Überwachung und Einschränkung der Bürgerrechte
26.09.2009 um 13:01
Hmm. Gibt es jetzt keine kriminellen Delikte mehr an Bahnhöfen oder in U-Bahnen?
Und läuft so eine Argumentation nicht genau darauf hinaus: Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten bzw. wer keine Überwachung will, der muss ja was zu verbergen haben?
Dann können wir ja auch gleich Glashäuser bauen, wo jeder jeden jederzeit beobachten kann wer wann wo was macht? Nein, gefällt mir einfach nicht. Dann fühle ich mich nicht mehr wohl.
Und klar, merken muss man es gar nicht, ob oder dass man überwacht wird, aber alleine weil die Möglichkeit besteht, verhält man sich doch schon anders, oder?
Wer möchte sich am Telefon noch über den Schnee im Ski-Urlaub unterhalten??? Wenn ein bestimmtes Wort fällt, gehen sowieso die Mitschreiber an und man wird als "Verdächtige" Person registriert. Man kann sich also nichtmal mehr telefonisch normal übers Wetter unterhalten, weil man gleich für einen Drogendealer oder sowas gehalten wird...
Ein besonderes Sicherheitsgefühl durch die zunehmende Überwachung habe ich indes nicht. Wenn ich unterwegs mal eine Pinkelpause einlegen muss und mein Auto am Strassenran steht, möchte in einfach nur mal in Ruhe pinkeln und nicht gleich als irgendwer der irgendwas verdächtiges vor hat, gehalten werden...
Wenn ich eine heiße Liebesnacht erleben will, möchte ich nicht unbedingt dabei auch noch von irgendwelchen Mikros oder Kameras beobachtet werden...
Und wenn ich einkaufen gehe, möchte ich nicht, dass man damit Persönlichkeitsprofile über meine Vorlieben erstellen kann, also zahle ich Bar und nicht mit Karte. Es muss eben nicht jeder von jedem alles wissen. Das ist der Punkt.
Mit Daten werden Geschäfte gemacht, die werden ja nicht nur intern irgendwo gesammelt, sondern verkauft. Und sie sind auch nicht sicher, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Alleine die Bankomaten für die Kreditkarten mit ihrer PIN sind ganz unsicher, aber wird etwas dran geändert? Es besteht gar kein Interesse, das Leben sicherer zu machen. Eher wird es durch das imense sammeln, speichern, abgleichen und weiterverkaufen immer unsicherer.
Ich weiß nämlich nicht wer was und wie viele Daten über mich hat und ich habe auch keine Kontrolle darüber was wer damit macht. Der Faktor "Missbrauch" ist nunmal existent und muss dabei mitberücksichtigt werden. Der Mensch macht in der Regel irgendwann alles was ihm auch möglich ist ! Und eigentlich sollte ihm seine Vernunft sagen, es ist aber nicht immer alles gut, auch zu machen, was möglich ist. Eine Atombombe ist machbar - aber sie hat der Menschheit keinen Segen gebracht, trotzdem wird sie gebaut und immer wieder in Tests eingesetzt, und als militärisches Drohmittel benutzt.
Die reinen Möglichkeiten was heute im Computerzeitalter mit Daten machbar wäre, gehen schon weit über den Orwell´schen Roman hinweg. Und der Mensch will alles was ihm möglich ist, auch anwenden. Keine Vernunft sagt dass das nicht gut wäre, welche Gefahren dahinter stecken, was man damit anrichten kann.
Die Gentechnik ist auch so ein Bereich. Natürlich interessant, natürlich ist der Mensch Neugierig, forscht und experimentiert, aber was das für Folgen haben kann, welche Gefahren dahinter stecken, das ignoriert die Vernunft einfach, es wird immer alles ausgeschöpft, was der Mensch an Möglichkeiten hat. Egal was dabei heraus kommt.
Informationen sind Macht ! Und wer die Macht hat, der hat auch das sagen, hat Einfluss. Der Ohnmächtige ist aber der, dessen Daten überall herum liegen und bekannt sind, verkauft und vermarktet werden. Und er kann sogar erpressbar werden, sobald jemand kommt und sagt: Guten Tag, wir wissen etwas über Sie ! Wollen Sie, dass wir es öffentlich machen? Nein, gut - dann hätten wir gerne ein bestimmtes Sümmchen von Ihnen...
Es stecken eine Menge Gefahren in der zunehmenden Datenerfassung, die immer mehr auch in die intimsten Bereiche hinein reichen. Aber die werden verharmlost, werden herunter gespielt bis zum nächsten Datenskandal...
Nicht jeder, der einen Überwachungsstaat ablehnt ist ein böser Staatsfeind. Aber wenn man das natürlich unbedingt so sehen will, erzeugt man dadurch ja gerade Staatsfeinde. Wohin führt das? In einem schön angepassten und kontrollierbaren Verhalten. Was, wenn man mal nicht mit allem einverstanden ist in der Politik? Schon wird man als Staatsfeindliches Element geortet... Ist denn das Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheitlich?