McPane schrieb:Ist doch wohl offensichtlich.
Anderes Bsp.: Die Frage ist, ob es eine gerade oder ungerade Anzahl von Bäumen auf unserem Planeten gibt.
Du sagst: "Ich glaube, die Anzahl ist ungerade." Und definierst damit eine überprüfbare Aussage über einen Fakt.
Der Andere sagt auf diese Aussage hin: "Ich glaube nicht, dass die Anzahl eine ungerade ist." Das bedeutet aber eben nicht, dass er meint, dass die Anzahl eine gerade wäre. Nein, es bedeutet nur, dass er deiner Aussage nicht zustimmt, bis dass ein tatsächliches Ergebnis vorliegt. Er kann zum jetzigen Zeitpunkt keine gültige Aussage treffen.
Jetzt besser?
Den Klassiker brachte schon
@Snowman_one - er ist aber an meiner Frage vorbei, eigentlich auch an der Sache. Also nein, damit erklärt sich der Unterschied nicht.
Zum Einen geht es hier darum ob jemand einem anderen vertraut, glaubt. Das ist aber ein Feld für sich. Zum anderen sind die beiden Aussagen folgender Struktur:
Ich glaube, das XYZ.
Ich glaube nicht, das XYZ.
Das es da einen offensichtlichen Unterschied gibt, braucht man mir nicht erklären. Was da gezeigt werden soll, nämlich das es Folgendes einen Unterschied darstellt:
Ich glaube, das die Zahl der Bäume nicht gerade ist.
Ich glaube nicht, das die Zahl der Bäume gerade ist.
Genau das wird nicht gezeigt. Es wird irgendwie angedeutet, dass das Erste irgendwie eine feste Überzeugung wäre (dann sind sie ungerade), während das Zweite das nicht bedeuten soll. Warum auch immer. Und auf Existenzfragen lässt sich das überhaupt nicht mehr anwenden. Das Thema ist doch aber jetzt erschöpfend behandelt?
FlamingO schrieb:In den meisten Fällen wird es sich wahrscheinlich dergestalt darstellen, dass zunächst einmal der familiäre und sozio-kulturelle Hintergrund die Gläubigkeit oder den Atheismus einhegen und einen Grundstein für oder gegen eine religiöse Überzeugung legen; soweit und so wichtig die primäre Prägung der ersten Lebensjahre.
Sicher, aber wie du selbst beschreibst, ausreichend ist das als Erklärung nicht. Ich bin ja das lebende Gegenspiel, meine Ganze Sippschaft ist atheistisch - in dritter Generation. Alle Großeltern, beide Eltern, alle Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins. Und um das Fass voll zu machen kommen noch die gesamte Peer Group hinzu, alle Freunde in der Teenager Zeit Atheisten. Trotzdem bin ich keiner geworden.
FlamingO schrieb:Dieser Staunen machende Anblick einer Blume, die sich selbst in einer Betonwand einer versmogten Stadt einen Spalt bahnt und wächst, lebt. Bei sowas fängt das Denken an ... über eine Planmäßigkeit, Gerichtetheit, Etwas.
Das ist nun schlecht ausgedrückt, stimmt aber doch, @paxito .
Das ist wunderbar ausgedrückt und das was ich als Erfahrung von Ehrfurcht und Glück bezeichne.
FlamingO schrieb:Trotzdem hat aber der Zweifel und - ja - die Vernunft mein Denken schließlich immer wieder in die Bahnen gelenkt, die alle Naturphänomene erklärbar machen rsp. machen können. Denn die Welt hat nun mal nicht all die wunderbaren Eigenschaften, die einem göttliches Wesen der Sage nach innewohnen (ich beziehe mich jetzt von meiner Warte aus sozialisiert auf den abrahamitisch-christlichen Gott).
Muss sich das widersprechen? Sind wir Menschen nicht fähig mit dem Paradoxen zu arbeiten? Was ist Liebe anderes als das nichtliebenswerte zu lieben, Hoffnung anderes als das unwahrscheinliche zu erwarten? Wir Menschen stecken voller Widersprüche, das macht uns menschlich. Gestatte dir selbst, wir uns selbst, den inneren Widerspruch.
Zu deiner Blume, warum soll ich darin
aus Vernunft nicht die schöpferische Kraft Freyas erkennen? Weil ich soviel über Pflanzen, Biochemie und Biologie weiß? Löscht denn meine Vernunft meine Ehrfurcht aus? Zumindest für mich gilt das Gegenteil. Je mehr ich weiß, desto mehr imponiert mir diese Welt. Für dich scheint die Vernunft die Welt eher zu entzaubern?