interrodings schrieb:der Song ist so ein öffentlich grosses Problem während Islamisten und deren Unterstützer ganz offen zur Ausrottung von Juden aufrufen dürfen
Und das Allerschlimmste ist, dass das nicht einmal eine Überraschung ist. Jedenfalls nicht für mich.
Zum einen ist da, zu Recht, die Erkenntnis, dass Nazis oder ähnliche Gruppierungen nie wieder in Deutschland irgendwelche Macht bekommen dürfen. Da wird vielleicht manchmal etwas überreagiert und jemand, der ein solches Lied mitsingt, gleich von der Uni geworfen oder gekündigt. So kann der Chef sich außerdem nach außen hin als jemand darstellen, der aus der Geschichte gelernt hat. Oder eben die Universität - nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland, wo niemand denken soll, die Nazis wären wieder da.
Zum anderen gibt es (außer in Fällen wie dem obigen) schon seit Jahrzehnten (zumindest in Westdeutschland) die Ideologie, dass jeder Aggressive oder Schläger irgendwie einen anderen Grund dafür hätte - nur nicht den wahrscheinlichsten, dass es ihm einfach Spaß macht, andere Leute einzuschüchtern oder zu schikanieren, und er dafür nur ein vorzeigbares Motiv braucht. Und darum, glauben die Anhänger dieser Theorie, müsste man den Aggressiven und Schlägern mit viel Nachsicht und Verständnis begegnen, je schlimmer er wütet, umso mehr. Die Angegriffenen haben das gefälligst genauso zu sehen und wenn nicht, wird das als verwerflicher angesehen als die Angriffe. Die Leute, die so denken, gehören selten selbst zu den Angegriffenen, fühlen sich moralisch im Recht und wundern sich wahrscheinlich tatsächlich, wenn die Aggressiven und Schläger ihr Wohlwollen (also die eigentlich falsche Toleranz) als Billigung verstehen und noch schlimmer agieren. Die Zeche zahlen dann die Angegriffenen.
Aber in diesem konkreten Fall kommt noch etwas hinzu, was wohl kaum jemand jemals aussprechen möchte: Von einer einzelnen Mitarbeiterin oder Studentin, die auf einer Party ein rechtsradikales Lied mitgesungen hat, wird sich kaum jemand von der Uni oder in der Firma bedroht fühlen. Wenn sich dagegen ein paar hundert Leute zusammentun, um ihre Aggressionen gegen wehrlose Mitstudenten mit der in ihren Augen "falschen" Zugehörigkeit auszudrücken, dann reagiert die Direktion vielleicht auch deswegen mit übergroßem Verständnis, weil sie Angst vor ihnen hat und auch später mit den aggressiven Studenten weiterleben muss.