@Tripane @quetzal Da
@z3001x es jetzt zu Stande gebracht hat, ein derartiges Klischee-Beispiel in diesen Thread zu posten, kann ich euch unter Umständen verdeutlichen, warum die bösen "Keulenschwinger" es tatsächlich wagen, die armen "Kulturliebhaber" doch manchmal als "rechts" oder gar "Rassisten" zu bezeichen.
Zuerst einmal schrieb ich ja auf der letzten Seite:
Fierna schrieb:Es geht doch nicht um irgendeinen Rassenbegriff oder irgendeine rassenpolitische Ordnungsvorstellung, sondern darum, erwünschte soziale Ordnungen durch Manipulation unseres Lebens hervorzurufen. Wer das Glück hat in ein derartiges Exklusionsmodell zu geraten, kann sich ganz sicher auf kein Recht der Welt mehr verlassen.
Das ist dieselbe Vorstellung vom Rassen- und Überlebenskampf wie im 19. Jahrhundert.
So, jetzt nehmen wir mal diesen Abschnitt
z3001x schrieb:"Kultur" oder was so bezeichnet wird, besteht ja auch aus Verhaltensregeln, Norm- und Wertvorstellungen, Rollenmodelle, Sanktionierungen, die alle den Anspruch auf Allgemeinverbindlichkeit und Allgemeinverständlichkeit und auch Gültigkeit beinhalten.
Und dieser Anspruch bringt es mit sich, dass zwei im Widerspruch zueinander stehende Wertesysteme nicht per se von alleine friedlich co-existieren - bzw. das nur nach Aushandeln der dafür nötigen Übereinkünfte - sondern das Führung und Maßgeblichkeit beanspruchen werden.
Kurz die Kulturen wollen sich auch durchsetzen und die Vorherrschaft erringen um Klarheit und Konsens herzustellen bzw um des Vorteils ihrer Angehörigen willen.
Und in Gebieten, wo die Anhänger ehemals fremder Kulturen die Mehrheit oder eine große Minderheitengruppe, stellen, kann man längst beobachten, dass die ursprünglich gültigen Kulturwerte nicht mehr gelten.
und vergleichen ihn mit folgendem
Die Gruppe ist das die Menschen verbindende soziale Element. Soziale Erscheinungen sind nach Gumplowicz Verhältnisse, die durch das Zusammenwirken von Menschengruppen und Gemeinschaften zustande kommen. In den Gruppen herrschen definierte Regeln. Die soziale Tätigkeit ist nach Gumplowicz die Selbsterhaltung der Gruppe, [die] die Mehrung ihrer Macht, Begründung und Kräftigung ihrer Herrschaft oder doch ihrer sozialen Stellung in Staat und Gesellschaft zum Zwecke hat. [...] Das „soziale Naturgesetz“ besagt nach Gumplowicz: „[…] jedes mächtigere ethnische oder soziale Element strebt danach, das in seinem Machtbereich befindliche oder dahin gelangende schwächere Element seinen Zwecken dienstbar zu machen“
Jetzt könnte man zu dem Schluß kommen, dass da mehr oder weniger dasselbe steht.
Ihr werdet erst anfangen, das vehement zu verneinen, wenn ich euch sage, dass das 2. Zitat das Buch "Der Rassenkampf, 1883" von Ludwig Gumplowicz behandelt.
Aber hier ist ja längst nicht Schluß, denn als nächstes folgt natürlich eine Wertung
z3001x schrieb:Das betrifft dann auch die Aspekte von Minderheitenschutz, religiöser, politischer, weltanschaulicher Toleranz, individueller Entfaltung, libert(in)ärer Lebensstil, Frauenrechte, Rechtsverständnis im Alltag (weg von Gleichheit zu Recht des Stärkeren oder des Clans), Freiheit der Rede und des Denkens, öffentlichen Diskurs zu beliebigen Themen, Kritikfähigkeit.
Das wird teilweise von bestimmten Anhängern importierter Kulturen empfindlich aufgeweicht und zurückgedreht auf archaische, intolerante, autoritäre Modelle, die sie bevorzugen, weil sie es nicht anders kennen und nicht umdenken wollen oder können und weil es ihnen Vorteile bringt.
Das ist oft das Ergebnis und die Realität von "Multi"-Kulti, gesellschaftlicher Rückschritt. Weniger Demokratie, Ablehnung von heterogenenen Lebensstilen, Ablehnung von Individualität und prinzipieller Gleichheit, latente oder offene Bedrohung von Randgruppen und Minderheiten wie Schwulen, religiösen Minderheiten, bunten Vögeln, Abweichlern, Andersdenkenden, Einzelgängern.
Also kurz ein Rückbau des gesellschaftlichen Fortschritts der letzten Jahrhunderte.
Während hier Dinge angesprochen werden, die in wir ganz klar als postiv ansehen würden (Minderheitenschutz, religiöse, politische, weltanschauliche Toleranz etc), wird gerade hier ein Eingriff postuliert.
Dem werden Begriffe wie "archaisch intolerant, autoritär" gegenübergestellt, die wir ganz klar als negativ betrachten würden.
Es wird also eine "postive, also quasi gute Kultur" und eine "negative, quasi schlechte Kultur" definiert. Auf wessen Seite man sich nun moralisch stellen sollte, muss ja gar nicht mehr hinterfragt werden.
Und genau das ist eine Art, Rassismus zu definieren. Man liefert eine Legitimation für gewisse Handlungen.
Und auch wenn ihr vorbildlich formuliert mit "Aufweichen, Rückschritt, Rückbau", ist da keinerlei Differenz zu "kulturstiftend, kulturtragend und kulturzersetzend".
Weiter:
Das bloße Aufzeigen einer Verschiedenheit zwischen zwei Individuen oder Gruppen stellt, so Memmi, für sich allein genommen noch keinen Rassismus dar. „Der Rassismus liegt nicht in der Feststellung eines Unterschieds, sondern in dessen Verwendung gegen einen anderen“ (Memmi, S. 214).[34] „Der Rassismus ist die Wertung [..]“, er beginnt dort, wo der Unterschied eine Interpretation[42] erfährt und ihm eine (zusätzliche) Bedeutung beigemessen wird, in der Art, dass sie (ab)wertend wirkt und Nachteile für den Bewerteten nach sich zieht.[43] „Erst im Kontext des Rassismus nimmt diese Betonung des Unterschieds eine besondere Bedeutung an [..]“ (Memmi, S. 166).[34] Die Hervorhebung von tatsächlichen oder eingebildeten Unterschieden ist für Memmi lediglich ein „bequemes Werkzeug für etwas ganz anderes, nämlich die Infragestellung des Opfers“, woraus sich als Konsequenz ergibt, dass die Merkmale des anderen stets negative sind, sie bezeichnen etwas Schlechtes, während die Merkmale des Rassisten gut sind. „Der Rassist ist liebenswert, weil sein Opfer verabscheuungswürdig ist. Die Welt des Rassisten ist die des Guten, die Welt seines Opfers die des Bösen“ (Memmi, S. 98–99)
Positive Kultur - Negative Kultur
Verallgemeinerung wird von Memmi in zweifacher Hinsicht aufgefasst. Sie drückt sich zum einen als „Entindividualisierung“ oder „Entpersönlichung“, die gleichsam mit einer „Entmenschlichung“ einhergeht, zum anderen als „Verabsolutierung“ oder „Verewiglichung“ aus; er spricht in diesem Sinne von einer „doppelten Verallgemeinerung“. „Die Beschuldigung richtet sich fast immer zumindest implizit gegen fast alle Mitglieder der Gruppe, so dass jedes andere Mitglied derselben Beschuldigung ausgesetzt ist, und sie ist zeitlich unbegrenzt, so dass kein denkbares Ereignis in der Zukunft dem Prozess jemals ein Ende machen kann“ (Memmi, S. 114).[34] Das Individuum wird nicht mehr für sich betrachtet, sondern als Mitglied einer Gruppe, deren Eigenschaften es zwangsläufig, a priori besitzt, es wird entindividualisiert.
Wikipedia: Rassismus#Rassismusdefinition nach Albert MemmiNun noch kurz zu meinem Lieblingssatz in diesem Post
z3001x schrieb:Das wird teilweise von bestimmten Anhängern importierter Kulturen empfindlich aufgeweicht und zurückgedreht auf archaische, intolerante, autoritäre Modelle, die sie bevorzugen, weil sie es nicht anders kennen und nicht umdenken wollen oder können und weil es ihnen Vorteile bringt.
So, hier wird sogar in Betracht gezogen, dass Menschen durch ihre Kultur zu einem gewissen Denken gezwungen werden.
Durch meine Geburt in einem gewissen sozialen Umfeld oder an einem gewissen Ort, sind meine Gedanken und mein Handeln also determiniert. Die oben angesprochene Entindividualisierung, Verewiglichung, Biologisierung, Naturalisierung wie im Bilderbuch.