eine kniet, der andere wirft sich nieder, gute Werkte tut, eigene Fehler bereut usw... Dann ist das zwar nicht das gleiche, aber es ähnelt sich sehr.
Ob man sich als Diener fühlt oder als Kind Gottes, mag dabei keine große Rolle spielen. Auch Namen sagen nicht all zu viel aus, ob man Gott nun Jahwe nennt, oder Jehova, einfach nur Gott, oder himmlischer Vater, Abba, Allah oder wie auch immer, darauf ja kommt es nicht an.
Und ich gebe dir auch Recht, die Propheten waren auch Diener Gottes. Wenn du meinst, ich betrachte das Niederwerfen vor Gott nur als physische Handlung, da irrst du dich. Und wenn du meinst, sowas kenne ich nicht, irrst du dich auch. Es ist bei mir zwar nicht regelmäßige Gewohnheit und auch nicht 5 x am Tag, aber es gab auch schonmal einige wenige Ausnahmesituationen in meinem Leben, ja wo ich mich vor Gott niederwarf, auf den Fußboden gelegt habe, als Zeichen meiner Demut vor ihm und weil mir danach innerlich verlangte. Von daher weiß ich um diese Erfahrung sehr wohl !
Ich halte es aber persönlich für mich nicht als unbedingt notwendig mir so etwas 5 x täglich selber aufzuerlegen, um etwa eine Pflicht zu erfüllen (Und da ich kein Moslem bin, kenne ich das auch nicht als Pflicht), sondern ich tue das, wenn ich das innere Bedürfnis danach habe. Allerdings, das gebe ich zu, das ist selten. Aber es ist mir nicht unbekannt.
Nunja, meine Art zu beten hat mit Fussball, da mich Sport und Spiele ohnehin nicht sonderlich interessieren auch nichts zutun. Ich bin eher etwas der Kontemplation zugeneigt. Da ist es eine Art innere Versenkung, ob liegend, stehend, sitzend oder kniend ist mir da nicht so wichtig. Und selbst Worte formen ist dabei nicht wichtig. Gott sieht ohnehin in mein Herz und weiß um alles. Es ist ein Aufladen, es ist ein sich Verbinden mit der Gottheit, naja kann ich nicht gut beschreiben...
Aber mal abgesehen von den Ähnlichkeiten zwischen einem gläubigen Christen und einem gläubigen Muslim, ich sehe da trotzdem schon noch einen Unterschied, ob ich eine persönliche Beziehung zu Gott als Vater haben darf als sein Kind, oder nur als sein Diener und ihn als Herrn und Herrscher zu sehen.
Ich bin davon überzeugt, dass mit den Worten aus dem Koran "Gott hat keinen Sohn" nur die rein menschliche Vorstellung einer Vater-Kind /Vater-Sohn-Beziehung gemeint sein kann. Im geistigen Sinne sind alle Menschen Gotteskinder, sie sind seine Erzeugnisse, hervorgegangen aus seinem Willen, seinem Wunsch und seiner Liebe und Allmacht. Also nicht leiblich-fleischlich betrachtet, sondern geistig. Nur damit daraus nicht eben wieder so rein menschliche, falsche Vorstellungen hervor gehen, als ob Gott ein Mann wäre, der um Söhne und Töchter haben zu können auch einer Frau bedürfe usw... hat Allah gesagt, dass Gott keinen Sohn (dem Fleische, nach menschlichen Vorstellungen) habe. Anders kann das nicht gemeint sein. Das macht für mich auch wieder Sinn.
Daraus zu folgern, dass niemand ein Kind Gottes sein könne und Gott auch niemandes Vater, weil Gott ja keinen Sohn hat (nicht nur den einen Namens Jesus nicht, sondern überhaupt keinen) ist meines Erachtens wieder eine Art Überinterpretation aus der rein wortwörtlichen zu Ernstname, aus Ehrfurcht heraus... Wenn es Gott ja so gesagt hat, dann muss es auch auf allen Ebenen so stimmen und kann also nicht anders sein...
Vieles, all zu vieles kann man nur verstehen, wenn man sich tiefer mit den Dingen und auch Worten im jeweiligen Zusammenhang beschäftigt. Sonst kommt oftmals nämlich nur der barste Unsinn dabei heraus, wenn man alles nur und ausschließlich rein wortwörtlich nimmt. Das ist genaus wie das rein wörtliche Befolgen einer Gebetsanordnung zum Niederwurf. Wenn man geistig bei anderen Gedanken ist und es nur macht, weil es so angeordnet ist, hat es so gut wie keinen Wert !
Der Niederwurf soll einen zur Demut hinleiten. Ich bin eigentlich Nichts, wenn Gott mir nicht beistehen würde, wenn Gott nicht laufend wollte, dass ich sei, wäre ich schon nicht mehr usw.... Die reine Pflichterfüllung weil es so angeordnet ist, ohne mit dem Herzen dabei zu sein, ist sinnlos !
So sehe ich das. Und so in etwa sehe ich es auch in Bezug auf das Vater-Kind-Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen. Dass Gott keinen Sohn hat, ist Unsinn, er hat sogar recht viele Söhne und Töchter. Nur es sind eben keine leiblichen, fleischlichen Nachkommen die Gott mit einer Göttin gezeugt hat, denn das ist auch wieder Unsinn. Das Geistige dahinter zu verstehen, ist nicht immer leicht. Da macht es aber einen Unterschied, ob ich Diener bin und Gott ein Herr(scher) oder ich sein Kind und Gott mein (geistiger) Vater.
Und dieses innige Verhältnis das uns an Gott bindet und Gott an uns, das vermisse ich ein wenig im Islam. Das kommt vor lauter Ererbietung und Niederwerfung etwas zu kurz. Nicht, dass ich euch Muslimen das etwa vorwerfen wollte, das nun nicht und das hat auch seine Berechtigung, aber der Unterschied zwischen Diener und Kind ist nicht ganz unerheblich. Die Beziehung ist eine ganz andere. Rein äusserlich mag das nicht wesentlich auffallen, aber wenn ich mal mit einem Moslem zusammen beten würde, dann würde dieser es merken !