http://osz-gegen-rechts.de/index.php?id=29Andere Länder sind auch stolz auf ihre Nation!
Die Alternative zum völkischen Patriotismus kann nur, wenn denn ein Patriotismus sein soll, ein "Verfassungspatriotismus" sein.
Die Art von Nationalismus, die in Deutschland von Rechtsextremisten empfunden wird, hat mit dem Patriotismus der Franzosen oder der US-Amerikaner zumeist nichts gemein. In den USA zum Beispiel begründet sich der Nationalstolz nicht auf "Blut" oder der Zugehörigkeit zu einer "Rasse", sondern darauf, dass alle Amerikaner, egal welcher Abstammung, sich zur Verfassung bekennen. In Deutschland dagegen drückt sich Nationalstolz zumeist mit dem heldenhaften Kampf deutscher Soldaten, der angeblichen Überlegenheit der "Herrenrasse", bzw. der angeblich "deutschen Tugenden" und anderen rassistischen und demokratiefeindlichen Argumenten aus. Kaum einer bekennt sich dabei zum Grundgesetz und ist aufgrund der demokratischen Errungenschaften stolz auf Deutschland. Dabei ist das, neben der dauerhaften Einbindung in die Europäische Gemeinschaft, die größte Leistung deutscher Politik, auch wenn sie unter der Regie der Alliierten erbracht wurde. Die Alternative zum völkischen Nationalismus kann nur, wenn denn ein Patriotismus sein soll, ein "Verfassungspatriotismus" sein, der auf demokratischen Werten und auf Menschenrechten beruht.
Unkritischer Nationalismus sollte in einem Land, in dem eine falsch verstandene "Vaterlandspflicht" der Bevölkerung zu Krieg und Verbrechen geführt hat, alles andere als erstrebenswert sein. Es wäre deshalb ratsam, sich den unkritischen Nationalismus in anderen Ländern, auch in Frankreich und den USA, nicht als Vorbild zu nehmen, sondern ihn – aus der historischen Erfahrung heraus – durchaus distanziert zu betrachten.
Im Übrigen deutet ein überschäumender Nationalismus oft auf Anerkennungs- und Zugehörigkeitsprobleme der Person hin, die ihn äußert. Wenn das abstrakte Kollektiv Nation das gesamte Denken beeinflusst, lohnt es sich nachzufragen, woraus die persönliche Identität und das eigene Selbstbewusstsein des Parolenverkünders gezogen wird. Das Gespräch verlässt dann schnell die Ebene des theoretischen Politik-Diskurses und knüpft an persönliche Erfahrungen, Ängste und Identitätsfragen an.