ARD-ZDF-Deutschlandradio-Beitragsservice
12.03.2021 um 17:21Nevrion schrieb:Aber warum darf ich denn darüber nicht entscheiden? Wo ist denn mein Nachteil, wenn ich entscheiden kann?Der Nachteil entsteht für die gesellschaft als ganzes, weil das keine echte entscheidung ist. Du hast dann einfach schlechtere Medien, die mangels Konkurrenz vom ÖR dann alle eine Paywall hochziehen, für die im Endeffekt für die gleiche Mediennutzung mehr bezahlt werden müsste.
Dann bleibt es für dich halt dann, wenn du nix zahlen willst, bei youtube.
Nevrion schrieb:Der Spiegel ist auch ein Print-Medium. Ich weiß, das vergisst man in einer Onlinewelt natürlich, aber so wie dessen Magazine schon immer hinter einer Paywall waren, sind es große Teile des Online Angebotes natürlich auch.Und dieses Printmedium kostet geld und ist von der Lesermeinung abhängig, sodass sie ihr Programm danach ausrichtet. Das führt wiederum dann, wenn das alle machen, in die Echo kammern.
Ein regionales Magazin wird doch in der Regel sogar davon profitieren können, wenn Leute auch das Medienbudget haben sich diese leisten zu können. Durch Wegfall kann auch eine Chance für andere entstehen.
Glaub mal nicht, dass die onlineangebote billiger werden, wenn der ÖR weg fällt. Die werden teurer, weil sie dann mehr Geld verlangen können.
Nevrion schrieb:1. Warum sollten sich Menschen nicht zwei oder drei verschiedene Medienangebote kaufen sollten, wenn diese inhaltlich voneinander unterscheidbar sind? Hier fehlt eigentlich eine nachvollziehbare Argumentation. Immerhin wäre ja auch mehr Budget da, durch Nichtteilnahme am ÖRR.1) Es geht nicht um zwei oder drei, um das zu kriegen, was der ÖR liefertn, bräuchtest du zehn oder mehr. Das macht kaum jemand. Unabhängig davon, ob er sich das leisten kann oder nicht. Da wird es für die meisten bei netflix bleiben, vllt noch amazon dabei. Die wenigstens werden sich irgendwas kulturelles holen, vielleicht holt man sich noch den spiegel oder die zeit oder die welt, aber sicher nicht alle drei und nicht noch den ksta und die faz dazu.
2. Die Gesellschaft spaltet sich nach Medienanbietern auf? Was urteilst du denn über Menschen zusammen? Medienanbieter sind doch keine Sektenführer, deren Followerer ihm bedingungslos gehorsam leisten. Wieder mal stellst du Menschen als arme, hilfsbedürftige Individuen dar, die ohne Leitung des ÖRR wahrscheinlich ihr ganzes Geld versaufen würden, weil du die amerikanische Mentalität mit der deutschen gleichsetzt. Ich dachte immer verschiedene Medienanbieter bieten verschiedene Sichtweisen und so kann man sich ein möglichst gutes Bild machen.
3. Wenn man einen Drall zum apolitischen hat, dann hat man das nicht weil man kein ÖRR empfangen kann, sondern weil man sich nicht dafür interessiert. Wenn sich Leute für Kultur interessieren und die gibt es zu Hauf, dann ist Kultur auch durch den jeweiligen Anbieter gesichert. Ich sehe hier nur Vermutungen und Unterstellungen ohne hinreichende Grundlage auf Grund des vermeintlichen Chaos-Landes USA, wo man ganz offenbar in anarchischen Zuständen lebt, so ohne ÖRR. Als ob die New York Times und andere Formate dieser Art nun irgendwie der letzte Dreck wären.
Der ÖR vereint aber viele der Angebote der Privaten, so, dass sie für jeden verfügbar sind, ohne dass man sich über das bezahlen gedanken machen muss. Darum bekommen auch die dann nachrichten und gut recherchierte berichte mit, die eventuell nicht dafür bezahlen würden. Das ist gesellschaftlich wichtig.
2) Genau. Das kannst du in den USA sehen, wo der Medienkonsum dir einen sehr guten indikator darüber gibt, was jemand wählt. Da gucken die einen CNN, die anderen Fox, auch im internet gucken die einen alex jones, die anderen last week tonight.
Es gibt kein verbindendes programm mehr. Da gibt es auch keine talkshows, wo politiker einigermaßen höflich miteinander diskutieren und menschen aus verschiedenen politischen lagern sich das angucken. Da wird sich nur noch angeschrien und übereinander geredet, teilweise einfach lügen erfunden und gesendet, kein problem.
Sowas will ich hier nicht, davor bewahrt uns der ÖR.
Ich stelle da gar nichts dar, das ist die Realität. So läuft das, wenn man keinen ÖR hat.
3)Wenn man keinen ÖR hat, wird dieser drall aber stärker. Holt man sich seine nachrichten halt nurnoch von facebook, was man halt so liest, muss nicht stimmen. Gegenteilige Meinungen bekommt man gar nicht mehr mit, weil es keine talkshows mehr gibt. Guckt man halt asi TV, weil auch kein redakteur mehr über das programm guckt oder wenn man sich wenigstens das noch leistet netflix. Toll.
Und ja, bezüglich der Medien sind die USA ein dritte welt land, auch was die medienfreiheit angeht. Denn die medien werden nicht freier ohne ÖR, sondern unfreier, weil sie abhängig von einzelnen großinvestoren sind.
Nevrion schrieb:Blicken wir ins Jahr 2018 zum Prozess beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Da hat man doch augenscheinlich sehr darauf bestanden, dass man am Finanzierungsmodell nichts ändern müsste und es auf so eine Klage ankommen lassen.Das heißt, dass man weiß, dass eine Änderung sehr aufwändig und schwierig ist. Wenn es dazu ein tolles konzept geben würde, würde sich der ÖR da sicherlich nicht querstellen. Nur ist das in Deutschland , was halt nunmal förderal ist, juristisch ein alptraum.
Überhaupt ist die Logik hier sehr irritierend. Dass das Beitragsmodell in seiner jetzigen Struktur nicht flächendeckend anerkannt wird, ist bekannt. Wenn daraus keine Reaktion hervor geht, heißt das, dass man insgeheim doch hofft das Finanzierungsmodell ändern zu können? Häh?
Es ist in jedem fall unsinnig, zu behaupten, der ÖR würde sich dagegen wehren.