(Sorry, nochmal etwas längerer Posts weil ich mit Screenshots aushole. Leider diesmal keine Kurzzusammenfassung, später wieder kürzer)
Abahatschi schrieb:Ich wiederum glaube nicht an einer "ungeheuerlichen" Komplexität, folgende Sachen sind mir aus der Presse aufgefallen und sofern sie stimmen, wären das ganz einfache Sachen:
Ich sprach aber vor allem allgemein, und im sekundären Sinne mit Bezug zum Fall, weil die Nutzer auch eher allgemein das Thema aufgriffen.
Im allgemeinen Kontext muss man dann auch IMO leider anerkennen (was nicht mögen heißt), dass es vollumfängliche Lösungen die überall wirken zeitnah kaum geben kann. Weil du einfach an zu vielen Stellschrauben drehen musst und einige Effekte, selbst wenn du sehr renitent und massiv drehst, mit Druck, dennoch erst mit der Zeit bemerkbar werden. Quasi erst "wirken müssen", oder einfach wirken müssen um dann auch gemessen werden zu können.
Abahatschi schrieb:- das Bamf ist angeschrieben und gewarnt worden, die haben auf die Polizei hingewiesen. Wäre es kompliziert gewesen selbst die Meldung an die Polizei zu leiten?
Ich finde den Sachverhalt (anhand der mir vorliegenden Infos) unglücklich. Vor allem, dass die Person eine komplett falsche E-Mail augenscheinlich per Suchmaschine rausgesucht hat. Ich sehe hier zwei Fehlerquellen.
Zuerst mal zum BAMF-Fall auf Twitter. Ich packe den in Spoiler um den Post einfach kürzer zu halten bzw. damit man leichter vorbeiscrollen kann wenn man das schon sah oder den Themenblock überspringen will:
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SpoilerDas sind die mir bekannten Screenshots der Interaktion.
Dann gibt es noch diesen Screenshot hier wo vermeintlich die Berliner Polizei per Twitter/X kontaktiert wurde:
Erst mal die "due diligence", die Prüfung: Waren die kursierenden Screenshots überhaupt echt?
Ich habe dazu recherchiert und das BAMF hat hier in dem Artikel den Sachverhalt bestätigt: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/attentaeter-magdeburg-100.html. Die vermeintlichen zum BAMF Screenshots sind also echt.
Die Berliner Polizei jedoch hat bisher die kursierende Meldung nicht bestätigt, bestätigen können. Daher kann ich auf diese nicht wirklich eingehen bis das verifiziert wurde. Direktquelle/Statement der Berliner Polizei auf Twitter: https://x.com/polizeiberlin/status/1870520860672696585
Ergo zu den BAMF-Screenshots:
Ich glaube, das BAMF hat hier korrekterweise an die eher zuständigen Behörden verwiesen. Ich hätte aber als Person auf der Seite des BAMF die hierzu geantwortet hätte (unter der Annahme, das die Screenshots abschließend die Reaktion zeigen und da nichts mehr kam!) aber reaktiver reagiert und betont, dass es auf der Webseite die verlinkt wurde offenkundig eine englische Spracheinstellung gibt. Das hätte ich aber auch gesehen, wenn ich als Person den Link angeklickt hätte. Macht selbst den Versuch, offenkundig sieht man rechts die engl. Sprachauswahl: https://www.internetwache-polizei-berlin.de/
Ich glaube der Gesprächsverlauf war hier zudem etwas unglücklich, da die meldende Person schrieb, bereits die Berliner Polizei per Mail kontaktiert zu haben. Das wäre für mich als Gegenüber das Signal, dass die das bearbeiten werden bzw. schon Kenntnis haben. Wer hätte ahnen können, dass die meldende Person eine komplett falsche Webseite bzw. E-Mail-Adresse einer obskuren US-Kleindstadtpolizei raussuchen würde und an eine andere "Berlin police" geschrieben hat? Wenn ich bei der Suchmaschine "German police" eingebe kommen offenkundige Erreichbarkeiten zumindest der Bundespolizei oder des BKA. Gebe ich "Berlin police" ein, dann kommt die fragwürdige Erreichbarkeit die hier wohl genutzt wurde erst ein Stück weiter unten. Die haben übrigens indes mutmaßlich wohl auch eine neue / eigene E-Mail-Adresse auf der Webseite gelistet, ich sah da nicht wie im Screenshot eine G-Mail-Adresse auf der Webseite.
Davor (als Suchergebnis) die offiziellen Präsenzen der Polizei Berlin die auch (leider nicht so offenkundig wie die Internetwache!) eine englische Spracheinstellung im Menü haben.
Ich nehme hier mit, dass zwar eine Pflicht seitens BAMF erfüllt wurde, aber man hätte ggf. etwas reaktiver im Wording hätte sein können oder müssen um das nochmal zu betonen. Ansonsten ist das BAMF halt keine Ermittlungsbehörde. Ich hätte hier, wenn das nicht damals geschah und schlicht nicht gezeigt wurde, nochmal darauf hingewiesen, dass es dort ein englisches Portal gibt. Sicherlich wird man das in Bundes- und Landesbehörden als "best practice" usw. thematisieren müssen, wie man künftig besser oder klarer kommunizieren kann. Sobald der Hinweis kommt dass man kein Deutsch (aber Englisch) kann, muss proaktiv der Hinweis kommen, dass es da auch ein englisches Portal gibt; wenn nicht muss man eine alternative Erreichbarkeit bereitstellen oder an Bundesbehörden mit jener verweisen, die es dann intern steuern würden, wenn man es selbst nicht annehmen und weiterleiten darf oder soll weil keine Ermittlungsbehörde oder so.
Ich würde den sagen wir mal unglücklichen BAMF-Kommunikationsfall aber nicht zu hoch aufhängen, es gab parallel ja auch Meldungen an die richtigen Stellen aus SA die teils übern BND und ans LKA Sachsen-Anhalt liefen. Die Warnungen kamen ja also daher grundsätzlich bei den Zuständigen stellen an und versackten nicht komplett; wäre nur das BAMF die Stelle gewesen wo die einzige Warnung versackt wäre, müsste man das kritischer sehen. Zum LKA Sachsen-Anhalt:Demnach seien Tweets des späteren Attentäters Teil der Warnung gewesen, in denen Taleb A. schrieb, Deutschland werde einen „Preis“ zahlen für seinen Umgang mit saudi-arabischen Flüchtlingen. Die Warnung landete dem Bericht zufolge beim LKA Sachsen-Anhalt. Doch dort habe man keine konkrete Bedrohung gesehen, die von Taleb A. ausgehe. Eine Anfrage dazu ließ die Behörde laut Magazin zunächst unbeantwortet.
Quelle: https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/nachrichten/spiegel-saudischer-geheimdienst-warnte-vor-magdeburg-attentaeter-143660.html
Hier müsste man eher ansetzen wenn man mögliches Behördenversagen aufklären möchte weil hier die konkreteste "Vorlage" dazu bestehen würde, da die akut-relevanten Warnhinweise da bearbeitet / eingeschätzt wurden. Die andere Kiste mit dem Berliner Gerichtstermin wo er einen Tag vorher hätte auftauchen sollen, ist niedrigschwelliger wie mutmaßlich hier bereits bekannt ist. Das hatte mit was anderem zutun.--------
Abahatschi schrieb:- der TV hätte letztes Jahr eine Gefährderansprache bekommen sollen...die Behördenmitarbeiter sind hingefahren und haben ihn nicht daheim angetroffen (kann passieren) und sind wieder gefahren. Wäre ein Schreiben mit einem Termin kompliziert geworden, ein zweiter Besuch oder versuchen herauszubekommen wo er arbeitet und ihn dort zu suchen? Es war immerhin eine Gefährderansprache.
- Saudi Arabien hat angeblich 3x gewarnt...was ist da passiert? Ignorieren wäre das Schlimmste, mit einer Analyse und bewussten Ablage wäre ich in sofern einverstanden... aber woher kam die Notwendigkeit nach einer Gefährderansprache?
Mir fehlen bis dato ggf. relevante Infos warum 1. die Gefährderansprache stattfinden sollte und 2. warum sie nicht geschah respektive so lange versucht wurde bis sie durchgeführt werden konnte - mein letzter Kenntnisstand ist, dass zu den Gründen bisher nichts offiziell gesagt wurde.
Ob eine zu dem Zeitpunkt durchgeführte Gefährderansprache so eine Bluttat verhindert hätte, ist nicht zwingend gegeben, wenn der Täter unabhängig davon so oder so in diesen Zustand des Wollens gekommen wäre. Aber das muss man nun aufarbeiten und schauen wo ggf. objektiv versagt wurde.
Ansonsten verweise ich hier quasi doppelt (steht schon im Spoiler-Teil) auf den Part:
Demnach seien Tweets des späteren Attentäters Teil der Warnung gewesen, in denen Taleb A. schrieb, Deutschland werde einen „Preis“ zahlen für seinen Umgang mit saudi-arabischen Flüchtlingen. Die Warnung landete dem Bericht zufolge beim LKA Sachsen-Anhalt. Doch dort habe man keine konkrete Bedrohung gesehen, die von Taleb A. ausgehe. Eine Anfrage dazu ließ die Behörde laut Magazin zunächst unbeantwortet.
Quelle:
https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/nachrichten/spiegel-saudischer-geheimdienst-warnte-vor-magdeburg-attentaeter-143660.htmlAbahatschi schrieb:Auch wenn ich keine Antworten habe, ordne ich das bestimmt nicht unter "komplex" ein.
Der Punkt ist einfach, der Gesamtkomplex "Innere Sicherheit" ist sehr komplex, gerade wenn man den Föderalismus noch hinzurechnet. Gerade nachhaltige effektive Strukturänderungen die sich landesweit (also im Sinne von bundesweit) bemerkbar machen dauern oftmals. Das ist die bittere Pille die man schlucken sollte auch wenn man es nicht möchte. Es ist quasi komplex, dieses System nachhaltiger und strukturell zu optimieren. Ich kriege genug aus Behörden mit allein wenn es um Rechtsänderungsbedarf oder was auch immer geht. Allein diese ganzen Abstimmungsprozesse zwischen Legislative, Judikative und Exekutive fressen schon Zeit und so weiter.
Das soll nicht als blockierendes Argument verstanden werden, aber als 'Realitätscheck' warum manches nicht so einfach oder schnell geht weil es viele Ebenen tangieren kann (Legislative, Exekutive, Judikative). Viele wollen das Tempo vom Sportwagen auf der Autobahn, aber es ist oftmals mehr so das Tempo Fußgänger, der immer mal an- oder aufgehalten wird.
Im übrigen mal davon ab, scheint es so als hätte man beim lokalen Sicherheitskonzept zumindest versagt, weil der Zufahrtsweg mit mobilen Barrieren hätte abgesichert werden können. Ob das den Versuch einer Bluttat gänzlich unterbunden hätte ist spekulativ. Er hätte ggf. ein anderes Ziel rausgesucht, ggf. hätte er aufgegeben wenn die auch vor so einer Tat ideal abgesichert gewesen wären, ggf. hätte er andere Tatmittel gewählt, keine Ahnung.
Aber zumindest wäre das so wie es passierte dann nicht dort passiert. Man hätte dann als lokal Verantwortlicher zumindest dann alles bestmöglich abgesichert.