sacredheart schrieb:Als Ausgangspunkt halte ich die Grundannahme 'Die Frau hat durch ihre Kleidung und ihr Verhalten für die Impulskontrolle des Mannes zu sorgen' für hochproblematisch.
Lass mich provokant fragen: Warum?
Faktisch wird eine Reizverminderung zu einer Verbesserung der Impulskontrolle des Mannes führen. Warum also nicht diesen Schritt gehen, um insgesamt ein besseres Ergebnis (weniger sexuelle Gewalt gegen Frauen) zu erreichen?
Nun, die Antwort ist klar. Weil es schlicht unfair ist, einem potentiellen Opfer solche einschneidenden Maßnahmen aufzuerlegen, um dadurch einen anderen Menschen von unrechtmäßigen Handlungen abzuhalten. Das potentielle Opfer muss etwas machen, damit es der potentielle Täter einfacher hat, sich am Riemen zu reißen.
Du erkennst hier, dass eine moralische Bewertung höher zu gewichten ist, als eine einfache Lösung eines Problems. Finde ich gut.
Aber eine sehr ähnliche Problematik haben wir bei der Migration auch.
Einfache Lösung: Dann kommen eben keine Migranten her, weil einige wenige dieser Migranten hier schwere Straftaten begehen.
Betrachten wir es moralisch: Wir lassen die Mehrheit der Migranten leiden, weil eine Minderheit dieser Migranten ein Risiko bewirkt. Wir helfen nicht, obwohl eine solche Art von Hilfe eigentlich etwas sehr wichtiges in unserem Leben ist. Etwas, das wir erkämpft haben und für das wir (unter anderen Umständen) auch bereit sind, mit Risiken zu bezahlen.
peterlee schrieb:Mir macht aber die Häufung Sorge, und da bin ich ganz beim BKA Präsidenten aus meinem Link.
Dein Link lässt in meinen Augen eine solche Schlussfolgerung gar nicht zu.
Zum einen ist die Vergleichsgrundlage (Vorjahreszeitraum) problematisch:
Dadurch habe es „weniger Tatgelegenheiten“ gegeben. Das habe sich dann mit dem Wegfall der letzten coronabedingten Einschränkungen im Frühjahr 2023 geändert. Seitdem sind die Menschen wieder mehr unterwegs.
Ist das eine plausible Feststellung von Faeser in Deinen Augen?
Oder:
Doch mit den hohen Zuwandererzahlen allein lässt sich der starke Anstieg der Gewaltkriminalität nicht erklären. Das BKA nennt als weiteren Faktor wirtschaftliche und soziale Belastungen. Erstmals seit Jahren werde die Inflation in der Bevölkerung als „wesentliches Problem“ wahrgenommen, so die Behörde. „Dies korreliert mit der Zahl der Gewaltdelikte.“
Ich verstehe, dass man zwischen einem Anstieg von Gewalt und viel Migration einen kausalen Zusammenhang erstellen kann. Plausibel ist es. Wer selbst viel Gewalt erlebt hat, traumatisiert oder abgestumpft ist und keine Perspektive sieht und manche Werte anders gewichtet, könnte wahrscheinlicher bestimmte Straftaten begehen. Das ist absolut schlüssig.
Aber man sollte sich immer auch im Hinterkopf behalten, dass Schlüssigkeit niemals ein (gutes) Indiz für Kausalität ist. Denn solche Dinge können z.B. durch andere Faktoren (Dankbarkeit für die Hilfe) kompensiert oder gar überkompensiert werden.
Damit möchte ich sagen: Vorsicht vor schnellen Schlussfolgerungen, nur weil sie gut und schlüssig klingen.