Noumenon
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Gott und Religion sind Unsinn?
19.07.2021 um 00:43Wurstsaten schrieb:Ich hab irgendwo mal gelesen, dass [Gödel's Gottesbeweis] ursprünglich nur ein Lehrbeispiel aus einer Vorlesung war.Ja, sehr gut möglich. Der Beweis ist ja grob bei Wiki skizziert:
Wikipedia: Gottesbeweis#Kurt Gödel
Und in der Logik geht es in der Regel um formales Schließen, wo man sich nicht von der Semantik bzw. Bedeutung in die Irre führen lassen darf. Ich erinnere mich leider nur sehr, sehr dunkel an ein ganz ähnliches Beispiel bzw. an eine Logikaufgabe, wo es darum ging, aus (semantisch unsinnigen) Annahmen den richtigen (aber semantisch ebenfalls unsinnigen) Schluss zu ziehen. Es ist aber nicht allzu schwer, so ein Beispiel schnell zu konstruieren:
Definition: Ein Tisch, der rot ist, ist eine Giraffe.
Axiom 1: Alle Giraffen können fliegen.
Axiom 2: Kein fliegender Tisch kann schwimmen.
Theorem: Alle roten Tische sind Nichtschwimmer.
Ich hatte mich selbst mal ein bisschen mit Modallogik beschäftigt und auch Mathematik studiert, auch wenn ich die Logikvorlesung nach der Hälfe geschmissen hab', weil es einfach richtig harter Tobak ist und weit über das hinausgeht, was der Laie oder ein Student anderer Fachrichtungen (bspw. Informatik oder Philosophie) so kennt und gewohnt ist. Es genügt aber auf jeden Fall, um etwa das Niveau von Gödel's Gottesbeweis einschätzen zu können. Und das ist ziemlich moderat und könnte locker als Übungsaufgabe in einer Logik-VL des Studiengangs Mathematik gestellt sein. Man muss halt ein bisschen mit den Operatoren der Modallogik (Raute & Quadrat) vertraut sein, die formallogischen Schlussregeln kennen und darf sich halt nicht zu sehr von der Semantik verwirren lassen, das ist alles.
Und ansonsten wäre es auch eine schöne Übungsaufgabe, in den Definitionen und Axiomen von Gödel's Gottesbeweis einfach mal die Begriffe "göttlich" durch "teuflich" und "positiv" durch "negativ" zu ersetzen.