@Foss Foss schrieb:Es geht mir nicht darum jetzt irgendjemanden dafür zu bestrafen, oder klein zu machen. Ich will lediglich klar machen, dass das ein Miserabler Einsatz war.
Da stimme ich dir zu, dass es hätte besser laufen können. Keine Frage, der Einsatz wurde nicht optimal durchgeführt.
Aber:
Wie soll man so einen Einsatz optimal durchführen?
Guck dir das Szenario doch nochmal an - da steht ein mit einem Messer bewehrter, geistig verwirrter und unberechenbarer Mensch im Brunnen und man muss davon ausgehen, dass er sich selbst hinrichten will.
Dann kommst du als Polizist, egal ob allein oder mit Kollegen, hinzu.
Was ist nun deine Aufgabe? Du sollst möglichst verhindern, dass der Betreffende sich selbst verletzt oder gar tötet. Du sollst verhindern, dass er wegrennt und jemand anderen angreift.
Und du persönlich und deine Kollegen, ihr möchtet natürlich auch heil nach Hause kommen.
Hinzu kommt noch, dass unter Garantie irgendwer wieder was zu meckern haben wird.
Und zu diesem Zeitpunkt weisst du noch gar nicht, wie die Person reagieren wird, du kennst sie ja nicht.
Also musst du Eventualitäten durchspielen und abschätzen, welches Verhalten deinerseits angebracht ist, für welches du dich entscheidest.
Eventuell rammt der sich beim ersten Wort deinerseits das Messer in den Hals und ist weg.
Vll. wartet er fünf Minuten und macht es dann. Oder er legt das Messer einfach weg und setzt sich ruhig auf den Rand.
Wie auch immer, du musst irgendwann ran, um die Person zu sichern.
Da spielt es zunächst mal überhaupt keine Rolle, ob 1 Polizist oder 100 dabei sind, solange er das Messer in der Hand und in der Nähe hat, besteht für sämtliche Beteiligte große Gefahr.
Ich gehe mal davon aus, dass der betreffende Polizist im Brunnen sich dafür entschieden hatte, er könne sich dem Bewaffneten ruhig nähern, ihn mit Körpersprache und Worten beruhigen und wenn er nahe genug ist, ihn schnell fixieren.
Das hat leider nicht geklappt, es war die falsche Entscheidung, weshalb er sich nur noch mit der Pistole selbst retten konnte, weil das Opfer plötzlich zum Angriff überging.
Das klingt ja gut, von wegen:,,Einer lenkt ab, andere kommen von hinten und ringen den mit dem Messer Bewehrten nieder".
Es beinhaltet aber auch die Möglichkeit, dass der Messermann sich plötzlich umdreht und angreift oder man ihn nicht gleich zu fassen bekommt, worauf er Schnitte und Stiche verteilen kann.
Elektroschocker gehören, wie gesagt, nicht zur Standardausrüstung, auch wenn manche Polizisten sowas möglicherweise mit sich führen.
Pfefferspray ist in Extremsituationen, wie schon erwähnt, von zweifelhafter Wirkung, in solch beengtem Raum würde ich mich nicht drauf verlassen.
Bleibt nur die Dienstwaffe.
Und an deren Einsatz hängt wieder:
Wenn die Polizisten zwei-, dreimal sagen:,,Messer weg" und dann schießen, heisst es unter Garantie wieder, was das denn für schießwütige Verrückte seien, die Polizei könne nur prügeln und ballern...
Ganz schlimm würde es, wenn sie eben nicht Arme oder Beine treffen, weil sich der Typ vll. grade umdreht, sondern ihn erschießen ,,ohne, dass er was gemacht hat, der stand ja einfach nur da".
Ich denke, wir müssen uns mal klarmachen, dass auch ausgebildete und gute Polizisten nicht über Filmfähigkeiten verfügen, wie sehr gute Schützenfähigkeiten, außergewöhnliche Redekünste oder Kampfkunstfähigkeiten.
In solch einer Situation, wie der in Berlin, hängt es einfach ungemein davon ab, wie sich der Bewaffnete, die gefährdende Person, verhält UND wie sich der Polizist aus allen Möglichkeiten des Handelns entscheidet.
Meiner Ansicht nach sollte man sehr vorsichtig sein, gerade dann, wenn man selbst keinerlei Erfahrung mit diesen Situationen und ihren Anforderungen hat, Urteile zu fällen ala:,,Das hätte man doch so und so besser machen können, diese unfähigen Polizisten!"
Mir fällt auf, dass sich ganz oft Leute mit solchen Ratschlägen beteiligen, die selbst höchstens mal auf dem Jahrmarkt eine Luftpistole in der Hand hatten - wobei ich das ausdrücklich nicht als Beleidigung meine.
Aber es bedeutet eben auch, dass ihnen die Fähigkeit abgeht, einfach entscheiden zu können, wie die Optionen des Schusswaffengebrauchs im Ernstfall aussehen.
Ja, es stimmt, Polizisten werden auch extra dafür ausgebildet, unter Stressbedingungen noch vernünftig zu schießen.
Sie werden auch in Psychologie, Körpersprache und Verhandlungsfähigkeiten geschult.
Trotzdem heisst das nicht, dass sie damit jede Situation ohne Gewalt zu Ende bringen MÜSSEN und KÖNNEN!
Für mich ist dieses Geschehnis in Berlin ein klassisches ,,scheiße gelaufen" - ein Mensch ist leider tot, VIELLEICHT, weil der Polizist und seine Kollegen sich falsch entschieden haben.
Man weiss es nicht. VIELLEICHT hätte er sich auch trotzdem selbst erstochen.
So heisst es nun:,,Der ist gestorben, weil die Polizei sich falsch entschieden hat."