Afghanistan, die Luft wird dicker

@sidnew

Was hat das mit Stammtisch zu tun?

Die ziehen nun mal den kürzeren!
Frauen haben weder Rechte dort und umsorgen nicht nur die Kinder auch die Alten!
Die können nicht eben mal - da ein auf Kamikaze Flucht machen - daher wäre es ja super duper toll, wenn Männer dort wenigstens den eigenen Frauen /Schwestern helfen mithalten zu können!

Da ist aber gefühlt jeder sich selbst der nächste!
Traurig!

MiaJinn schrieb:Da ist aber gefühlt jeder sich selbst der nächste!
Traurig!

Das ist aber leider Realität, wenn das Chaos ausbricht und jeder nur noch seine eigene Haut regen will.
Was jetzt passiert ist, dass man so viele Leute wie möglich rausholt - da wird nicht mehr geschaut ob derjenige, der im Laderaum sitzt wirklich auch bedroht ist.

Wie groß die Verzweiflung ist, sieht man ja an den Bildern, wo sich Leute ans Fahrwerk klammern und dann aus großer Höhe abstürzen, weil sie sich nicht mehr festhalten können.

Hoffentlich bleibt der Welt so etwas erspart.

@MiaJinn
Richtig und ohne Mann haben die Frauen noch ganz andere Probleme dort. Daher hoffe ich, dass die flüchtenden Männer keine Ehefrauen, Mütter und Schwestern daheim lassen. Eine "Freundin" gibt es da nicht in unserem Sinn.

sich keine Burka leisten konnten oder keinen Mahram (männlicher Verwandte, der sie begleiten konnte) hatten. Diese Frauen standen regelrecht unter Hausarrest.[2] Eine Frau, die von den Taliban schwer verprügelt wurde, weil sie alleine auf der Straße lief, erklärte: „Mein Vater fiel im Krieg … Ich habe keinen Ehemann, keinen Bruder und keinen Sohn. Wie soll ich leben, wenn ich nicht alleine aus dem Haus gehen darf?“[5]

Ein Außendienstarbeiter der NGO Terre des hommes wurde im größten staatlichen Waisenhaus Taskia Maskan in Kabul Zeuge der Auswirkungen, die diese Einschränkungen der Mobilität der Frau mit sich brachten. Nachdem die weiblichen Angestellten von ihren Aufgaben entbunden wurden, waren die circa 400 Mädchen, die in dieser Institution lebten, ein ganzes Jahr lang eingesperrt.[6]

Quelle: Wikipedia: Frauenrechte unter den Taliban

@abberline

Ich weiß! Deshalb schrieb ich es weiter Oben ja schon!

Rechte haben die Frauen da keine!
Klingt jetzt hart - aber die sind dort minderwertig :/

@MiaJinn
Das ist alles ganz schlimm, was tun, wenn man zb als Lehrer auf der Todesliste der Taliban steht, was vorher noch schreckliche Folter bedeutet und die weiblichen Familienmitglieder getötet werden könnten, sobald sie auf die Strasse gehen? Flüchten ja oder nein? Man will sowas nie erleben

Es kommt doch im Moment kaum eine:r raus.
Wer nicht mit den Evakuierungsmaschinen mitkommt hängt fest.

Wenn die Deutschen uns vor einem Monat oder zumindest vor zwei Wochen gesagt hätten, dass wir euch nicht mitnehmen, dass wir euch nicht helfen, dann hätten wir zumindest nach Pakistan fliehen können. Aber jetzt sitzen wir hier und sind einfach festgenagelt

Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/safehouses-afghanistan-101.html

Und so geht es ja nicht nur den Ortskräften, sondern auch allen anderen die dort raus wollen.

@abberline

Wenn der Kann - Frau und Kinder nehmen und abdampfen - ich befürworte die Flucht aber sie sollen zusehen auch irgendwie die Familie in Sicherheit zu bringen!

Im Grunde ist dieses abscheuliche, verbrecherische Treiben der Taliban eine Herausforderung für die ganze Welt. Da mag man womöglich den Westen aufgrund seiner "Hilflosigkeit" verspotten, aber im Grunde verspottet man damit Staaten, die aufgrund einer inneren Stärke hilflos wirken, von der man als Spottender weit entfernt ist. Denn, sich einfach mit brutalster Gewalt, ohne Rücksicht auf Verluste, gegen die Taliban durchzusetzen wäre ein Leichtes. Die Stärke besteht darin, sich nicht leichtfertig zu massiver Gewalt, Blutbädern und ewigen Kriegen hinreißen zu lassen, nur um als "Sieger" dazustehen. Aber irgendwann wird dieses Kalkül auch wieder mal schiefgehen...

Ich denke der Kern des Problem lag darin, dass die afghanische Armee zu keinem Zeitpunkt einem eigenen Weltbild und einer eigenen Ideologie gefolgt ist. Es bestand immer vorwiegend aus Menschen die im Dienst für Regierung und Armee eine Möglichkeit sahen Einkommen zu generieren.

Menschen, die an nichts glauben und in ihrem Wehrdienst nur eine Geldquelle sehen, sind nicht bereit ihr Leben einzubringen.
Ich wage die Behauptung dass die Mehrzahl dieser Afghanen nie wirklich von Demokratie und westlichen Werten überzeugt war. Und dass es meistens nur geheuchelt war, um von dem System, die die Amerikaner aufbauten, profitieren zu können.

Stellt euch eine Bundeswehr vor, wo Soldaten ausschließlich wegen dem Gehalt da sind und die abrupt verschwinden wenn das Gehalt weniger wird oder ausfällt. Bundeswehr Soldaten die im Angesicht eines starken Gegners die Waffen ablegen, sich als Zivilist kleiden, die eigene Familie nehmen (in vielen Fällen offenbar nicht einmal dass) und versuchen aus dem Land zu fliehen.
So einfach mal drauf geschissen, was aus den Menschen wird die zurück bleiben. Null Verantwortungsbewusstsein für das Land und die Menschen.
Das zeigt mir dass es nie eine echte afghanische Armee gab. Ich habe wenig Mitleid mit ihnen.

@Tripane
Gut geschrieben - die Taliban haben nur gesiegt, weil der Westen sie siegen ließ. Man muss das Land wirklich sich selbst überlassen.
Aber der Westen ist schon dafür zu kritisieren, dass er die Situation so dermaßen falsch eingeschätzt hat. Wir hätten den westlich orientieren Menschen dort die Möglichkeit geben müssen das Land zu verlassen und sie auf diese Situation besser vorbereiten müssen.
Das ist aber auch alles was ich dem Westen vorwerfe.

@Blicklight
Ich habe vor allem Mitleid mit den afghanischen Frauen die sich nun kaum noch auf die Straße trauen und komplett unterdrückt werden.
Eine afghanische Frau hat ihre Eindrücke auf den Straßen Kabuls sehr eindrucksvoll im Guardian geschildert

All I could see around me were the fearful and scared faces of women and ugly faces of men who hate women, who do not like women to get educated, work and have freedom. Most devastating to me were the ones who looked happy and made fun of women. Instead of standing by our side, they stand with the Taliban and give them even more power.

Quelle: https://www.theguardian.com/world/2021/aug/15/an-afghan-woman-in-kabul-now-i-have-to-burn-everything-i-achieved

Man schaue sich die Kurden an. Es gibt Kurden die wollen einen eigenen Staat und sie sind gegen islamistische Ideologien. Die Kurden standen oft in sehr schwierigen Situationen mit begrenzter Unterstützung der USA. Und in einigen Ländern gibt gar keine militärische Unterstützung durch die USA. Verlassen sie fluchtartig das Land wo sie leben? Nein sie gehen wenn nötig in den Untergrund und tragen den Kampf so weiter.
Die Kurden haben also wirklich etwas woran sie glauben und kämpfen.

Wieso kämpfen die Afghanen, die gegen die Taliban sind, nicht auch so entschlossen mit oder ohne Hilfe von ausländischen Kräften?
Es liegt sicher nicht am Wesen der Afghanen. Denn die Afghanen bei der Taliban kämpfen sehr wohl fest entschlossen und ohne die Hilfe einer Supermacht.

Blicklight schrieb:Menschen, die an nichts glauben und in ihrem Wehrdienst nur eine Geldquelle sehen, sind nicht bereit ihr Leben einzubringen.
Ich wage die Behauptung dass die Mehrzahl dieser Afghanen nie wirklich von Demokratie und westlichen Werten überzeugt war. Und dass es meistens nur geheuchelt war, um von dem System, die die Amerikaner aufbauten, profitieren zu können.

Ein Mann riskiert nicht für einen jämmerlichen Sold sein Leben. Man muss seine Seele ansprechen, um ihn zu elektrisieren! - Gefunden auf: https://www.myzitate.de/napoleon-bonaparte/

Quelle: https://www.myzitate.de/napoleon-bonaparte/

Und beim elektrisieren haperte es wohl beim Nation Building.

Schau mal, von allen lebenden Afghanen waren die letzten 20 Jahre nur eine Episode. Zusätzlich zur mangelnden Bildung - so betrug 1999 die Alphabetisierungsrate in Afghanistan 36% (51% Männer, 21%Frauen)!
https://www.laenderdaten.de/bildung/alphabetisierung.aspx
Und das hat sich bis 2015 nicht wirklich geändert: 38,2% (52,0% Männer, 38,2% Frauen)

Wikipedia: Liste von Staaten nach Alphabetisierungsquote

Und ohne Bildung (was übrigens ein Menschenrecht ist) sieht es wohl Mau aus, was andere Menschenrechte und auch Werte angeht.

Tripane schrieb:Denn, sich einfach mit brutalster Gewalt, ohne Rücksicht auf Verluste, gegen die Taliban durchzusetzen wäre ein Leichtes.

Hat die Sowjetunion sich in Afghanistan zurückgehalten aus Respekt vor Menschenleben und Menschenrechten? Und auch deswegen verloren?

Inwiefern kann man einen Krieg gewinnen wo die Kämpfer des Gegners von der breiten Bevölkerung gestellt werden? Was wenn 80% oder mehr der Bevölkerung den Gegner bildet und deckt? Mit welcher rücksichtslosen Gewalt willst du diesen Gegner besiegen und den Nachschub an neuen Kämpfern beenden?

Stell dir vor eine islamistische Supermacht würde in Deutschland erfolgreich einmarschieren und es gäbe deutsche Widerstandskämpfer, die aus der breiten Bevölkerung unterstützt werden. Weil die Mehrheit der Deutschen keinen radikalen Islam in Deutschland haben will, würden sie die Widerstandskämpfer versorgen und immer wieder neue Rekruten hervorbringen. Wie könnten die Islamisten dann siegreich sein?

Bei solchen Konstellationen kommt es nicht darauf an wie viel Gewalt man einsetzt sondern ob man die Fähigkeit besitzt das eroberte Volk zu assimilieren. So dass die Unterstützung für den Widerstand schwindet. Hat man diese Fähigkeit nicht, dann bleibt der Widerstand bestehen.
Das westliche Ideen durch eine westliche Besatzungsmacht in einem asiatischen und muslimischen Entwicklungsland bei der breiten Bevölkerung nicht besonders gut ankommen war abzusehen.

China führt Gespräche mit der Taliban. Offenbar verlaufen die aber nicht reibungslos. Afghanistan ist für China ein Thema. Aktuell sondieren die Chinesen wohl inwieweit man sich mit der Taliban verständigen kann.
Es bleibt abzuwarten wie die Chinesen vorgehen wollen wenn man sich mit der Taliban nicht einigen kann.
Es ist sicherlich viel zu früh. Aber ob wir in Zukunft eine Auseinandersetzung zwischen Taliban und China beobachten? Sind die Chinesen als nächstes dran? :D

War es vielleicht auch der Wunsch der USA dass sie Afghanistan mit der Taliban zurück lassen? Wer kann wohl mehr Probleme für China verursachen? Eine fragile afghanische Armee voller Korruption oder eine radikal islamische Taliban?

Aktuell berichten die chinesischen Medien mit Schadenfreude über das Versagen der NATO in Afghanistan. Einst freuten sich auch die Amerikaner über das Versagen der Sowjetunion in Afghanistan.

https://www.rnd.de/politik/china-und-die-taliban-kuschelkurs-nach-dem-machtwechsel-in-kabul-Z7BVW462JVEWPPC52FVIGKK7IY.html

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/china-schadenfreude-ueber-die-machtergreifung-der-taliban-17487180.html

Blicklight schrieb:Afghanen bei der Taliban kämpfen sehr wohl fest entschlossen und ohne die Hilfe einer Supermacht.

Naja, ich denke das sind auch zum Großteil Feiglimge die sich in den Bergen verkrochem haben.

Afghanistan ist einfach nur ein weiteres Beispiel für den Niedergang des Westens, der unaufhaltsam fortschreitet. Die Bedeutung des Westens in der Welt nimmt immer weiter ab. Aber wen wundert es, wenn man sich unsere politischen Vertreter und deren politische Kernthemen anschaut. Je inkompetenter eine politische Führung, desto höher und/oder abstrakter die Ziele. Und wenn es dann um die Realität geht, wie in Afghanistan, oder jüngst bei uns bei der Flutkatastrophe, versagt man kläglich auf ganzer Linie.

Wie man jetzt dort aufgrund der geballten Inkompetenz die Ortskräfte im Stich lassen muss, wohlwissend, dass die den sicheren Tod erwarten, ist eine absolute Schande. Und daher versucht man jetzt die Taliban als geläutert und gemäßigt zu framen, damit die Menschen hierzulande nicht merken sollen, dass Deutschland eine große Mitschuld an den zukünftigen Gräueltaten an den Verbündeten des Westens in Afghanistan trägt.

Kreuzbergerin schrieb:Ist schon ein Kalifat ausgerufen worden?
Das war die Voraussetzung, an die das Außenministerium den Stopp der Zahlung der Hilfsgelder geknüpft hat

Unser Außenministerium und auch die Regierung haben fürchterliche Fehler gemacht.
Sie haben die Menschen, die nicht mehr rauskommen, auf dem Gewissen. Wie können sie damit leben?
Es gibt doch sicher genügend Fachleute, die da beratend und warnend! wirkten.
Der Afghanistaneinsatz lief schließlich lange genug.

Anstelle von Herrn Maas möchte ich vor keine Kamera mehr treten.

umma schrieb:Sie haben die Menschen, die nicht mehr rauskommen, auf dem Gewissen. Wie können sie damit leben?

Indem sie am selben Abend ins Kino gehen und in die Kamera grinsen, oder noch am Sonntag einen netten Fahrradausflug machen. Wer so eine politische Führung oder Partner hat, auf die man sich verlassen muss, der ist verlassen. Leider bezahlen das nun nicht wenige Afghanen mit ihrem Leben. Und so wie ich unsere politische Führung kenne, ist man sich keiner Schuld bewusst.

parabol schrieb:Nein, keine Republik, sondern ein Emirat.
Es gibt doch die Vereingten Arabischen Emirate und andere Emirate, da ist nichts schlimmes dabei.

Das ist nicht vergleichbar. Dort herrschen keine bärtigen Steinzeittyrannen.
Ich würde mir hier gerne eine Analyse des Begriffes von Fachkundigen wünschen. Leider weiß ich zu wenig darüber.
Und dass da „schlimmes(!) dabei“ ist, nun, das zeigen die Fernsehbilder.

MoltoBene schrieb:unsere politische Führung kenne, ist man sich keiner Schuld

Ich schäme mich zutiefst für sie!
Und natürlich werde ich meine Stimmabgabe bei der Wahl danach richten. Mein Mann wird dasselbe tun.
In diesem Zusammenhang zitiere ich Herrn Laschet:
„2015 darf sich nicht wiederholen“.

No comment!