Anschlag auf Weihnachtsmarkt Magdeburg

Warden schrieb:Das erschreckende ist eigentlich, dass so jemand bis auf diese ganzen Warnhinweise wegen seinen Netzandrohungen eigentlich sonst kaum auffällig war.

Naja. Diese Auffälligkeiten gab es doch auch in Präsenz auf der Wache (Mißbrauch Notruf), in den Streitereien mit Ämtern und der Flüchtlingshilfe und vor Gericht.
Da hatte er auch schon einen Tobsuchtsanfall:

Sein Auftreten war fahrig und störend. Bei der Urteilsverkündung in erster Instanz bekam er einen Tobsuchtsanfall und musste vom Sicherheitsdienst aus dem Gebäude geführt werden. Von den Klägern war niemand anwesend, aber der Vorfall wurde vom Gericht an die Anwälte der Kläger gemeldet, um sich im Umfeld ihres Zuhauses vorzusehen."

Quelle: https://www.google.de/amp/s/amp.focus.de/panorama/welt/tat-auf-magdeburger-weihnachtsmarkt-wenige-wochen-vor-anschlag-vor-gericht-rastete-amokfahrer-aus-und-bedrohte-richterin_id_260582981.html

Das war übrigens die Verhandlung, wogegen er dann in Berufung ging und Ende Oktober 24 sich abzeichnete er würde verlieren.

Danach war er auch nicht mehr auf der Arbeit.

Lanza schrieb:Danach war er auch nicht mehr auf der Arbeit.

Das habe ich auch des öfteren hier gelesen. Entweder habe ich den Grund seiner Abwesenheit überlesen. Ist da was bekannt?

m.A.o schrieb:Wenn aber der fehlerhafte Befehl von einem an diese 10 gegeben wird?

In diesem Fall kann man es sicherlich ausschließen, dass ein Vorgesetzter aktiv sagt: Wenn ihr den Bulli nicht vor der Rettungszufahrt seht, schaut einfach weg und hofft, dass nichts passiert.

Dass dort ein Fahrzeug stehen sollte, so ist zumindest mein Wissensstand.

m.A.o schrieb:Das habe ich auch des öfteren hier gelesen. Entweder habe ich den Grund seiner Abwesenheit überlesen. Ist da was bekannt?

Urlaub und Krankheit hieß es wohl formal.

Auffällig für mich wie geschildert die Parallelität des Abzeichnens der Prozessniederlage auch in der Berufung

StockMarket schrieb:Dass dort ein Fahrzeug stehen sollte, so ist zumindest mein Wissensstand.

War der Befehl eventuell nicht präzise genug? Es ist wohl ein Unterschied ob
- Stellt euch zur Einfahrt
- Stellt euch in die Einfahrt.
als Vorgabe gestellt wird. Wenn der Gruppenführer den Befehl nicht Wortgetreu an seine Truppe übermittelt, ist das dann "menschliches Versagen"?

Lanza schrieb:Urlaub und Krankheit hieß es wohl formal.

Ok... Danke

Photographer73 schrieb:Weitere Umfeldsanalyse, Tätigkeitsanalyse etc. Mir ist klar, dass das nicht bei jedem Hans Wurst geht, der im Jobcenter pöbelt. Das geben die Ressourcen gar nicht her.

Und es gab 2023 eine LKA/BKA Gefährdungsbeurteilung über ihn. Also dass man nichts gemacht hat ist falsch, er wurde nur nicht als gefährlich eingestuft.

...
Schon 2023 befasste sich die Polizei mit ihm. Nach WELT-Informationen gab es damals eine „Gefährdungsbeurteilung“ des 50-Jährigen. Das LKA in Magdeburg kam gemeinsam mit dem BKA zu dem Ergebnis, dass von dem Mann „keine konkrete Gefahr“ ausgehe. Auch das Landesamt für Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt war beteiligt, hat aber keine eigenen Ermittlungen geführt.
...

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article254939378/Taleb-al-Abdulmohsen-Mehrfach-mit-der-Justiz-in-Konflikt-Taeter-verpasste-vor-Anschlag-Gerichtstermin.html

Lanza schrieb:Da hatte er auch schon einen Tobsuchtsanfall:

Lanza schrieb:Danach war er auch nicht mehr auf der Arbeit.

Ok das hatte ich überlesen bzw. das sind dann rückwirkend betrachtet wohl doch bedenkliche Signale.

Gerade wenn die Abwesenheit vom Beruf nicht ich sage mal angekündigt und 'erwartbar' oder gut erklärbar ist sondern eher unbekannt oder dubious. Sinngemäß als Zurückziehen aus dem sozialen oder etablierten Umfeld. Als möglicher Vorbote einer Eskalation, die ja hier leider nun in der Form stattfand.

JosephConrad schrieb:An seinem Arbeitsplatz war er über Jahre unauffällig.

Laut einem Insider aus dem Krankenhaus war er das eben nicht!

„Dr. Google” soll Taleb A. deswegen in der Klinik geheißen haben. Kam es so auch zu einer tödlichen Fehldiagnose? Der Insider erinnert sich an einen Abend „vor einer Weile”. Ein Patient habe über Herzbeschwerden geklagt. Taleb A. habe „das abgetan und gesagt: ‘Legen Sie sich wieder hin.’ Und der ist dann in der Nacht verstorben.”

Quelle:
https://www.rtl.de/news/insider-aus-krankenhaus-packt-ueber-todesfahrer-von-magdeburg-taleb-a-aus-id1998375.html

m.A.o schrieb:Entweder habe ich den Grund seiner Abwesenheit überlesen. Ist da was bekannt?

Ich kann mir gut vorstellen, dass er wegen der Fehldiagnose Ärger im Krankenhaus bekommen hat - Abmahnung, Kündigung?

Das war es aber offensichtlich sogar von vornherein. Denn das Innenministerium von Sachsen-Anhalt sagt auf BILD-Anfrage zu den mobilen Sperren, dass sie nur „gegebenenfalls“ errichtet werden sollten. Und: „Wie viele Fahrzeuge jeweils an den mobilen Sperren zu postieren sind, wird nicht geregelt bzw. festgelegt“.

Quelle: https://m.bild.de/regional/magdeburg/anschlag-in-magdeburg-bild-enthuellt-sicherheitspanne-676826c568326232d6963ace

Bzgl. der nicht vorhandenen gewesenen mobilen Sperren stinkt der Fisch direkt aus dem Innenministerium.

Und die Chefin stellt sich hin und sieht da keinen Fehler.

Warden schrieb:. Wobei das hier ja noch gesittet ist; auf Twitter als Massenplattform z.B. ist das.... ja, ich sage es mal anders: da haben Leute tatsächlich offen geschrieben oder gefragt warum man ihn nicht erschossen hat, etc.

Aber auch nur aufgrund der gut durchgeführten Moderation, die darauf bedacht ist, dass die Regeln eingehalten werden.

Die Tat war ohne Diskussion grausam und unverzeihlich. Niemand entschuldigt seine Tat, nur weil man sich sachlich ausdrückt.

Jetzt analysiert der Top-Profiler Axel Petermann den Todesfahrer von Magdeburg

„Er wirkt wie ein einsamer Wolf“

Quelle: https://m.focus.de/wissen/er-wirkt-wie-ein-einsamer-wolf-arzt-ex-muslim-afd-fan-top-profiler-analysiert-den-todesfahrer-von-magdeburg_id_260581415.html

Der Täter handelte in meinen Augen gezielt und plante die Tat als effiziente Methode, Schrecken und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Sein Vorgehen erinnert mich an das von Anders Behring Breivik, der 2011 in Norwegen 69 Teilnehmer eines Zeltlagers ermordete

Das soziale Umfeld müsste Taleb A.‘s Veränderungen bemerkt haben. Ich glaube nicht, dass es nur ein Schalter war, der bei ihm am Freitag umgelegt wurde und ihn zu dieser Tat veranlasst hat. Der Täter zeigte nach meiner Einschätzung zunehmend Anzeichen von Verfolgungswahn und schrieb in sozialen Medien von Rache und seiner Überzeugung, dass er dieses Jahr nicht überleben würde.

juvenilea schrieb:Stress-Teams

Was sind denn Stress-Teams?

Justsaying schrieb:Was sind denn Stress-Teams?

Damit könnten spezialisierte Gruppen gemeint sein, die Extremfälle wie Terroranschläge simulieren, analog zu Stresstests in IT Systemen, um Schwachstellen in Sicherheitsmaßnahmen aufzudecken.

@Brice

Danke fuer die Erklaerung.

@juvenilea

Hier in Magdeburg war es eine bekannte Vorgehensweise, hier gibt es bewaehrte Sicherheitskonzepte, deren konsequente Umsetzung ein solches Attentat verhindert haetten.
Hier ist es wohl zu Nachlaessigkeiten oder Kommunikationsproblemen bei der Umsetzung gekommen, dazu wird man hoffentlich in den naechsten Tagen genaueres erfahren.
Eine Simulation durch Stress-Teams haette hier nichts gebucht.

Hans-Jakob Schindler: Ich denke, das Problem lag ganz klar bei der Sicherheitsstruktur des Marktes. Mein erster Gedanke war: Wie kann in Deutschland im Jahr 2024 noch ein Auto auf einen Weihnachtsmarkt gelangen? Seit 2016 ist dieses Anschlagsszenario bestens bekannt, und Sicherheitskonzepte wurden entsprechend angepasst. Überall stehen Poller, die solche Attacken verhindern sollen – auch in Magdeburg.

Es muss also eine fatale Lücke gegeben haben. Das darf schlicht und ergreifend einfach nicht mehr passieren. Insofern gehe ich klar von einem zumindest teilweise lückenhaften Sicherheitskonzept des Marktes aus.

Quelle:
https://www.focus.de/panorama/dann-haette-es-diesen-anschlag-nicht-gegeben-haben-behoerden-bei-magdeburg-geschlafen-terror-experte-hat-klare-antwort_id_260581886.html

m.A.o schrieb:Und das eventuell mit schwerwiegenden konsequenzen, ist es sicherlich besser eine extreme Straftat zu machen. Mit Aussicht auf lebenslängliche Versorgung.

Ich glaube nicht, dass er sich das gut überlegt hat, im Knast wird er u.a. genau auf den "Personenkreis" treffen, den er lt. seinen eigenen Aussagen so verabscheut. Kann mir nicht vorstellen, dass das recht "angenehm" wird für ihn. Weiter wird er mit Sicherheit mit Kameras in seiner Zelle überwacht werden, nachdem er ja bei/nach einer Gerichtsverhandlung mit Suizid gedroht hat. Jackpot!

Nox8 schrieb:Ich glaube nicht, dass er sich das gut überlegt hat, im Knast wird er u.a. genau auf den "Personenkreis" treffen, den er lt. seinen eigenen Aussagen so verabscheut. Kann mir nicht vorstellen, dass das recht "angenehm" wird für ihn.

Ich gehe davon aus dass er sehr lange im Einzelhaft sein wird...somit keinen Kontakt haben wird.

Justsaying schrieb:Hier in Magdeburg war es eine bekannte Vorgehensweise, hier gibt es bewaehrte Sicherheitskonzepte, deren konsequente Umsetzung ein solches Attentat verhindert haetten.

Man hätte sicherlich diese Amokfahrt wenden können, wenn alle Zufahrten zu diesem Markt lückenlos geschlossen gewesen wären.
Aber hätte man damit diesen Täter aufgehalten?
Ich glaube es nicht.
Er hätte sich dann meine Vermutung nach andere Wege gesucht sein Ziel erreichen.
Er hat mehr als einmal deutlich gemacht, dass er Anschlagspläne hat. Und er hat sich auch nicht nur online auffällig aggressiv geäußert und verhalten.
Das LKA Sachsen-Anhalt war informiert und hat nicht entsprechend gehandelt.
Warum dieser Mann als ungefährlich eingeschätzt wurde und das ohne ihn persönlich zu sprechen ist mir unerklärlich. Warum nicht einmal diese Gefährderansprache stattgefunden hat ist mir auch unerklärlich.

Dass es unmöglich ist, jede Drohung im Internet aufzuspüren und dieser nachzugehen, ist mir durchaus bewusst. Aber dieser Mann war schon auf dem Schirm der Ermittlungsbehörden und man hätte handeln können bzw müssen.

fischersfritzi schrieb:Man hätte sicherlich diese Amokfahrt wenden können, wenn alle Zufahrten zu diesem Markt lückenlos geschlossen gewesen wären.
Aber hätte man damit diesen Täter aufgehalten?
Ich glaube es nicht.

Ich kann diese Logik nicht nachvollziehen - wenn man ihn nicht aufhalten kann, warum stellt man dann überhaupt noch was auf? Kritik daran gibt es sowieso genug.

fischersfritzi schrieb:Aber dieser Mann war schon auf dem Schirm der Ermittlungsbehörden und man hätte handeln können bzw müssen.

Und genau das wollte "dieser Mann" u.a. erreichen, meiner Meinung nach. Den größt möglichsten Schaden (Aufmerksamkeit) anrichten inklusive das offensichtliche Versagen der Behörden und Regierung vor Augen führen.

Abahatschi schrieb:Ich kann diese Logik nicht nachvollziehen - wenn man ihn nicht aufhalten kann, warum stellt man dann überhaupt noch was auf? Kritik daran gibt es sowieso genug.

Bei den Pollern etc geht es darum möglichst einen konkreten Ort zu sichern. Das ist natürlich richtig und wichtig.
Das ist ein Strang eines Sicherheitskonzeptes.
Und dann gibt es eben noch diesen einen ganz konkreten Täter. Den hätte man aufhalten müssen. Der hätte sich meiner Meinung nach im Zweifelsfall eben nicht von ein paar Pollern bremsen lassen sondern dann einen anderen Weg gesucht.
Das ist der zweite Strang eines Sicherheitskonzeptes, dass man möglichst viele Gefährder im Vorfeld identifiziert. Ich habe das oben geschrieben dass man nicht alle rausfischen kann. Diesen hatte man aber schon rausgefischt und hat ihn nicht aufgehalten.