Tyon schrieb:Die Leute haben einfach das Vertrauen verloren und Likud war die einzige Alternative. Es ist schließlich schwer eine Partei zu wählen die klar pro Frieden ist wenn die eigenen Kinder in Diskotheken zerrissen werden während die Regierung nichts dagegen unternimmt.
Jupp. Die zwote Intifada ist ja nicht umsonst auch mit der Marginalisierung der organisierten israelischen Friedensbewegung verbunden; auf Baraks Angebot eines eigenen Staates mit Ostjerusalem als Hauptstadt musste Arafat ja notwendigerweise die Hamas ins Boot holen und die II. Intifada anzetteln. "Land für Frieden" mit Gewalt beantworten - was blieb ihm auch anderes übrig? (Ohnehin wird ja jedes israelische Zugeständnis, etwa die Abzüge aus dem Libanon und Gaza, als Sieg über den zionistischen Aggressoren verkauft, bringt also auch wenig)
seraphim82 schrieb:Ich führe diese Aussage eher auf einen Mangel an Vorstellungskraft zurück. Wenn man etwas wirklich will, findet man auch Wege - wenn man etwas nicht will, findet man Gründe.
Haha, was wohl an Geschrei vom Zaun gebrochen werden würde, wenn die Autonomiebehörde auf ihrem bildungspolitischen Sektor in ihren administrativen Rechten beschnitten werden würde - "israelische Einmischungspolitik", oder um im antizionistischen Jargon zu bleiben: "Zionistische Kolonisatoren unterziehen palästinensischem Volk einer Re-Education" ... bla bla.
seraphim82 schrieb:Israel besitzt die nötige politische Struktur und wirtschaftliche Voraussetzung das geschehen in die entsprechende Richtung zu lenken, welches sich Vorteilhaft für die ganze Region auswirken dürfte.
Nur das der israelisch-palästinensische Konflikt nicht der Kern des Problems der Region ist, wie der arabische Frühling praktisch gemacht hat. Das Problem für die arabischen Massen war die eigene desaströse Sozialpolitik, kreuzkorrupte Bürokratien, mangelnde Freiheit und die überkommene Herrscherklasse, deren man sich nur allzu gerne entledigte. Die Palästinasolidarität spielte, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle in Tunesien und Co. (Nebenbei bemerkt ist die Thematik der arabischen Revolution ziemlich universal, was die Schimäre - an die man aus apologetischen wie feindlichen Gründen gerne geglaubt hat - das Diktakturen dort quasi genrespezifisch notwendig sind, über den Haufen geworfen.)
(Und auch die Ende letzten Jahres geleakten Dokumente zeigen, das einige Araber aus eigenen Interessen mit einem israelischen Angriff auf den Iran ziemlich gut leben können und ihnen die Palästinenser ziemlich schnuppe sind.)
Übrigens: das Flüchtlingslager welches Assad in Lattakia letzte Woche platt gemacht hat, birgt Spannungen. Die PLO hat sich schon deutlich zu Wort gemeldet (
http://www.jpost.com/MiddleEast/Article.aspx?id=233987) und auch die Hamas scheint dem syrischen Regime nicht ergeben zu sein (wie etwa andere Palästinenserorganisationen), was den Iran verärgert, der ihnen jetzt angeblich das Geld streicht.
"One diplomat, who asked not to be identified, said intelligence reports showed that Iran had reduced funding for Hamas.
Other diplomatic sources, also relying on intelligence assessments, said the payments had stopped over the past two months.
The diplomats cited Iran’s displeasure over Hamas’ refusal to hold rallies in support of Tehran’s ally, Assad, in Palestinian refugee camps in Syria after an uprising against his rule. Hamas’ leadership outside the Gaza Strip is headquartered in Damascus."
http://www.reuters.com/article/2011/08/21/us-palestinians-hamas-finance-idUSTRE77K18320110821 (Archiv-Version vom 24.08.2011)Dazu hält sich seit Wochen das Gerücht, die Hamas wolle ihr Hauptquartier aus Damaskus abziehen und in einen anderen arabischen Staat verlegen.