AfD
09.02.2021 um 19:55Infidel schrieb:Das behauptet man seit Jahren, auch zu der Zeit von Bernd Lucke und das ist Blödsinn. Dasselbe behauptet der ein oder andere auch über die FPÖ, Rassemblent National (ehemals Front National) und andere rechtspopulistische Parteien und auch da ist es dumm und zwar im wahrsten Sinne des Wortes dumm den Wählern per se Rechtsextremismus zu unterstellen oder, dass sie alle dumm seien.Da muss ich leider, so sehr ich die AfD derzeit kritisch beäuge, zustimmen.
Ich weiß nicht wo jeder politisch steht, der das äußert. Ich glaube je mehr links man steht, umso einfacher wird die Behauptung oder Sicht aus einer jeweils anderen Bubble heraus.
Ich denke aber, die Wahrheit ist grauer als schwarz oder weiss, bzw. komplexer und vielschichtiger - wenn man denn mehr als plakative / simplifizierte Äußerungen will.
Offen und unproblematisch gebe ich zu, diese Partei früher mal gewählt zu haben, als der Anstrich/Fokus ein anderer war. Die "Lucke-Petry-Gang".
Ja, klar konnte ich nicht ausschließen, dass auch spezielle Pappenheimer in der Partei sind oder mit ihren Wählerstimmen da ihr Seelenheil suchten. Ich fand damals aber einige in den Vordergrund gestellte Punkte, mit Abgleich der aus meiner Sicht damals empfundenen Probleme, durchaus öffentlich diskutabel. Also, dass man darüber sprechen sollte statt "alternativlos" irgendwas zu verfolgen. Man kann fast alles anders machen. War ich da jetzt mitsamt mancher Kollegen (die auch ihre Meinung geändert haben, als es krasser wurde) Rechtsextremist oder denkbefreit? Ich denke nicht.
Nicht jedem passt alles, was politisch passiert. Das war aus meiner Sicht damals eine Art Aufbruchchance. Alternative Politikansätze halt - und ich rede hier von keinem Extremismus der in diesen Zielen lag.
Wieso schreibe ich das? Um einfach ein differenziertes Bild aufzuzeigen. Ich würde die AfD so in dieser Form nicht mehr mit der Kneifzange anfassen. Aber man macht es sich auch historisch und vielleicht auch immer noch aktuell zu leicht, wenn man die Gesamtmasse in einen Topf wirft. Ich konnte damals wie mit der Zeit auch immer gemäßigtere Klientel in ihr wahrnehmen, die halt medial nicht immer wieder skandalös aufploppen. Da ist man dann ganz vereinfacht ausgedrückt Sauer auf die Politik, ein bisschen "Wutbürger" oder wünscht sich in ganz bestimmten politischen Themengebieten eine Veränderung, die dann oder immer noch die AfD im Kern bedienen will - oder dies zumindest vorgibt zu wollen. Ohne zugleich extremistische politische Positionen bedienen zu wollen oder das "Deutschsein" bzw. Staatsbürgerschaft auf eine bestimmte ethnisch definierte Gruppe beschränken zu wollen.
Will ich hier gerade die krassen Akteure reinwaschen? Nein. Ich will einfach sagen, es ist oft komplexer als die eigene Sicht vielleicht zulässt. Ich käme auch nicht auf die Idee, alle Linken (Wähler oder Mitglieder) als Kommunisten oder Denkbefreite zu labeln.
Ich schreibe das wie gesagt als jemand, der die AfD nicht mal (mehr) mit der Kneifzange anfassen würde. Ich schrieb ja die letzte Zeit in diesem Thread auch eher kritisch. Aber ich mache das nochmal mit historischem Rückgriff, um einfach eine andere Sicht darzubieten, was manche damals oder noch heute antreiben könnte, da ihr Kreuz zu machen oder Mitglied zu werden.
Fazit: Von niemandem erwarte ich, dass er auf einmal ungeahnte Sympathien für jene Partei oder Wählerschaft für sich entdeckt. Aber dass man ggf. an seinem Ton und seinen Aussagen ein wenig feilt.