Euer Verhältnis zum Kommunismus
25.02.2014 um 22:31Ich hab keine Bezug zum Kommunismus. Woher auch...
aberdeen schrieb:Ja. Absolut. Und das verführerische darin ist, dass die Leute erst einmal erzählt bekommen, dass sie selbst zu einer "Elite" gehören. Das ist dann für Kleinbürger und Lumpenproletarier sehr attraktiv. Außerdem enthält auch der Faschismus die Mär, jeder könne Führer werden.Eben und man wird sehen wessen Ego am größten ist. Egoismus gesteigert bis zum Narzissmus, kombiniert mit einem Mangel an Empathie, großer Dominanz, einen vielleicht noch latenten Minderwertigkeitskomplex der von der Selbstliebe überstrahlt wird, noch dazu mit einem vereinnahmenden Charisma und schon hat man den idealen, faschistischen Führertypus. Man sollte Menschen die solche Signale aussenden schon möglichst früh erkennen. Man weiß nicht ob daraus am Ende ein neuer Hitler oder Stalin wird ;)
aberdeen schrieb:Wähl ich! :DNicht wählen, machen! :D
Juvenile schrieb:Ich hab keine Bezug zum Kommunismus. Woher auch...Man muss keinen Bezug zum Kommunismus haben um zu wissen was das ist, man sollte sich einfach darüber möglicht unabhängig und unbefangen informieren. Wenn du für eine sozial gerechtere Welt bist, für Dezentralisierung von Macht, für einen gesellschaftlichen Emanzipationsprozess und für mehr Nachhaltigkeit, dann hättest du vielleicht schon den einen oder anderen Bezug zum Kommunismus oder auch Anarchismus. Hättest du denn Interesse an der Thematik?
pfiffi schrieb:Diesen Optimismus übernimmt Marx...Wenn ich es so recht durchdenke, findet sich dieser Optimismus bei mir auch ...
freesia schrieb:Das funktioniert aber leider heute noch nicht, weil ja keiner nur mit dem zufrieden ist, was er braucht, es muss immer ein bisschen mehr sein.Einen Lebensstandard wie im Indien der 50er Jahre kann sich heute auch keiner mehr vorstellen. Aber dieser Staat ist ja auf den Grundsätzen aufgebaut, dass jeder nur das haben soll was er braucht, und das war natürlich extrem bescheiden gemeint.
freesia schrieb:Kommunismus ist eine Utopie: "Jeder nach seinen Fähigkeiten und jeder nach seinen Bedürfnissen". Das funktioniert aber leider heute noch nicht, weil ja keiner nur mit dem zufrieden ist, was er braucht, es muss immer ein bisschen mehr sein. Und keiner macht doch freiwillig einen Handschlag mehr für den, der nicht so kann. Ich glaube, bis wir dahin kommen, dass das Modell Kommunismus funktioniert, müssen wir uns noch ein paar Jahrhunderte evolutionsbiologisch weiterentwickeln. Neid, Gier und Egoismus sind nun einmal Teil von uns, sind aber natürlich für eine solche Gesellschaftsform völlig kontraproduktiv.Das ist richtig, darum hat sich der Anarchosyndikalismus und Anarchokommunismus von diesem marxistischen, kollektivistischen "Gleichheitsgrundsatz" distanziert. Man hat dem gemeinschaftlichen die Komponente der Selbstbestimmung und Selbstvewirklichung hinzugefügt. Sprich soziale und liberale Aspekte bilden eine Synthese. In Spanien hat das schon recht gut funktioniert, leider haben Faschisten dieses Experiment zerstört.
Simowitsch schrieb:Einen Lebensstandard wie im Indien der 50er Jahre kann sich heute auch keiner mehr vorstellen. Aber dieser Staat ist ja auf den Grundsätzen aufgebaut, dass jeder nur das haben soll was er braucht, und das war natürlich extrem bescheiden gemeint.Indien ist heute ein extrem kapitalistisches Land, neben den Slums wohnen als Nachbarn Milliardäre die sich Swimmingpools auf ihre Dächer bauen und nach unten spucken. Ich glaube es gibt kein Land auf der Welt wo es es krassere Klassenunterschiede gibt wie dort, na ja vielleicht noch Saudi Arabien und die USA.
freesia schrieb:Na ja, wenn die Ressourcen unserer Welt gerecht geteilt werden könnten, wäre wahrscheinlich für jeden genug da. Aber das hinzukriegen, ist bei den herrschenden Machtverhältnissen nahezu unmöglich. Du müsstest ja bei der heutigen Globalisierung alle Menschen gleichzeitig auf die Straßen bringen und dafür ist der Leidensdruck einfach bei den meisten nicht groß genug.Wir sind mitten in einem Transformationsprozess, mit einigen Fort- und Rückschritten. Das Problem ist das einige wenige viel zu viele Ressourcen für sich beanspruchen, das gleiche gilt auch für Energie und Geld. Die Umverteilung kann nur dann funktionieren wenn man diese Finanzstaudämme bricht. Selbst im Kapitalismus sollte Geld stetig fließen und nicht zu sehr angehäuft werden von einigen wenigen. Wäre zumindest wünschenswert. Luxus ist eine ebenso großes Übel für das soziale Gefüge wie eben die akute Armut. Beides kann vermieden werden wenn die reichen vielleicht doch zu einer Einkommensobergrenze "überredet" werden. In Schweden ist man da schon recht weit, da spricht man sogar schon vom sozialen Unternehmertum. Why not?
freesia schrieb:Ja, Dein Beitrag bringt es auf den Punkt und das Beispiel Schweden sollte Anlass zur Hoffnung sein. Aber irgendwie hat man schon das Gefühl, das der Großteil unserer Gesellschaften in die falsche Richtung marschiert, nicht nur wirtschaftlich sondern auch ethisch / moralisch. Wobei natürlich das eine auch das andere nach sich zieht.Ja es ist leider in Europa ein Rechtsruck zu spüren, konservative regieren und progressive sind in der Opposition. Schweden hat einen Konsens zwischen den Sozialisten, den Liberalen und den Konservativen gefunden, zumindest funktioniert dies dank des schwedischen Modells, einer leichten Form der sozialistischen Marktwirtschaft, mit einem liberalen Anstrich. In Dänemark ist man da recht ähnlich vorgegangen, in Island hat man sogar die Banken verstaatlicht und man ist an einer rationalen Regulierung der Finanzmärkte interessiert. Eine Finanztransfersteuer wäre schon mal ein Schritt in die richtige Richtung, so auch ein möglichst humaner Mindestlohn. In Deutschland versucht sich die Linke an diesem Modell, leider blockieren CDU/CSU und der rechte Flügel der SPD bis heute diese Idee, von einem demokratischen, Marktsozialismus. Es wäre wünschenswert wenn daran auch Unternehmer gefallen finden, in Schweden sind die Unternehmer schon diesen Schritt gegangen und haben einen Teil ihres Kapitalkuchens abgegeben. (ich verstehe bis heute nicht warum manche überhaupt aus purem Geiz so viel Geld anstauen müssen, statt es fließen zu lassen und damit dem sozialen Gefüge einen Beitrag zu leisten)
aberdeen schrieb:Na ja, im Augenblick befinden sich die "fortschrittlichen" Kräfte halt in der Defensive. Was ja auch irgendwie kein Wunder ist. Oder, wie Marx es schon formulierte: Nach einer halben Revolution folgt immer eine ganze Konterrevolution ;-))So ist es! Es wäre wirklich wünschenswert, aber Hoffnung ist leider immer was für zahnlose Haie, ich denke man sollte sich wieder mehr organisieren und die Energien bündeln, da wo sie nötig sind. Die soziale Marktwirtschaft mag ein Anfang gewesen sein, nur stehen wir leider schon ne ganze Weile auf der selben Stelle ohne einen überfälligen nächsten Schritt zu wagen. Wir leisten viel zu viel, wir fahren auf Überlast und verlassen uns einzig und allein auf den massiven Export, damit sind wir wie das China von Europa, niedrige Löhne, hohe Leistungsanforderungen, diese Mischung funktioniert nur solange man sich unsere Produkte und Leistungen leisten kann und solange wir Zugriff auf "billige" Rohstoffe und Arbeiter haben.
Das wird sich aber auch wieder ändern. Da bin ich mir ganz sicher ...
cRAwler23 schrieb:Da ist noch einige Aufklärungsarbeit nötig. Ich glaube man braucht eine zweite Renaissance der Aufklärung.Spannender Gedanke. Du meist eine Anti-Anti-Aufklärung?