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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

1.050 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Club, Disco, Volksverhetzung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 14:50
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Öffentliche Entgleisungen dürfte man nicht so sehr mit allen Gesellschaftsschichten in Verbindung bringen. Oder auch nicht mit bestimmten Örtlichkeiten wie bspw. auf Sylt.
Auf Malle (nur als Beispiel) dann schon wieder eher.
Kernaussage war, das jeder ein Rassist sein kann.
Wer sowas Verächtliches (angetrunken) zur Schau trägt, noch dazu, wenn eine Kamera läuft, weiss ich nicht.
Kann im Grunde jeder sein.

Aber spielt auch keine Rolle.
Das Gedankengut dahinter zählt u. nicht, ob die Person arm oder reich ist, angesehen oder eher unscheinbar.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 14:55
Zitat von FellhaseFellhase schrieb:Kernaussage war, das jeder ein Rassist sein kann.
Und da stimme ich dir auch zu! Rassismus sowie allgemeine Fremdenfeindlichkeit gibt es in allen Gesellschaftsschichten. Auch die liebe Bildung schützt nicht davor.

Öffentliche-offensichtliche Entgleisungen verbinden viele dann aber wohl eher nicht mit allen Gesellschaftsschichten und auch nicht mit bestimmten geografischen Örtlichkeiten, die eher weniger für entgleisende Stimmungen bekannt sein dürften.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 14:56
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Öffentliche-offensichtliche Entgleisungen verbinden viele dann aber wohl eher nicht mit allen Gesellschaftsschichten und auch nicht mit bestimmten geografischen Örtlichkeiten, die eher weniger für entgleisende Stimmungen bekannt sein dürften.
Verstehe ich, aber da kann man sich auch irren.
Belassen wir es dabei, ist ja auch nicht besonders wichtig.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 14:58
Wieso soll eigentlich die Gröhl-tussi von der Uni geschmissen werden und die antisemiten die genauso menschenverachtenden dreck raus kübeln dürfen bleiben?


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 16:01
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Mensch; Diesen Song auf den Index zu setzen, - dafür gibt es doch gar keine ausreichende Grundlage. Wird auch niemand ernsthaft aus der Politik fordern.

Etwas anderes, wenn private oder öffentliche Veranstalter wie die Stadtverwaltung München im eigenen Ermessen und der Prävention wegen diesen Song verbieten zu spielen.

Ps.
Die Stadtverwaltung München dürfte alles andere als Linksgrün sein.
Ist das typische Fascho-Jargon im Neuland: so wird immerzu Stimmung gegen jeden der nicht AfD-hörig ist, runter-propagiert^^
Zitat von stereotypstereotyp schrieb:Wo hast du die Faustregel denn her?
Bei uns gab es in den späten 90s so einen Fall, bei dem ein alkoholisierter Hampelmann auf der Bahnhofstreppe in Richtung der St. Paulifans diesen einen verbotenen Gruß in Nähe der Cops abzog. Damals - weiß es noch ganz genau, weil es am nächsten Tag in der Zeitung stand - betrug seine Strafe 5000 DM.

Würde mich nicht wundern, wenn man die Summe von DM auf Euro 1 zu 1 angeglichen hat. :D


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 16:12
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Die Stadtverwaltung München dürfte alles andere als Linksgrün sein.
Nur zu Info: die ist so gut wie die Ampel ohne FDP. Seit 1948 rot mit einer schwarzen Unterbrechung.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 17:03
Ich vermute, dass das, was ich zu Beginn des Threads befürchtet hatte, also lange vor Sylt, inzwischen eingetreten ist: Dass der Titel "L'amour toujours" zwischenzeitlich zu einer rechten Chiffre, zu einer Art rechtem Code geworden ist - ohne, dass man dem Song oder dem Künstler einen Vorwurf daraus machen kann.

Insofern finde ich es unter den aktuellen Bedingungen nur folgerichtig, dass man für eine gewisse Zeit vermeidet, den Titel bei Tanzveranstaltungen aufzulegen - natürlich hat auch die Empörung über die Vorfälle zu einer weiteren Bekanntheit der Umdichtung geführt. Ich wüsste allerdings nicht, warum man deshalb nicht darüber diskutieren sollte - dass man sich nun ausschließlich auf Sylt kapriziert und die vielen anderen ähnlich gelagerten Vorfälle anderswo, mit zum Teil zahlen- und anteilsmäßig wesentlich höherer Beteiligung der Anwesenden, nicht so genau betrachtet, verstehe ich nicht ganz.

Jeder Vorfall sollte als Phänomen des gleichen Trends wahrgenommen und beurteilt werden.

Von kommunalen Veranstaltern erwartet man zurecht, dass sie Vorkehrungen treffen, dass eine öffentlich Veranstaltung nicht als Bühne für solche Aktionen missbraucht werden kann. Von einem "Verbot" des Titels zu sprechen, wie dies wohl auch Mitarbeiter oder Verantwortliche der Stadt München getan haben, ist sachlich richtig: Ich kann auch den Ausschank von bestimmten Getränken verbieten, wenn sie die Gesundheit der Besucher gefährden (ich denke da an diese Kaltgetränke mit Kugeln darin), oder ich kann andere Dinge untersagen. Das Verbot leitet sich dann aus einer konkreten Sorge für die Sicherheit der Veranstaltung ab und ist nicht mit einer "Zensur" oder ähnlichem zu vergleichen.

Offenbar reagieren viele auf "Verbote" allergisch - vielleicht sollte man daran erinnern, dass vieles nicht erlaubt ist, was einigen Spaß zu bereiten scheint: Magnetangeln in Seen, Motorradfahren querfeldein im Wald, Überqueren einer Autobahn zu Fuß.

Bei Kulturgütern, das kann ich persönlich nachvollziehen, ist die Empfindlichkeit gegen Verbote besonders hoch. Hier haben wir aber den Sonderfall, dass der hier thematisierte Song als solcher nicht zu beanstanden ist. Es ist die Verwendung in einem bestimmten Kontext; das wird allen von einem "Verbot" Betroffenen hinreichend klar sein.

Im übrigen sei darauf verwiesen, dass selbt die Melodie des so genannten Horst-Wessel-Liedes aus der NS-Zeit heute verboten ist, mithin muss ein verbotenes Lied gar nicht mit Text, welcher Art auch immer, aufgeführt werden:
Nach § 86a StGB fällt das Lied in Deutschland heute unter die Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, die Verbreitung ist damit verboten. Dies gilt insbesondere für die Melodie des Liedes. Das heißt, dass auch die Interpretation der Melodie mit verändertem Text,[4] nicht aber das in den Anfangstakten identische Lied vom Wildschütz Jennerwein,[5] rechtswidrig ist.
Quelle: Wikipedia: Horst-Wessel-Lied#Deutschlandlied und Horst-Wessel-Lied

Hier im Thread wurden schon denkbare Provokationen von Bevölkerungsgruppen durch bloßes Abspielen der (unveränderten) Originalversion von "Toujours l'Amour" angesprochen; ich halte diese ebenso denkbar wie das bloße Abspielen der (instrumentalen) Melodie, evtl. nur des Refrains. Alles unter der Annahme, dass sich das Lied zu einer feststehenden rechtsextremen Chiffre entwickelt oder bereits entwickelt hat.

Es stellt sich aber weiterhin die Frage, wie es aktuell weitergehen soll. Das Lied zunächst (freiwillig, oder per Anweisung eines kommunalen Veranstalters) nicht zu spielen, halte ich aktuell für geboten. Es herrscht ja generell kein Mangel an anderer tanzbarer Musik.

Wie man mit dem Titel weiter verfährt, entscheidet in meinen Augen letztlich auch und vor allem das Verhalten der Gäste von Tanzveranstaltungen in naher Zukunft.

Sollte dieser schauerliche Trend nicht irgendwann abebben, wäre als Ultima Ratio mMn tatsächlich ein Verbot der Melodie bzw. des Refrains denkbar.

Hoffentlch kommt es nicht soweit, dass das irgendwann notwendig wird.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 17:09
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Sollte dieser schauerliche Trend nicht irgendwann abebben, wäre als Ultima Ratio mMn tatsächlich ein Verbot der Melodie bzw. des Refrains denkbar.
Nein.
Aber sowas von.
Damit macht man sich nicht nur zum Brot im restlichen Europa sondern es ist auch noch völlig irre so vorzugehen.
Das ist eine sehr bekannte Melodie, mal unabhängig ob sie mir jetzt gefällt, und ein Standartwerk dass man fast auf jeder Party hört.
Rechtsextreme haben viele Chiefres.
Bis auf mancherorts verbotene Buchstabenkombinationen am Kennzeichen ist davon wenig bis nichts verboten.
Was auch nur vollkommen richtig ist.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 17:17
Zitat von BerrylBerryl schrieb:Damit macht man sich nicht nur zum Brot im restlichen Europa sondern es ist auch noch völlig irre so vorzugehen.
Unser Land, unsere Regeln. In einem unserer Nachbarländer ist das Radfahren im Wald verboten. In Dänemark wird mein Auto eingezogen und versteigert, wenn ich betrunken damit fahre. Hat dem Tourismus in diese Länder keinen Abbruch getan.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 17:34
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Unser Land, unsere Regeln
Und auch darum eine Fantasie.
Spätestens dort würden wahrscheinlich auch die Gerichte einschreiten weil es keinen Grund gibt ein unpolitisches Discolied fia über die Staatsmacht zu verbieten.
Mehr gibts da auch nicht zu sagen zu von meiner Seite aus.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 17:42
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Nur zu Info: die ist so gut wie die Ampel ohne FDP. Seit 1948 rot mit einer schwarzen Unterbrechung.
Nur zur Info:

Organisator der Wiesn ist Clemens Baumgärtner (CSU).
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Hier im Thread wurden schon denkbare Provokationen von Bevölkerungsgruppen durch bloßes Abspielen der (unveränderten) Originalversion von "Toujours l'Amour" angesprochen; ich halte diese ebenso denkbar wie das bloße Abspielen der (instrumentalen) Melodie, evtl. nur des Refrains. Alles unter der Annahme, dass sich das Lied zu einer feststehenden rechtsextremen Chiffre entwickelt oder bereits entwickelt hat.
Ich würde es unter folgender Voraussetzung für möglich halten:
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Da müsste L'Amour Toujours, die Melodie, schon explizit von verbotenen Organisationen oder Parteien vereinnahmt werden, sodass man auch nur die Melodie bereits nur noch damit in Verbindung bringen könnte - so nur meine Vermutung als Laie.



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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 17:50
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Ich würde es unter folgender Voraussetzung für möglich halten:

Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:
Da müsste L'Amour Toujours, die Melodie, schon explizit von verbotenen Organisationen oder Parteien vereinnahmt werden, sodass man auch nur die Melodie bereits nur noch damit in Verbindung bringen könnte - so nur meine Vermutung als Laie.
Aber genau das ist doch bereits passiert, wenn auch nicht von verbotenen Parteien:
Mittlerweile ist das Lied regelrecht zu einer rechten Chiffre geworden - auch ohne Text. So wurde beim Politischen Aschermittwoch des AfD-Ortsverbands Rödermark (Offenbach) die Melodie samt Karnevalstusch zu Gelächter im Saal eingespielt. Der AfD-Abgeordnete Matthias Helferich kommentierte das auf der Bühne so: "Ich bin froh, dass ihr alle den Liedtext vergessen habt."
Quelle: https://www.hessenschau.de/gesellschaft/deshalb-funktioniert-lamour-toujours-auf-tiktok-als-hass-hymne-v1,tiktok-gigi-dagostino-100.html

Sollte, wie gesagt, als ulitma ratio, das Lied verboten werden, wird man hoffentlich wissen, wem man das dann u.a. zu verdanken hat. Und für alle Fans und Freunde der "Alternative": Nein, ich bin kein leidenschaftlicher AfD-Basher.

Ich finde, dass das, was die Protagonisten dieser Partei entäußern, auch unkommentiert für sich spricht. Egal, wie man dazu steht. Da enthalte ich mich gewöhnlich, das zu kommentieren.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 17:58
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Aber genau das ist doch bereits passiert, wenn auch nicht von verbotenen Parteien:
Und damit dürfte eine entscheidende Voraussetzung fehlen: Die AfD ist noch keine verbotene Partei. Noch nicht mal die AfD-Jungendorganisation ist bisweilen verboten. Die sind aber schon sehr nah dran durch die Einstufung gesichert rechtsextrem.

Beste Voraussetzungen für ein Verbot wären, wenn die AfD (oder auch die AfD-Jugendorganisation) zu einer verbotenen Partei oder verbotenen Organisation werden würde und sie diesen Song als Parteihymne oder so etablieren würden bzw. die Melodie und mit entsprechendem umgestaltetem Text.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Sollte, wie gesagt, als ulitma ratio, das Lied verboten werden, wird man hoffentlich wissen, wem man das dann u.a. zu verdanken hat.
Bestimmtes Klientel würde dann der bevormundenden Politik die Schuld geben.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 18:07
Der nächste Vorfall, diesmal in Suhl. Gut finde ich dass die „Kollegen“ suspendiert wurden und ermittelt wird.
Ich versteh es einfach net. Ich denk, wie einige hier schon gesagt haben, sind die Medien durch die extreme Verbreitung und Aufmerksamkeit da auch mit schuld. Natürlich macht Berichterstattung kein rechtes Gedankengut, aber ich denke es kann durchaus aufstacheln weiter zu machen.
Die Parole "Ausländer raus", gesungen auf die Melodie von Gigi D'Agostinos "L'amour toujours": In den vergangenen Tagen sind bundesweit solche Vorfälle bekannt geworden. Nun gibt es auch eine Meldung aus Thüringen. In der Erstaufnahme in Suhl sollen Security-Mitarbeiter den Song auf diese Weise missbraucht haben. Kollegen schritten offenbar ein. Politiker zeigen sich über den Vorfall entsetzt.
Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/suhl/auslaender-raus-gigi-dagostino-erstaufnahmeeinrichtung-100.html


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 18:11
Zitat von Dawn1983Dawn1983 schrieb:Der nächste Vorfall
Und wird (leider) nicht der Letzte gewesen sein. Davon kann muss man wohl leider ausgehen.
Zitat von Dawn1983Dawn1983 schrieb:In der Erstaufnahme in Suhl sollen Security-Mitarbeiter den Song auf diese Weise missbraucht haben
Oh man. Traurig.
Leider gibt es auch in der Sicherheitsbranche, aus der ich auch komme und selbst fünf Jahre in Flüchtlingsheimen tätig gewesen bin, schwarze Schafe und auch solche mit waschechter rechtsextremer Überzeugung.
Zitat von Dawn1983Dawn1983 schrieb:Kollegen schritten offenbar ein.
Richtig so!
Zitat von Dawn1983Dawn1983 schrieb:Politiker zeigen sich über den Vorfall entsetzt.
Völlig verständlich.
Zitat von Dawn1983Dawn1983 schrieb:Gut finde ich dass die „Kollegen“ suspendiert wurden und ermittelt wird.
Ja, selbstverständlich. Hier handelte sich ja auch um kein außerdienstliches Fehlverhalten.

Und das gegen sie ermittelt wird, auch vollkommen klar.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 18:16
Vielleicht hätte man es kommen sehen können, die Entwicklung des Liedes zu einem rechten Popkultursong scheint nicht zufällig.

So kannte ich den Song:
Eigentlich handelt der Song "L’amour Toujours" des italienischen DJs Gigi D'Agostino von der großen Liebe. 2001 stürmte er mit der Elektro-Ballade die Charts, bis heute verkaufte sich die Single mehr als 750.000 mal. Auf Youtube wurde der Song 450 Millionen mal abgerufen, auf Spotify knapp 410 Millionen mal. Heute, etwas über 22 Jahre nach seiner Veröffentlichung, ist der Hit Kult und löst wie kaum ein anderer Sommergefühle aus.
Dann begann das zweite Leben des Songs:
Den Anfang dieser zweiten unrühmlichen Karriere nahm der Song wohl bei einem Dorffest in der Gemeinde Bergholz in Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Oktober, wie der NDR berichtet. Dabei wurden mehrere Besucher gefilmt, wie sie eben jene fremdenfeindliche Parole zu dem Lied von D'Agostino grölten. Der Clip ist Teil einer Recherche des Recherchekollektiv "Katapult MV". Auf Tiktok und Instagram verbreitete sich das Video schnell und schlug insbesondere Wellen, weil mehrere Zeugen angaben, auch den Sohn des Bürgermeisters der Gemeinde gesehen zu haben, wie er den Schlachtruf mitsang.
Hier also schon im Kleinen derselbe Eklat wie auf Sylt.
Seitdem ging die Verbreitung der dual use Fähigkeit des Songs immer weiter:
Seitdem ist der ausländerfeindliche Gesang zu einem Trend und mittlerweile zum Erkennungszeichen der rechten und rechtsextremen Szene geworden – sowohl mit als auch ohne Gesang. Die eingängige Melodie findet sich heute in hunderten Videos, die rechtsextremistische Propaganda oder Ressentiments verbreiten.
Die Melodie wird also unterschwellig in entsprechenden Contents weiter mit der Ideologie verknüpft.
Beispiele offenbar auf TikTok sehr verbreitet:
Besonders häufig ist dieses Phänomen auf Tiktok zu beobachten. Dort teilen einschlägige Accounts regelmäßig Videos von Partys oder Volksfesten, auf denen die Besucher die Parole mitsingen. In anderen Clips werden aus dem Zusammenhang gerissene Statistiken zur Kriminalität von Migranten gezeigt, unterlegt mit dem Original "L’amour Toujours" ohne Parolen – ein Augenzwinkern der rechten Szene.
Und damit spannt sich der Bogen auf die eigentlichen Nutznießer bzw Initiatoren dieses Links:
Kräfte der Neuen Rechten nutzen die entstandenen Bilder von den Dorffesten der Republik und eben die eingängige, ausländerfeindliche Parole mittlerweile gezielt, um sie flächendeckend zu streuen.

Vor einigen Wochen kündigte etwa der Rechtsextremist und langjährige Kopf der "Identitären Bewegung", Martin Sellner, in einem Video an, die deutsche Grenze überqueren zu wollen, obwohl es zu diesem Zeitpunkt Gerüchte gab, er sei in Deutschland zur Fahndung ausgeschrieben. Der Österreicher präsentierte sich gewohnt lässig und kündigte an, in einer Passauer Konditorei Kuchen essen zu wollen. Im Hintergrund lief beiläufig und scheinbar zufällig "L’amour Toujours", natürlich ohne die darauf gesungenen Parolen.
Daraus resultiert dann die subtile Beeinflussung der Hörer, hier noch in der Szene:
In der Szene jedenfalls versteht man sofort, was mit dem Song gemeint ist. Die Parole brennt sich zusammen mit dem eingängigen Dance-Hit der frühen 2000er Jahre ein. Und passt damit perfekt in die Strategie der Neuen Rechten
Und jetzt in der breiten Bevölkerung durch das Sylt Video.

Hintergründe der Systematik:
Mutmaßlich ironischer Tabu-Bruch ist Teil der Strategie der Neuen Rechten
Anders als martialisch auftretende Neonazis in den 1980er und 1990er Jahren verfolgt die Neue Rechte die Taktik, ihre Ideologie beiläufig in der Gesellschaft zu verankern. Karlheinz Weißmann, Publizist und Vordenker der Bewegung, betonte schon vor Jahren, eine Revolution sei nicht mit dem "Vorschlaghammer" umzusetzen. Seit seiner Analyse zum Zustand der Konservativen im Jahr 1986 in der Publikation "Criticón" prägt er den Begriff des "politischen Mimikry": die Strategie, über Publikationen, gefärbte Bildungsarbeit und auf den ersten Blick unverdächtig wirkende Öffentlichkeitsarbeit die Grenze des Sagbaren nach rechts zu verschieben
Akteure wie die Identitäre Bewegung sehen sich als Wegbereiter für eine "patriotische Revolution". Sie sollen den "vorpolitischen Raum" unterwandern, die Mitte der Gesellschaft – jenseits von Parlamenten und Parteien. Erst wenn die Gesellschaft genug "bearbeitet" und damit bereit für eine Kraft der extremen Rechten sei, könne eine Revolution gelingen, so die Annahme.

Der Missbrauch um den Hit von Gigi D'Agostino ist diesbezüglich ein Geschenk für die Neue Rechte. Es ist ein anfangs mutmaßlich ironischer und scherzhaft gemeinterTabu-Bruch. Doch wenn ein Gewöhnungseffekt eingesetzt hat, wird von dem "Scherz" letztlich nur eine menschenverachtende Parole bleiben – in der Mitte der Gesellschaft. Genau da, wo die Neue Rechte sie haben will
Quelle: https://www.stern.de/politik/gigi-d-agostino--wie-ein-pop-song-zur-hymne-von-rechtsextremen-wurde-34416280.html

Den Test kann jeder mal machen, auf Arbeit auf dem Flur den Song pfeifen.... Ich bekam sofort Reaktionen... Das Ding ist drin.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 19:15
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Der AfD-Abgeordnete Matthias Helferich kommentierte das auf der Bühne so: "Ich bin froh, dass ihr alle den Liedtext vergessen habt."
Quelle: https://www.hessenschau.de/gesellschaft/deshalb-funktioniert-lamour-toujours-auf-tiktok-als-hass-hymne-v1,tiktok-gigi-dagostino-100.html
Das ist eine Abwertung eines Liedes, die tief blicken lässt. Genauso wie es tief blicken lässt, was die Gröler dazu grölen. Es ist purer Hass, der die Liebe in einer Zweierbeziehung vergessen machen soll.

Zitat aus L‘amour toujours
Every day and every night
I always dream that you are by my side
Oh, baby, every day and every night
Well, I said everything's gonna be alright
And I'll fly with you
I'll fly with you
I'll fly with you
Quelle: https://www.songtexte.com/songtext/gigi-dagostino/lamour-toujours-1b5a39b0.html

Wenn man es in diesem Licht sieht, dann sind die Parolenschreier von der Liebe und dem gemeinsamen Fliegen weit entfernt. Erstens fühlen sie nicht, was das Lied bedeuten soll, denn sonst würden sie ja nicht ihr eigenes Dummzeug dagegensetzen. Und zweitens nutzen sie ihre Freizeit lieber zum Zusammenrotten, um ihrem Hass zu frönen; da bleibt für Liebe keine Zeit.

Vielleicht ist das Grölen auch zusätzlich noch ein Frustschreien derer, die absehen können, nach der Disko wieder allein nach Hause, allein ins Bett gehen zu müssen, dabei denke ich auch an die Sylt-Gröhler.

Es gäbe doch auch Songs, die den Kampf ansagen, wo jemand schreit: „Stand up and fight!“ in dem Song von Status Quo, You‘re in the army now:

Quelle: https://www.songtexte.com/songtext/status-quo/in-the-army-now-23d808c3.html

Es muss den Grölern klar sein, dass ohne Kampf die Verdrängung von 25% der Bevölkerung und deren Freunden, was wohl so um die 80% oder mehr der Bevölkerung ausmacht, nicht zu haben ist.

Die Gröler sagen einen Kampf an, unter dem Deckmantel eines Liebeslieds, damit man die Kampfansage nicht erkennt! Aber nun haben wir die Kampfansage durch und durch verstanden.

Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Was jetzt losgetreten wurde, war der letzte Tritt, der den Wind entfacht hat, denn die Publikmachung von Maßnahmen auf Arbeitgeberseite lässt durchblicken, dass die klammheimliche Kampfansage verstanden wurde.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 19:32
@behind_eyes
Vielen Dank für die Bereitstellung des Links.

Ich sehe es genauso wie dargestellt. Wenn es stimmt, dass die Benutzung des Songs für eine Kampfansage seinen Anfang nahm im letzten Oktober und über TikTok verbreitet wurde, kann man sehen, welche Folgen eine dumpfe Weiterleitungskultur hat.

Aber es nützt nichts zu jammern. Wir müssen mit den neuen Gegebenheiten umgehen lernen.
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Den Test kann jeder mal machen, auf Arbeit auf dem Flur den Song pfeifen.... Ich bekam sofort Reaktionen... Das Ding ist drin.
Ich habe beim Sport jemanden angesprochen. Natürlich war die ganze Thematik bekannt und stieß auf Entsetzen. Wir hatten sonst nie über Politik gesprochen.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 19:42
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Vielleicht hätte man es kommen sehen können, die Entwicklung des Liedes zu einem rechten Popkultursong scheint nicht zufällig.
Danke dafür.

Die Entwicklung war mir so im Detail auch nicht bewusst. Allerdings verwundert sie mich wenig. Insbesondere das Zeil der Neuen Rechten.

Eigentlich wird es Zeit sich einen Song zu suchen, um liberalen Gegenwind zu erzeugen. Nein, damit meine ich nicht zu irgendeinem Song Nazis raus zu grölen.
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Erstens fühlen sie nicht, was das Lied bedeuten soll, denn sonst würden sie ja nicht ihr eigenes Dummzeug dagegensetzen.
Ach, die Wenigstens und das erst recht nicht auf irgendwelchen Partys, dürften sich mit dem Inhalt und der Botschaft von Songs auseinandersetzten. Dementsprechend dürfte da auch nichts einem jeweiligen Song angemessen gefühlt, empfunden werden.
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Vielleicht ist das Grölen auch zusätzlich noch ein Frustschreien derer, die absehen können, nach der Disko wieder allein nach Hause, allein ins Bett gehen zu müssen, dabei denke ich auch an die Sylt-Gröhler.
Und daran sind bestimmt auch noch die Ausländer Schuld, die den Deutschen die Frauen oder Männer wegnehmen.

Aber wie gesagt, haben zumindest die auf Sylt nicht den Eindruck gemacht frustriert zu sein - eher das genaue Gegenteil.
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Es gäbe doch auch Songs, die den Kampf ansagen, wo jemand schreit: „Stand up and fight!“ in dem Song von Status Quo, You‘re in the army now:
Oh, bitte nicht. Das ist ein großartiger Song, den ich nicht mit fremdenfeindlichen Dreck in Verbindung bringen möchte.
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Wer Wind sät, wird Sturm ernten.
Da ist was dran. Insbesondere wenn dann auch noch auf Video festgehalten und irgendwo mal hochgeladen und womöglich auch noch geteilt.


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"L'Amour Toujours" als rechte Hass-Hymne

29.05.2024 um 21:25
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Aber nun haben wir die Kampfansage durch und durch verstanden.

Wer Wind sät, wird Sturm ernten.
Rufst du gerade zur Gewalt auf? Was soll denn der Mist! Ich, bin bei deinem "wir" schonmal nicht dabei, denn mir wäre es lieber, es würde Ruhe einkehren.
Wer mit Gewalt antwortet ist keinen Pups besser.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Ach, die Wenigstens und das erst recht nicht auf irgendwelchen Partys, dürften sich mit dem Inhalt und der Botschaft von Songs auseinandersetzten. Dementsprechend dürfte da auch nichts einem jeweiligen Song angemessen gefühlt, empfunden werden.
Bei dem "döpdöpdöp" habe ich auch noch nie was gefühlt. Wahrscheinlich bin ich verroht :D Ich wusste gar nicht, dass es da einen Text gibt.


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