Kann nicht anders, als an das hier zudenken:
In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
- Kurt Tucholsky
Wie oft es sich doch bewahrheitet. Ich sehe das im Klein-Klein wie im Größeren immer wieder mal. Wie wahr und traurig zugleich es ist. Als wäre man bei manchen Themen in kollektiver dummer Starre, unwillens und unfähig, die Augen aufzureißen und mittel- oder langfristig die Weichen zu stellen, resoluter und gescheiter zu handeln.
Ohne sich mit simplistischen rechtsradikalen und pauschalisierten Ansätzen oder Ansichten gemein zu machen.
Ich denke, das geht. Stattdessen verheddert man sich im Kleinen wie im Größeren in Debatten und bekommt, plakativ und dramatisch ausgedrückt, "nichts geschissen". Ganz ehrlich? Ich kann es vielen nicht mal verübeln, wenn sie viele Dinge als Unrecht empfinden (und auch was dran ist) und sich zurückziehen, Ignoranz als Selbstschutz entwickeln. Nicht jedem ist der Luxus vergönnt, Dinge ignorieren oder Kleinreden zu können. Ich denke da gerade an die direkten Opfer, an Geschädigte.
Aber wer es kann, macht das vielleicht auf seine Art der "Rettung" im Rahmen seiner Möglichkeiten. Denn was bleibt manchen über, als eine Art Realitätsflucht oder Resignation anzupeilen weil man nicht viel ändern kann ... oder wenn sich gesamtgesellschaftlich nicht viel ändern will. Man möge mich nicht Falsch verstehen: Der Geist neigt dazu, das Negative oft vielleicht höher zu gewichten und man merkt dann gar nicht mehr, wie gut es vielen oder "uns" eigentlich geht. In vielen Bereichen mag das so sein, keine Frage, und das darf man nicht vergessen.
Aber nicht in allen Bereichen ist das so und manche Trends scheinen eher negativ zu verlaufen. Da können nur - gesamtgesellschaftlich - Zeit und Wille helfen. Im Worst-Case ziehe ich mich raus und versuche einfach bis zu meinem Lebensende gut durchzukommen. Ich kann es mir mehr oder weniger leisten.
Aber ob das gesamtgesellschaftlich eine gute Lösung ist? Fraglich. Schauen wir, was die Zeit bringt. Ich darf zumindest einen Teilaspekt des wachsenden Extremismus nicht beklagen wenn ich zugleich selbst dafür sorge, dass er abstrakt wächst indem ich das Futter dafür bereitstelle.
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Gwyddion schrieb:Mit Steuerhinterziehern geht man härter ins Gericht... so kommt es mir vor.
Bei Geld hört die Freundschaft (oder Moral, etc.) ja bekanntlich auf.
Ganz ehrlich, ich darf mir solche Themen nicht mehr zu genau angucken, man stumpft entweder ab oder geht in Richtung Wutbürger. Das kann es beides irgendwie nicht sein. Worin aber Resignation oder Wut in manchen Individuen führen mag, sieht man mitunter thematisch beim Rechtsextremismus.
Hier schwingt keine freisprechende Entschuldigung für manche abscheulichen Taten in diesem Bereich mit - aber eine Art Kausalität oder Erklärversuch, etwas, das diese Taten begünstigt. Das sagt der vermeintliche Lübcke-Mörder in der kürzlich veröffentlichten Vernehmung auf YT selbst als eine Art "Motiv".
Warum erwähne ich das kurzerhand? Es ist wichtig zu verstehen, welche "Wechselwirkungen" in der komplexen und doch oft einfachen oder verbundenen Welt entstehen können. Subjektiv schwindendes Vertrauen oder Sicherheitsgefühl bedingen Wechselwirkungen zu Radikalisierung, Extremismus usw. Und auch untereinander entstehen Wechselwirkungen wenn sich das eine oder andere Feld aufheizt, weil diese wiederum miteinander interagieren oder sich bedingen.
Sehr tückisch, im worst-case. Plakativer: Pulverfass.