paxito schrieb:Wenn aber über einen langen Zeitraum Lohn- und Produktivitätsentwicklung auseinander gehen und zeitgleich die Lohnsteigerungen sich auf die hohen Gehaltsgruppen konzentrieren
Die meisten Tarife aus der letzten Zeit haben die niedrigeren Tarifgruppen stärker berücksichtigt.
paxito schrieb:bekommt man ein grundsätzliches Problem mit der Verteilungsgerechtigkeit.
Was ist Verteilungsgerechtigkeit? Du meinst das kommunistische Tralala, ich bin zwar nur der Pförtner, steht mir aber auch Porsche zu?
paxito schrieb:Weil? Was hat denn ein Gehaltsabschluss über Inflationsniveau mit einer Gewinnbeteiligung zu tun? Wessen Gewinne?
Ok, da fehlt wieder Basiswissen.
Meine Behauptung: Tarifabschlüsse über Inflation sind (erhöhte/gestiegene) Gewinnbeteiligungen.
Mann nehme ein Standardfirma mit einem Standardprodukt, 1 Produkt kostet 100€, Nettogewinn pro Stück 10€ (10%), Personalkosten pro Stück 60€ (der Rest 20€ ist Rohstoffe, 10€ Steuern bla bla).
Die Inflation beträgt 2%, daher kostet das Produkt 102€, der Kunde hat aber nicht mehr davon, die Mitarbeiter machen die gleichen Handgriffe wie letztes Jahr. Der Tarifabschluss beträgt 3,5%, also über Inflation.
Rechnen wir noch einmal:
Personalkosten 60€ +3,5% = 62,1€
Rohstoffe 20€ + 2% =20,4€
Steuern 10€ + 2% = 10,2€
Summe = 92,7€ (alt = 90€)
Gewinn der Firma: 102€ - 92,7€ = 9,3€ (alt 10€), folgt Gewinn der Firma sinkt pro Stück um 7%, folgt die Belegschaft bekommt jetzt 7% aus dem Gewinn.
Verstanden?
paxito schrieb:Und was hat das immer noch mit dem was ich schreibe zu tun, dem Problem der Entkopplung von Produktivität- und Lohnentwicklung?
Sehr viel wie Du siehst - in DE kann man nicht so tun als sei das kein Problem oder das Märchen erzählen man sei nicht zunehmend am Gewinn beteiligt.
Wenn Du Dir die Rechnung genau anschaust, sollte Dir klar sein warum höhere Abschlüsse nicht so unproblematisch sind...Du kannst einen um 7% geringeren Lohn auch nicht so einfach wegstecken.
paxito schrieb:Klar, wir werden einfach alle Produzenten. Eine einleuchtende und sicherlich umsetzbare Lösung. Ist das Realsatire oder meinst du das ernst?
Nein, genau das habe ich gemacht als ich so unzufrieden war wie Du. Nur war ich der Meinung dass man mir nichts schenken muss und habe mir gesagt: ich werde selbstständig und habe einen Kredit in Höhe eines Eigenheimes aufgenommen.
Soll heißen, hätte es nicht geklappt hätte ich schmerzhafte aber für einen normalen Arbeiter leistbare Menge an Geld verloren - komischerweise hat sich da keiner Sorgen um mich gemacht, man hat mich nur am Ergebnis gemessen und was man da für sich ableiten könnte.
Und wenn man mich auf die Palme bringen will, erzählt man mir noch gönnerhaft dass ich Glück gehabt hätte.