parabol schrieb:Israel nimmt nun mal kaum Rücksicht auf die Zivilbevölkerung in Gaza und macht so die Anklage erst möglich.
Welches andere Land warnt in einem Krieg die Bevölkerung der anderen Partei, aus dem Weg zu gehen, bevor es daran geht, die militärischen Strukturen der Feinde zu zerstören? Gar keines. Und von keinem anderen Land würde man das erwarten. Nur Israel soll sich moralisch verpflichtet fühlen, die Sicherheit der feindlichen Zivilbevölkerung für wichtiger zu nehmen als die seiner eigenen Bevölkerung.
Helion schrieb:Viele Menschen zögern, ihre Meinung offen zu äußern, aus Furcht davor, als antisemitisch oder Nazi beschimpft zu werden.
Ich sehe genau das Gegenteil. Es ist schon seit Jahrzehnten in gewissen Kreisen in, Israel als bösen Kolonial- oder Apartheidsstaat zu beschimpfen, um sich als Anwalt der angeblich unterdrückten Palästinenser moralisch erhaben fühlen zu können. Aber nach dem 7. Oktober ist das noch viel extremer geworden. Viele Leute weltweit schämen sich gar nicht mehr, ihren Hass auf Israel zu unterdrücken, obwohl es Israelis waren, die grausam ermordet wurden. Sie haben jetzt eine Ausrede, weil schon direkt nach dem Massaker anzunehmen war, dass Israel zurückschlagen würde. Jetzt, wo zwangsläufig die palästinensische Zivilbevölkerung darunter leiden muss, weil die Terroristen sie als Schutzschilde und Anklage-Objekte missbrauchen, gilt diese Ausrede noch viel mehr. Man bildet sich ja immer noch ein, auf Seiten der Gerechtigkeit und Moral zu sein, wenn man Israel beschimpft.
Andante schrieb:Es wird noch etwas anderes übersehen: Die israelische Regierung ist nicht objektiv. Jeder Minister oder Abgeordnete ist emotional geladen nachdem, was man am 7. Oktober erlebt hat. So wie alle anderen auch. Das ganze Land wurde verwundet.
Danke, dass das auch mal einer sagt. Ich weiß noch, wie eine Geisel beschimpft wurde, weil sie nach ihrer Befreiung nicht vor Nachsicht und Wohlwollen überquoll, wie sie es in den Augen vieler Leute wohl hätte tun müssen.
Aber es wird noch etwas übersehen: Die israelische Bevölkerung ist wirklich in Gefahr. Sie wissen jetzt, was passieren kann, wenn sie einmal nicht genug aufpassen, weil es quasi keine barbarischen Grausamkeit gibt, die man der Hamas nicht zutrauen kann. Kein Wunder, dass viele von diesen nicht nur wütend sind, nicht nur Angst um die verbliebenen Geiseln haben, sondern auch Angst, selbst der Hamas zum Opfer zu fallen. Und diese Angst ist berechtigt, weil der Feind ja direkt an den Grenzen steht. Das ist ein großer Unterschied zum 11.09.2001 in den USA. Da konnte die Bevölkerung wenigstens davon ausgehen, dass aus technischen und logistischen Gründen nicht so schnell mit einer Wiederholung zu rechnen war. Das ist hier anders, und darum ist Bidens Vergleich Unsinn. Aber die USA sind nun einmal das einzige Land, das wirklich zu Israel steht. Deutschland tut das nur offiziell, die meisten anderen Länder nicht einmal das.
Aus Europa, wo man aufgrund der Entfernung nicht wirklich betroffen ist und sich, wie Andante schrieb, die Bilder und Videos vom 07.10.23 nicht ansehen muss, lässt sich leicht über Israel urteilen, die Verbrechen der Hamas bagatellisieren und Forderungen (natürlich nur an Israel, an die Hamas gibt es ja keine Forderungen) zu stellen. Das gilt genauso für Südafrika, wobei da hinzukommt, dass Südafrika ja wirklich nicht gerade ein Vorbild an Demokratie, Einhaltung der Menschenrechte oder gar einem friedvollen Zusammenleben verschiedener Volksgruppen ist.