@Fedaykin Religionsfreiheit ist kein Individualrecht?
kleinundgrün schrieb:Das Kind redet mit seinem besten Freund F darüber. Dieser erzählt es seinen Eltern und da diese aufgeklärte Menschen sind, erstatten sie Strafanzeige. Die StA ermittelt und verhört das Kind und die Eltern. Die Eltern verstricken sich - wie das meist der Fall ist - bei der Erzählung, was nun wann genau passiert ist in Widersprüche.
Die StA klagt die Eltern an und das Gericht erkennt es als hinreichend sicher an, dass die Aussagen der Eltern reine Schutzbehauptungen sind. Die Eltern werden zu X Tagessätzen verurteilt.
Genau so etwas passiert ständig. Z.B. bei Missbrauchsfällen in der Familie.
Ich hoffe, ich habe Dich ausreichend unterhalten. Vielleicht kannst Du nun auch die noch offenen Fragen beantworten - u.a. die nach den Zahlen in dem von Dir genannten Artikel.
Die story hat gleich mehrere dicke probleme.
Problem 1) Einerseits ist sie nicht plausibel. Wenn die Eltern wissen, dass der Eingriff illegal ist, werden die dem Sohn schon sagen "sag das keinem, mama und papa können ärger bekommen".
Sowas checkt ein zehnjähriger, was das heißt.
Selbst wenn sein Freund es mitbekommt, wird der junge dem freund auch sagen "bitte erzähl das keinem".
Selbst wenn er es doch den eltern erzählt, ist das erstmal hörensagen. Weniger als die Hälfte der Deutschen ist für ein Beschneidungsverbot.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/umfrage-beschneidungsverbot-entzweit-deutsche-a-845208.htmlDas ist zwar von 2012, aber eben die aktuellste diesbezügliche Umfrage. Es kann keine Rede davon sein, dass alle Deutschen was gegen beschneidung hätten, scheinbar nichtmal die mehrheit.
Da müssten die Eltern des Kindes schon zu dieser hälfte gehören. Fernser müssten sie das so dogmatisch vertreten, dass sie die Eltern des besten Freundes ihres Sohnes einfach anzeigen, auf Grund der Aussage ihres Kindes. Das macht kaum einer bei einer bekannten Familie einfach so, selbst, wenn er eigentlich gegen beschneidung ist.
Dann kommt es zum zweiten großen problem:
Problem 2)
Wie kontrolliert die polizei das? Wird die das Kind zwingen, die Hose runter zu ziehen? Nacht und Nebel Aktion, bevor Eltern und Kind sich auf eine Geschichte einigen können? Weil, so schwer ist das nicht. "Mohammed, sag denen, dass dich in der Türkei dein Onkel mit zu einem arzt genommen hat, aber dass du dich nicht mehr genau erinnern kannst".
Die Eltern sagen dann das gleiche, ein Onkel hat das gemacht, ist bei ihnen halt so, ist eh viele Jahre her, können sich nicht mehr gut erinnern.
Dazu muss man nicht ausgeklügelte gedankenkonstrukte entwerfen, so lange das im Ausland passiert ist.
Du müsstest hier schon erheblichen Ermittlungsdruck betreiben und das Kind wohl auch traumatisieren, weil es sich ja dann schuldig fühlen muss daran, dass die eltern ärger bekommen und es sich nackt ausziehen muss.
Problem 3). Die strafe. Tagessätze? Selbst wenn du denen eine saftige Strafe aufbrummst, geht es da ja nur um Geld. Bei so wenigen Leuten, wie da erwischt werden (siehe Mädchenbeschneidung, die erwischen wir ja auch nicht) kann da ein moscheeverein einfach für die paar angeklagten eine Kollekte machen und es hat sich.
Das schreckt keinen ab bei etwas, wo man ideologisch hinter steht.
Problem 4) Selbst, wenn wir das alles bei Seite lassen und deine story mal für bahre münze nehmen: Wem bringt das was?
Wir haben: Ein traumatisiertes kind, was schuld daran ist, dass die eltern ärger bekommen und es sich vor irgendeinem Amtsarzt nackt ausziehen musste. Eine Freundschaft, die wohl zerbrechen wird weil der eine Freund den anderen verraten hat (ob bewusst oder unbewusst) und weil die eltern des einen die eltern des anderen angezeigt haben.
Wir haben ein Familienklima gestört und der Junge ist trotzdem beschnitten.
Wird dieser Junge jetzt verinnerlichen, dass Beschneidung falsch ist? Nein, der wird verinnerlichen, dass der deutsche Staat ihm und seinen Eltern was will.