Wie ist die Stellung der Frau im Islam und Christentum
04.10.2009 um 10:01
Vielleicht wäre es einen Thread wert mit der Frage: Was ist Islam?
Vieles was bei Muslimen auch eine große Rolle spielt ist die Tradition, welche sie aus ihren Heimatländern mitbringen. Und vieles an Kultur, Tradition und Religion hat sich über Jahrhunderte vermischt. (Und das ist bei uns nicht anders).
Von daher wird wert darauf gelegt, dieses kulturelle Erbe traditionell fortzusetzen, auch wenn es nichts, oder nur wenig mit Islam zutun hat, oder nur indirekt.
Ich meine, gucken wir uns doch mal unsere Bräuche, unsere Kultur und unsere Traditionen an und was daraus geworden ist - und was das eigentlich mit Christentum zutun hat?
Gut, Christen feiern Weihnachten. Das Fest der Geburt Jesu. Das würde ich ja noch als Christlich betrachten. Biblisch hingegen ist es nicht, weil Jesus nie gesagt hat, man solle seinen Geburtstag feiern. Aber unbiblisch ist es auch nicht, weil Jesus auch nicht gesagt hat, man solles es nicht feiern.
Aber was hat ein Weihnachtsbaum, der Weihnachtsmann, ein Adventskranz, ein Adventskalender und eine Bescherung am Heiligabend damit direkt zu tun?
Was hat ein Osterhase, bunte Ostereier mit dem Fest der Auferstehung Christi zu tun? Was hat eine Fronleichnamsprozession mit Jesus zutun? Was hat ein Erntedankfest mit Jesus zutun usw...?
Natürlich gibt es da Erklärungen, wie das so zustande gekommen ist. Ein Christentum, das weder Weihnachten noch Ostern feiert, wäre kaum denkbar, aber im Prinzip, nur mal auf die reine Lehre bezogen, hat das an sich wenig mit Christsein zutun. Christentum ist in der Hauptsache ein Glaube, der sich an der Lehre Jesu orientiert. Nur das alleine mal für sich genommen, käme auch ohne Weihnachten mit Tannenbaum und Adventskranz, ohne Osterhasen und bunte Eier aus. Es wäre nur ein von der kirchlichen Tradition abgelöstes, anderes und sehr befremdlich vorkommendes Christentum.
Ähnlich ginge das auch in Bezug auf den Islam. Wenn man sich wirklich einmal fragen würde, was ist wirklich Islam an dem, wie Muslime leben, auf die reine Lehre aus dem Koran bezogen, und sich alles andere mal wegdenkend, wird man auch auf einige wenige Grundlagen stoßen, die auch ohne das traditionelle Brauchtum denkbar wären. Da wären die fünf Säulen des Islam zu nennen, als Beispiel. Darin kommt aber das Kopftuch nicht vor.
Da wäre eine ehrliche Grundhaltung gegenüber Gott und den Mitmenschen zu nennen. Das "wie" wird hier aber weitestgehend dem einzelnen überlassen.
Gerade Muslime, die hier mit einer westlichen und vornehmlich christlichen Prägung aufgewachsen sind und später zum Islam gefunden haben, zeigen, dass Islam auch möglich ist, ohne den kulturellen Hintergrund zu haben. Wenn man es auf die rein koranische Lehre bezieht.
Eigentlich - aber das ist nur meine Meinung, hätte der Koran an sich genügt. Warum gerade diese umfassenden Hadithesammlungen, von denen bis heute nicht eindeutig sind, welche authentisch sind und welche nicht, noch zusätzlich eine so wichtige Rolle spielt, weiß ich nicht. Wenn der Koran Wort Gottes ist, müsste das eigentlich genügen. Aber es wird noch vieles weitere an Fragen des Lebens durch die Antworten des Propheten Mohammed erörttert, dass man bald meinen könnte, was der Prophet sagt, ist genauso wichtig als habe es Gott durch ihn selbst gesagt. Es ist genauso verbindlich !
Das erinnert mich an vieles, was im Christentum erst einmal auf die Aussagen und Lehren Jesu bezogen wird und im gleichen Zuge dann plötzlich auch Aussagen eines Petrus und eines Paulus hinzugenommen werden, die genauso wichtig sind, genauso gültig, als wenn Jesus durch diese Personen selbst noch zusätzlich zu seiner Lehre weitere Dinge angeordnet hätte die ebenso verbindlich sind !
Eine Religion muss sich auf einige wenige wichtige Grundsätze beschränken. Sobald sie zu einem etliche hunderte Paragraphen dicke Gesetzessammlung wird, wird sie kaum noch lebbar sein, verliert sie ihre Lebendigkeit. Wird es auch dem Menschen zu mühsam, alles zu beachten und zu befolgen, das macht müde, träge und schwerfällig. Und Gott will das ganz sicher nicht, uns unnötige Bürden auferlegen, sondern Gott will es uns leicht machen.
Alles andere, über diese Grundsätze hinaus, ist meiner Ansicht nach Beiwerk. Da der Mensch ein unverwechselbares, einzigartiges Wesen ist, ein Individuum, muss auch die Religion den individuellen Menschen berücksichtigen in seiner freien Entfaltung und muss ihm einen gewissen Handlungsspielraum erlauben, der auch nicht zu neg geschnürt ist, weil der Mensch sich sonst eingezwängt fühlt und eher die Tendenz dazu hat, sich aus einem solchen Normenkorsett zu befreien.
Ich kann mir nur einen Gott vorstellen, der sich daran freut, wenn sich die Menschen auch freuen, an IHM, an ihren Mitmenschen und an sich selbst, an ihrem Leben, ihren Werken und an der göttlichen Schöpfung. Und Freude ist kaum möglich, wenn man in einem Normenkorsett voller Regeln und Satzungen zu sehr eingesperrt wird, weil man in jeder Lebenslage irgend etwas zu beachten hat.
Vieles ist zudem Auslegungssache. Dass eine Frau einen Mann zB. nicht unnötig reizen soll, versteht sich für einen gläubigen Menschen von selbst. Aber niemand käme deshalb auf die Idee, dass Frauen sich deshalb die Haare bedecken sollen. Niemand käme auf die Idee, deswegen Männer und Frauen wo immer möglich, voneinander zu trennen. Im Gebet ihnen einen Extraraum zu geben, damit man von ihnen nicht unnötig abgelenkt wird, oder beim Schwimmen usw...
Gott hat uns auch keine getrennten Sphären gegeben und den Adam auf die nördliche Erdhabkugel gesetzt und Eva auf die südliche und am Äquator durften sie sich dann, wenn sie das Bedürfnis hatten, sich zu lieben, dann mal ausnahmsweise begegnen...
Es ist allerdings auch bei uns noch nicht so lange her, da durften Männer und Frauen auch in der Kirche nicht gemischt sitzen, da war die eine hälfte der Kirchenbänke nur für Frauen und die andere nur für Männer. Und auch das gemeinsame Baden war früher ebenfalls geschlechtlich getrennt. Es war unsittlich, miteinander in einer öffentlichen Badeanstalt oder an seinem See zu schwimmen.
Daraus aber dann Glaubensnormen zu formen halte ich für generell falsch, weil das den Menschen zu sehr einengt. Das wären Bereiche wo ich für mich sage: Das muss jeder für sich individuell entscheiden. Bei anderen Dingen wiederum, wenn es um die Grundlagen geht, ist es nicht mehr eine Frage der individuellen Entscheidung. Denn dann könnte ja jeder seine eigene individuelle Religion formen ganz wie er will. Das ist nicht Sinn der Sache.
Grundlagen stehen fest, darüber kann man nicht diskutieren, aber da wo etwas einer Auslegung bedarf, kann es nicht fest stehen, weil es sonst gar keiner Auslegung bedürfte. Also da fängt für mich dann der ganz individuelle Glaubensweg an und das finde ich auch sehr viel spannender als wenn alle Menschen sozusagen durch göttliche Anordnungen, gleichgeschaltet würden. Das wird dem Menschen eben weil er ein Individuum ist, gar nicht gerecht, weil wir nicht alle gleich sind. Wenn also jemand sagt: In diesem Punkt habe ich die Sache so für mich entschieden, diesen Weg will ich daher gehen und ein anderer sagt, ich hab mich dahingehend anders entschieden und gehe jenen Weg - Würde ich sagen: Beide Wege sind gut, weil in beiden Fällen jeder sich damit auf seine ganz individuelle Weise auseinander gesetzt hat und eine eigene Entscheidung getroffen hat.
Jeder hat für sich Dinge abgewogen. Jeder ist anders. Und jeder muss sich entfalten dürfen. Religion muss einem Räume erschließen und nicht verschließen. Glaube muss frei machen und sollte nicht einengen. Und Glaube sollte immer auch den individuellen Menschen berücksichtigen und diesem Entfaltungsraum geben. Er sollte einen aber nicht in eine Freiheit entlassen, die einem Niemandsland gliche, wo man ohne Hinweise nur herum irren würde und keine Orientierung mehr findet. Das wäre kein guter Zug. Denn die völlige Freiheit würde uns orientierungslos machen, würde uns überfordern. Der Mensch weiß eben nicht immer aus sich selbst heraus, wo es lang geht, weiß nicht von Geburt an, was Gut und Böse ist. Also Richtungsweisend und Orientierung gebend, Hinweisend auf den richtigen Weg.
Kann sich Islam damit identifizieren? Gibt der Islam jedem einzelnen diese Freiheiten? Und ist das, was man aus seiner Tradition, seinem Kulturkreis kennt alles Islam oder ist da nicht doch auch vieles Beiwerk aus allerlei Gebräuchen? Wäre Islam auch anders lebbar? Diese Frage stelle ich mir.
Und zwar auch deshalb, um jenen, die dem Islam in der westlichen Welt nicht feindlich gegenüber stehen, sondern an sich auch etwas abgewinnen können, aber sich mit dem ganzen kulturellen und traditionellen Beiwerk kaum identifizieren können, das Praktizieren von Islam, auf eine etwas andere Art auch möglich zu machen. Christentum ist auch praktizierbar, wenn man kein Latein gelernt hat, wenn man keiner Kirche angehört. Wäre ein Islam also auch mit einem anderen kulturellen und traditionellem Bestandteil überhaupt denkbar? Oder gehört Brauchtum, Tradition und Kultur der islamischen Länder unbedingt mit zum Islam? - Dann wäre der Islam allerdings nicht wirklich in die westlichen Länder integrierbar. Eben weil der Westen einen völlig anderen kulturellen Hintergrund hat. Wenn dieser Spagat nicht gelingt, wäre Integration für mich gescheitert.