cejar schrieb:Also von den ungefähr 18k Abschiebungen im Jahr sind nicht mal 2k davon aus ursächlich durch Kriminalität begründet. Also nur für mich zum Verständnis - bei den 16k Abgeschobenen im Jahr ohne Kriminalitätshintergrund geht das komplett in Ordnung, weil nicht gegen die Menschenwürde (Verstoß gegen Artikel1 kann sich keine Behörde leisten) - aber wenn Kriminalität mit im Spiel ist reden wir sofort von einem Verhalten das Menschenunwürdig ist?
Wenn du mich fragst nicht. Ich finde Abschiebung auch bei sehr vielen der anderen Fälle ungerechtfertigt und falsch, das wäre aber nicht mehr das Threadthema.
(ich habe übrigens weitere zahlen gefunden, die noch deutlich höher sind:
https://rp-online.de/politik/deutschland/zahl-der-ausweisungen-von-auslaendern-ist-2019-deutlich-gestiegen_aid-527187013.540 Menschen wurden aus Baden-Württemberg ausgewiesen. Das war im vergangenen Jahr die mit Abstand größte Zahl an Ausweisungsverfügungen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 1.762 und Bayern mit 1.376 Fällen. Die meisten Verfügungen richteten sich demnach gegen Menschen mit Herkunft aus der Ukraine (1252 Fälle), Albanien (1220) und Serbien (828).
Wir sprechen hier also für das Jahr 2019 zumindest über 8000 Fälle von Ausweisungen (Ausweisung bezieht sich da soweit ich weiß eben auf Menschen, die straffällig geworden sind, nicht nur solche, die keinen Asylanspruch haben) von Straftätern).
Hier geht es aber darum, ob das Mittel Abschiebung, nach dem oft gerufen wird, die gewaltkriminalität in unserem Land nennenswert senken könnte. Bzw. ob eine Ausweitung der Abschiebung das könnte. Und wer das meint, der muss das belegen, denn das ist keineswegs klar (eben weil eine solch große Reform natürlich mehr Auswirkungen hat, als nur auf Einzelfälle, die man gerade diskutiert).
Und das KANN man eben durchaus messen, wenn die Zahlen der Ausweisungen so stark fluktuieren und es nunmal so viele gibt. Niemand kann mir erzählen, dass man bei mehreren Tausend Ausweisungen krimineller Ausländer im Jahr (die natürlich auch zwischen Bundesländern und Kommunen fluktuieren) nicht messen kann, ob das die Anzahl der Gewalttaten senkt.
Da muss man sich nur die Kommunen nehmen, wo für vergleichbare Taten besonders viele Migranten abgeschoben wird mit den kommunen, wo das besonders selten passiert ist und schaut, was für Effekte das hatte, ob da wirklich die Kriminalitätsentwicklung sich großartig unterscheidet.
Dass es keine Zahlen geben würde und das unmöglich wäre, stimmt einfach nicht. Zur Not könnte man immer noch auf andere länder schauen (die ja angeblich so viel mehr abschieben) und dort Ergebnisse anschauen. passiert aber alles nicht. Niemand hat je so einen Zusammenhang feststellen können.
Und da finde ich es doch etwas unfair, wenn du sagst, ich würde mich mit Belegforderungen verstecken. Ich will Belege für eine zentrale Diskussionsaussage haben und da reicht es nicht, einfach zu behaupten, es könne ja gar keine Belege dafür geben. Nicht wenn Abschiebung seit jahrzehnten eine gängige Praxis in ganz Europa ist, die über die jahre und zwischen den regionen fluktuiert.