navi12.0 schrieb:Es geht nicht ums Relativieren, sondern darum sich diesen angeblichen "Kulturkrieg" von der Backe zu wischen. Damit das halbwegs gelingen kann, arbeitet man den Begriff etwas tiefer aus. Schaut, was er bedeutet, vergleicht ihn mit anderen kulturellen Strömungen, versteht letztlich worüber man spricht.
Ich kann natürlich nicht für andere User oder Menschen sprechen, aber mir geht es in keinster Weise um einen "Kulturkrieg".
navi12.0 schrieb:Weiß am Ende vllt sogar, dass es keine einheitlichen religiös-, national-, und nicht mal regional geprägte Kulturkreise gibt, sondern, dass es eine Mischung aus vielen verschiedenen einkonditionierten Verhaltensweisen ist, die zwar geographisch, historisch oder politisch in die Breite einer Menschengruppe gehen, aber ebenso auch z.B. sozial in die Tiefe reicht, und vieles was in die Breite wuchs dann wieder verändert.
Natürlich sind die Unterschiede vorhanden, aber es gibt eben auch Verhaltensweisen, religiöse Praktiken oder kulturelle Einflüsse, die zurückzuführen sind auf eine gemeinsame Ansicht oder religiöse Vorschrift. Um das konkretisieren zu können würde ich gerne nochmal auf die Frauenrechte in muslimischen Kreisen zurückkommen.
Es ist für einen gläubigen Muslim sehr wichtig, dass die zukünftige Frau als Jungfrau in die Ehe eintritt und im weiteren Verlauf darf die Frau keinen außerehelichen Sex haben. Letzteres ist natürlich nicht nur bei den Muslimen so. Aber das Problem ist eher wie weit die Menschen bereit sind zu gehen, um diese Ziele zu erreichen, gar zu erzwingen.
Dafür werden Frauen verstümmelt, man geht von 200-300 Millionen Frauen aus, die beschnitten wurden, wobei die Dunkelziffer nochmal höher liegen dürfte.
Diese Verstümmelung wird von den Täterinnen und Tätern mit der Religion begründet.
Ziel ist es der Frau die Lust an der Sexualität zu nehmen, damit sie erst garnicht fremdgeht oder Sex vor der Ehe hat.
Andernorts bezahlt die Frau mit ihrem Leben für einen "Fehltritt".
Viele Frauen müssen sich verhüllen, damit der Nachbar nicht schlecht über einen denkt oder die Frau/Tochter nicht belästigt wird oder von fremden Männern lustvoll begafft wird.
Diese Dinge passieren, weil die Frau bzw. ihre Ehre nicht beschmutzt werden darf. Dieser Gedanke liegt diesen Praktiken zu Grunde. Hinzu kommt der soziale Druck, der auf den Menschen lastet. Wie gesagt, in diesen Kulturen ist es sehr wichtig wie die Anderen über einen denken. Dabei ist mit Anderen natürlich nicht der deutsche Nachbar gemeint, sondern die Menschen, die die selbe Kultur und/oder Religion teilen.
Ausgehend von dieser Erkenntnis kann man doch zumindest sagen, dass in muslimischen Kreisen die Ehre der Frau, die eigentlich nur in Verbindung mit ihrer Sexualität steht, einen großen Stellenwert besitzt und man sogar bereit ist Gewalt anzuwenden oder die Frau zu unterdrücken, damit ja nicht die Ehre besudelt wird.
Der zentrale Kern bzw. die Gemeinsamkeit ist die Sicht auf die Frau, später geht es nur noch darum, wie weit die Menschen gehen, um die eigenen Interessen bezüglich der Frau durchzusetzen.
Überhaupt ist das Bild der Frau mit der Familie verknüpft. Eine Frau ohne Familienzugehörigkeit hat dementsprechend einen geringeren Wert. Der Schutz der Frau läuft über die verwandten oder geehelichten Männer.
Dementsprechend gibt es Probleme, wenn diese Ansichten mit in ein Land einwandern, wo die Frau ihre Freiheiten genießen darf und wenn diese Männer auf die Frau, die gerade in der Disko feiert oder mitten in der Nacht von einer Feier zurückkehrt, treffen.
Es geht mir dabei nicht um eine Vorverurteilung oder um die Ermittlungen einer Straftat oder das Strafmaß. In diesen Punkten ist es schwierig an den Stellschrauben zu drehen. Da kann man den Menschen viel Unrecht antun.
Stattdessen geht es mir um Prävention und um Integration.
navi12.0 schrieb:Es geht also um bestimmte eingeübte Verhaltensweisen die man Kultur nennt, und den dauernden Vorwurf, sie sei der Hauptfaktor für die Integrationsprobleme. Das ist mir zu monokausal. Es ist zwar klar, dass eine bestimmte Prägung hier ein Faktor von vielen ist, aber meiner Ansicht nach nicht der wichtigste und vor allem Anderen eben bei weitem nicht der einzige.
Natürlich gibt es auch andere Faktoren, die Probleme bei der Integration auslösen und das Problem ist sicherlich viel komplexer als das wir hier alles benennen können.
Jedoch kann man sich nicht immer in Details verlieren, wenn einige Straftaten die gleichen Muster aufweisen, dann nutze ich das aus und analysiere es dahingehend und ergreife Maßnahmen für die Prävention.
Ist jetzt nur ein aus der Luft gegriffenes Beispiel:
Wenn ich feststelle, dass aus einem bestimmten Nachbarland, nehmen wir die Schweiz, immer wieder Menschen nach Deutschland kommen und in BaWü Einbrüche begehen, dann werde ich diese Information nutzen und Gegenmaßnahmen einleiten.
Vielleicht tobt zufälligerweise eine Wirtschaftskrise in der Schweiz, die diese Straftaten begünstigen.
Z.B. könnte man vermehrt Fahrzeuge mit schweizer Kennzeichen aus dem Verkehr ziehen. Das muss nicht zwingend als Ausländerfeindlichkeit gedeutet werden.
Ebenso kann ich doch schauen, wie der Umgang mit der Frau in einem bestimmten Land ist und wie sich die Einwanderer aus diesem Land verhalten und meine Schlüsse ziehen.
Egal ob man es wahrhaben möchte oder nicht, wenn die Frauen im Heimatland einen Erlaubnisschein für das Verlassen des Hauses brauchen und wirklich jeder, egal ob fremde Person oder nicht, dazu befähigt ist diesen Schein zu kontrollieren, dann hat das auch Einflüsse darauf, wie diese "Kontrolleure" mit emanzipierten Frauen umgehen.
Ich kann es nicht oft genug wiederholen, vieles hängt auch damit zusammen, dass die Menschen in diesen Kreisen nicht als Individuum wahrgenommen werden.
Auch das Bilden von großen Gruppen und Umherziehen in der Öffentlichkeit kommt nicht von ungefähr. Hier muss man fairerweise erwähnen, dass Menschen in größeren Gruppen eher zur Gewalt und Pöbelei neigen und das unabhängig von der Herkunft.
Mal ins Kino gehen oder sich in ein Lokal setzen und was trinken fällt sicherlich für viele kürzlich geflüchtete Menschen aus diversen Gründen flach. Wenn Drogen- und Alkoholkonsum hinzukommen werden diese Gruppen natürlich unberechenbarer. Drogen- und Alkoholkonsum haben natürlich keine kulturellen und religiösen Gründe. Da muss man wiederum andere Lösungen finden.
Was ich sagen möchte ist, wenn man gewisse Verhaltensweisen einer bestimmten Gruppe zuordnen kann, dann tue ich das auch. Das muss nicht zwangsweise etwas mit Ausländerfeindlichkeit zu tun haben. Es gibt Verhaltensweisen, die kann man nicht einer bestimmten Kultur oder Religion zuordnen. Wie z.B. oben erwähnt Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Es gibt aber wiederum Verhaltensweisen, die kann man sehr wohl auf die "Kultur" oder Religion zurückführen. Es können durch diese Erkenntnisse Maßnahmen getroffen werden. Dann biete ich halt verbindliche Kurse für Menschen aus diesen Ländern an, damit sie lernen, dass es andere Praktiken und Ansichten gibt und das die Ansichten des Gegenübers nicht zwangsweise falsch sein müssen und keinen Übergriff rechtfertigen. Mir geht es dabei nicht um Maßnahmen, die über die Befugnisse eines Rechtstaates hinausgehen.
Vielmehr geht es um Wahrscheinlichkeiten und Prävention. Und Prävention funktioniert nicht ohne die Zuhilfenahme von Wahrscheinlichkeiten.
Optimist schrieb:Du als Migrant, hast du eine Idee, wie unsere Gesellschaft dem entgegen wirken könnte, oder bleibt unsereins nichts anderes übrig als zu resignieren, was meinst du?
MMn. funktioniert Integration am besten, wenn man die Bevölkerung gut durchmischen kann und sich keine Ghettos bilden können. Das setzt aber wiederum eine zahlenmäßig kontrollierte Einwanderung voraus.
Überhaupt kann es keine nachhaltige Lösung bieten, wenn man versucht alle Menschen aufzunehmen. Es geistern ja bereits jetzt schon Zahlen von zu erwartenden Flüchtlingen in den Medien rum, die weit über das Potenzial eines Landes hinausgehen. Auch die Probleme, die die Flüchtlingsströme verursachen und verursachen werden gehen weit über die Befugnisse und das Potenzial Deutschlands hinaus.
Also muss man Mittel und Wege finden, wie die Menschen in ihren jeweiligen Ländern glücklich werden können und sie dort unterstützen.
Das alles sollte man sich vielleicht für die Zukunft vornehmen. Da die Lösungen ein internationales Vorgehen erfordern werden, kann man sich vorstellen, wie schwierig das Ganze wird.
Das Thema Klimaflüchtlinge wird die Welt wahrscheinlich vor eine noch größere Herausforderung stellen und das wird nochmal eine ganz andere Hausnummer. Da ist die Rede von mehreren hundert Millionen Menschen.
Und ich denke nicht, dass die Bevölkerung des aufnehmenden Landes mit solch großen Massen einverstanden sein wird, weil sich z.B. andere Länder nicht für Klimaziele interessieren.
Für Migranten, die bereits hier leben gibt es nur die Option des Dialoges und man darf den Menschen keinen Rückzugsort in ihre Komfortzone bieten. Man muss sie schon fordern.
Verbindliche Bildungsangebote auch für Menschen, die bereits aus dem Schulalter heraus sind und keiner Arbeit nachgehen, sollten ohne wenn und aber durchgesetzt werden.
Schliesslich gilt es auch die Menschen im zeugungsfähigen Alter zu erreichen, damit sie ihre Kinder besser erziehen können und nicht die nächste Generation mit sprach- und bildungsdefiziten heranwachsen muss.
Gleiches gilt auch für die einheimische Bevölkerung. Viele werden sich wahrscheinlich dagegen sträuben und sagen, dass sie sich diese Verantwortung nicht ausgesucht haben, aber ohne den Dialog im Kleinen wird es auch nicht funktionieren. Es ist nicht selten, dass Menschen die Schieflage in der eigenen Gruppe erkennen können ohne den Einfluss von außen. Das haben nunmal geschlossene Gesellschaften so an sich. Arbeit und soziale Abhängigkeiten kennt man ja bereits als Geheimrezept gegen die Kriminalität. Menschen, die positive Erfahrungen mit ihrem Gegenüber machen, werden seltener zu Gewalt gegen diese neigen.