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Wahlthread LTW Ostdeutschland

1.224 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wahlen, Regierung, 2024 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wahlthread LTW Ostdeutschland

06.09.2024 um 20:32
Zitat von Cthulhus_callCthulhus_call schrieb:Weil es ihre Diskussionsstrategie ist. Das wurde hier schon am Wahlabend erläutert.
Vorausgesetzt, dass es sich auch wirklich um AfD Wähler handelt.
So ganz sicher ist das ja nicht. Und letztlich bringt diese "Strategie" halt auch nicht wirklich was. Deswegen wird kaum jemand anderer auf einmal anfangen AfD zu wählen oder die AfD toll zu finden.


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06.09.2024 um 20:44
Zitat von PusemuckelPusemuckel schrieb:Langfristig: Bildung. Besonderes Augenmerk auf Medienkompetenz.
So schafft man hoffentlich ein Bewusstsein dafür, dass simple Lösungen für komplexe Probleme fast immer eine dumme Idee sind.

Kurzfristig: Schwierig. Ich weiß nicht, wie gut man Leute zurück auf demokratischen Boden holt, wenn sie sich so weit entfernt haben, dass sie solche Menschenfeinde wählen.
Bei den Hardcore-AfDlern greifen Mechanismen, die fast an Sekten erinnern.
Völlige Immunität gegen Argumente, starres Festhalten an Narrativen , selbst wenn diese völlig unlogisch sind und man ihnen dies aufzeigt.
Festgefahrene Feindbilder, von denen man sich nicht lösen möchte.

Das wird eine sehr, sehr große Herausforderung, fürchte ich.
Man muss die Probleme anerkennen und dann erklären, warum sie existieren.
Und der Grund, warum diese Probleme existieren ist das System in dem wir leben, die Art wie wir wirtschaften.

Die Art wie wir wirtschaften bringt uns an unsere Kapazitätsgrenzen. Wir wirtschaften uns in den eigenen Ruin.

Und da spreche ich noch nicht einmal über irgendwelchen internationalen Phänome, da sieht's noch sehr viel schwieriger aus für uns. Aber darum soll es erstmal nicht gehen.

Die deutschen Verhältnisse gehen in diese wirtschaftliche regressive Phase, weil Profite eingeheimst werden müssen.

In allen Bereichen, die dafür verantwortlich sind, dass der Lebensstandard der Menschen sinkt. Also Lebensstandard heißt, man hat weniger Reallohn. Man hat weniger Geld zur Verfügung, dass man ausgeben kann und man hat deswegen weniger Geld dass man ausgeben kann, weil gewisse Grundbedürfnisse teurer geworden sind in den letzten Jahren.

Und da können wir uns 2018 bis 2023 anschauen. Das sind die letzten fünf Jahre.

In den letzten fünf Jahren sind die Mieten um ein Drittel gestiegen, die Lebensmittelpreise sind um ein Drittel gestiegen und Energiekosten sind teilweise 200 bis 600 Prozent gestiegen.

Das sind alles Kosten die mehr gedeckt werden müssen, ohne einen vernünftigen Lohnausgleich. Die Leute mussten mehr Geld ausgeben, ohne mehr Geld zu bekommen. Und wann immer das passiert, sinkt der Lebensstandard. Das ist ja klar.

Und der Lebensstandard ist immer in Verbindung zu bringen, mit dem Geld, was man zur Verfügung hat. Wenn man weniger Geld zur Verfügung hat, dann sinkt der Lebensstandard.

Und dann hat man Ängste, man hat Angst seine Wohnung nicht mehr halten zu können, die Wohnung zu verlieren, man hat Angst die Stromrechnung nicht mehr bezahlen zu können, die Heizungskosten nicht mehr bezahlen zu können. Man hat am Ende des Monats Probleme Lebensmittel in den Kühlschrank zu bekommen. Das sind einfach Tatsachen.

So, und diese Tatsachen haben einfach eine traurige Realität die wir anerkennen müssen. Und zwar arbeitet das Kapital gegen unser Interesse.

Der Ukraine Krieg und die Corona Krise hatten eine große und breitbevölkerische Anerkennung das Dinge teurer werden.
Wirtschaftsexperten, Politiker, Talkshows und so haben alle davon gesprochen: "Ja, es wird teurer!" Es wird teurer werden, darauf müssen wir uns vorbereiten."

So, und wann immer ein Unternehmer diese Art der Rhetorik wahrnimmt, wird er alles tun, um das auszunutzen. Und genau das ist passiert. Die haben die Energiepreise so stark erhöht, obwohl die Handelspreise an der Börse wieder normal sind. Die haben die Mieten erhöht, ohne dass es dafür einen Grund gab. Die haben die Lebensmittelpreise erhöht, ohne dass sich die Ressourcenpreise oder Produktionspreise erhöht hätten. Zumindest nicht in dem Maße. Und das führt dann zu Rekordgewinnen.

Die machen sich die Taschen in einem historischen Ausmaß voll. Die machen Rekordgewinne, aber darauf guckt keiner, weil es einfacher ist es auf den Ausländer und Arbeitslosen zu schieben.

Das ist Klassenkampf von oben geführt. Der Unternehmer steckt sich Profite in die Tasche und macht dann Unschuldige dafür verantwortlich. Und die Unschuldigen bekommen dafür auf die Fresse.

Und warum wird eher Faschismus gewählt als Sozialismus? Naja, ganz einfach. Der Sozialismus rührt das System als Ganzes und Solches an. Er stellt die Art wie wir wirtschaften in Frage und sagt: Alles was wir tun ist falsch. Er bedroht die Herrschenden. Das macht der Faschismus nicht.

Der Faschismus stellt sich hin und sagt: Wenn wir die Ausländer loswerden, ist alles wieder gut.


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06.09.2024 um 20:51
Zitat von Cthulhus_callCthulhus_call schrieb:Ich kenne die Videos vom dunklen Parabelritter und sie haben mich ja auch zu der These vom demographischen Wandel inspiriert. Allerdings schwadroniert er auch gerne.
Was genau meinst du? Gerade die beiden Videos finde ich einleuchtend, weil ich den Osten auch so wahrnehmen.
Zitat von Cthulhus_callCthulhus_call schrieb:Aber zurück zu unserer Diskussion: einfach zu sagen, hey das ist alles vollkommen verständlich, die können ja quasi nicht anders als AfD wählen, das ist zu billig und zu einfach.
Das hat niemand gesagt. Auch unter AFD-Wählern gibt es keine Absolute. Es gibt Mitläufer, politisch Ungebildete, Egoisten (mMn sehr häufig) und klar, auch Faschos.
Zitat von Cthulhus_callCthulhus_call schrieb:Und nochmal, ich habe NIE behauptet, das Nazis so sind, weil sie so geboren sind, sondern das man schauen muss, wie sie sich so radikalisieren konnten. Nur darf man bei aller Ursachenanalyse halt auch nicht so tun, als gäbe es gar keine Nazis und alle Wähler wären einfach nur völlig missverstanden.
Wie gesagt, niemand behauptet das es kein Naziproblem, schon gar nicht bei der AFD, gibt. Ich wehre mich nur gegen Verallgemeinerungen, da das erstens nicht stimmt und zweitens keinen Mehrwert hat.
Zitat von Cthulhus_callCthulhus_call schrieb:Und es gibt einige User( darf sie wegen userbezug nicht nennen) deren Verständnis doch eher Taktik ist um nicht sagen zu müssen, das sie eigentlich die AfD wählen. Ich sage nicht das du das bist oder jeder der versucht die AgD Wähler zu verstehen. Ich denke die User wissen wen ich meine.
Das habe ich mir jetzt auch nicht angenommen. 😉
Hier im Osten stolpert man häufiger über AFD-Wähler und quatscht mit Ihnen. Da interessiert es mich weniger wer in einem Internetforum welche Partei wählt und mache mir darüber weniger Gedanken. Ich habe nur das Gefühl, man nimmt diese Argumentation häufig für die Deutungshoheit, obwohl es auch keine Rolle spielt wer wen wählt und es eher auf die Argumentation ankommt.

Ich danke dir @Cthulhus_call erstmal für deinen vernünftigen Beitrag, auch wenn ich gerade (verdammter Freitag) nichts konstruktives beitragen konnte.

So macht es auch mehr Sinn sich über Themen auszutauschen. 👍


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06.09.2024 um 21:00
@peekaboo
Ja, das Ungleichgewicht halte ich auch für problematisch. Nicht nur wirtschaftlich btw, sondern auch politisch in vielerlei Hinsicht, weil viele einfach nicht an der Macht partizipieren können .. aus verschiedenen strukturellen Gründen.

Jetzt stellt sich mir immer wieder die Systemfrage - wie kann man den Durchschnittsbürger dazu bewegen, dass er sich seiner Macht als Souverän bewusster wird, sie mehr ausübt, sich politisch mehr engagiert und aufhört immer und immer wieder gegen seine eigenen Interessen zu wählen? Ist das Parteisystem wirklich noch das richtige Tool, um besonders in Krisenzeiten weiterhin die Demokratie als Befriedungsfaktor für die Gesellschaft voll ausschöpfen zu können, oder ist sie vielmehr ein Hemmschuh für die Demokratie, weil sich die Parteien zusehends gegenseitig ausbremsen, zusehends populistischer werden, auf allen Seiten, und kaum noch tragfähige Koalitionen gebildet werden können? Aus meiner Sicht eher nicht. Da muss was besseres her.


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06.09.2024 um 21:09
Zitat von nasenstübernasenstüber schrieb:Jetzt stellt sich mir immer wieder die Systemfrage - wie kann man den Durchschnittsbürger dazu bewegen, dass er sich seiner Macht als Souverän bewusster wird, sie mehr ausübt, sich politisch mehr engagiert und aufhört immer und immer wieder gegen seine eigenen Interessen zu wählen? Ist das Parteisystem wirklich noch das richtige Tool, um besonders in Krisenzeiten weiterhin die Demokratie als Befriedungsfaktor für die Gesellschaft voll ausschöpfen zu können, oder ist sie vielmehr ein Hemmschuh für die Demokratie, weil sich die Parteien zusehends gegenseitig ausbremsen, zusehends populistischer werden, auf allen Seiten, und kaum noch tragfähige Koalitionen gebildet werden können? Aus meiner Sicht eher nicht. Da muss was besseres her.
Spannender Ansatz. Wenn im aktuellen System die gewinnen, die man nicht mag, dann muss man halt das System ändern.

Ich habe auch keine wirkliche Lösung parat. Dafür ist es meiner Einschätzung nach viel zu spät. Aber DAS kann es ganz sicher nicht sein.


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06.09.2024 um 21:17
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Wenn im aktuellen System die gewinnen, die man nicht mag, dann muss man halt das System ändern.
Darum gehts nicht; ich freue mich, dass die AfD und die BSW gewonnen hatten, bestätigt es doch meine Vermutung, dass sich das System mit der Zeit selbst auffrisst, weil es eben dauerhaft nicht wirklich zur Befriedung der Gesellschaft geeignet ist. Aus den benannten Gründen. Die Etablierten gucken doch seit 10 Jahren nur dabei zu, dass man ihnen Untätigkeit vorwirft, und tun das, was sie meistens tun; nicht viel außer den Gegenpopulismus anzuheizen (Nazikeule ist ein reines populistisches Tool zur Diskreditierung zB..).
Probleme werden kaum mehr gelöst .. teilweise schon seit Jahrzehnten vor sich her geschoben, weil es den Parteien nicht um Lösungen geht, sondern in erster Linie um Wahlstrategie und die Fleischtröge der Macht. usw usf

Wie soll man da nicht die Systemfrage stellen?


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06.09.2024 um 21:23
Zitat von nasenstübernasenstüber schrieb:weil es den Parteien nicht um Lösungen geht, sondern in erster Linie um Wahlstrategie und die Fleischtröge der Macht. usw usf
In dem Punkt stimme ich dir zu.
Zitat von nasenstübernasenstüber schrieb:Wie soll man da nicht die Systemfrage stellen?
In dem Punkt weniger, sofern wir uns einig sind, dass die Demokratie der Soll-Zustand bleibt. Das Problem, was die etablierten Parteien haben, sehe ich in einer problemorientierten Politik. Es fehlt an Visionen und Ambitionen und das überträgt sich aufs Volk. Wenn dann jemand mit „einfachen“ Lösungen ums Eck kommt, ist es fast ein Automatismus, dass sich Erfolg einstellt.


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06.09.2024 um 21:27
Zitat von peekaboopeekaboo schrieb:Die machen sich die Taschen in einem historischen Ausmaß voll. Die machen Rekordgewinne, aber darauf guckt keiner, weil es einfacher ist es auf den Ausländer und Arbeitslosen zu schieben.

Das ist Klassenkampf von oben geführt. Der Unternehmer steckt sich Profite in die Tasche und macht dann Unschuldige dafür verantwortlich. Und die Unschuldigen bekommen dafür auf die Fresse.

Und warum wird eher Faschismus gewählt als Sozialismus? Naja, ganz einfach. Der Sozialismus rührt das System als Ganzes und Solches an. Er stellt die Art wie wir wirtschaften in Frage und sagt: Alles was wir tun ist falsch. Er bedroht die Herrschenden. Das macht der Faschismus nicht.

Der Faschismus stellt sich hin und sagt: Wenn wir die Ausländer loswerden, ist alles wieder gut.
Jawohl Herr Politkommissar.
Bestes Agiprop was man da liest.
Bist bissl älter und in der DDR was gewesen oder woher kommts?.


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06.09.2024 um 21:29
Zitat von AtroxAtrox schrieb:sofern wir uns einig sind, dass die Demokratie der Soll-Zustand bleibt.
Selbstverständlich; alle anderen Regierungsformen schaffen noch weniger Frieden innerhalb der Gesellschaft - bzw nur einen Friedhofsfrieden, und das kann es auch nicht sein.

Ich spreche doch von mehr Einbindung des Souveräns, also aller Bürger, und damit von einem Mehr an Demokratie. Unser Parteisystem ähnelt aus meiner Sicht eher einer semi-aristokratischen "so als ob Demokratie", das zwar in guten, ruhigen Zeiten den Kahn stabil auf Fahrt halten kann, aber in schlechten Zeiten immer wieder heillos überfordert ist, wie zB auch die Weimarer Zeit deutlich zeigt.


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06.09.2024 um 22:59
Zitat von nasenstübernasenstüber schrieb:Ich spreche doch von mehr Einbindung des Souveräns, also aller Bürger, und damit von einem Mehr an Demokratie.
Welche konkreten Maßnahmen schweben dir vor? Volksentscheide? Zufällig ausgewählte Bürgerräte?


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06.09.2024 um 23:26
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Welche konkreten Maßnahmen schweben dir vor? Volksentscheide? Zufällig ausgewählte Bürgerräte?
Ich würde sagen mehr Input aus der Mitte, die weder rot noch braun gefärbt ist. Leider sind die Ränder dafür zu sehr verkrustet und die Mitte zu weich.


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06.09.2024 um 23:33
Zitat von DerThoragDerThorag schrieb:Ich würde sagen mehr Input aus der Mitte, die weder rot noch braun gefärbt ist. Leider sind die Ränder dafür zu sehr verkrustet und die Mitte zu weich.
Dafür gibt es ja auf Kommunalebene bereits jetzt schon vielfältige Möglichkeiten.

Warum wird’s nicht genutzt?


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06.09.2024 um 23:43
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Dafür gibt es ja auf Kommunalebene bereits jetzt schon vielfältige Möglichkeiten.

Warum wird’s nicht genutzt?
Ich schätze mal weil es im gesamten Bundesgebiet keine Rolle spielt.

Der Ausgang der Wahlen in Thüringen und Sachsen galten ja nicht den Bundesländern. Was hat eine AFD in Thüringen mit der Einwanderungspolitik in Deutschland zutun? Nach meinem Wissen nicht viel und scheinbar geht es darum auch nur noch bedingt.

Wen juckt die Mitte, wenn es rechts und links schon vorgefertigte Meinungen gibt?


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06.09.2024 um 23:52
Zitat von DerThoragDerThorag schrieb:Ich schätze mal weil es im gesamten Bundesgebiet keine Rolle spielt.
Das nicht, aber es betrifft einen höchst persönlich. Kommunale Entscheidungen haben in der Regel einen viel größeren Einfluss auf einen selbst als das was in Berlin passiert.

Ich glaube da fehlt es bei den Leuten dann erstmal an Verständnis, was Souveränität überhaupt ist. Wenn die Leute keine Lust haben ihre Kommune mitzugestalten, traue ich ihnen das auf Bundesebene so gar nicht zu. Unabhängig von der politischen Ausrichtung.


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07.09.2024 um 01:09
Zitat von Cthulhus_callCthulhus_call schrieb:Und es gibt einige User( darf sie wegen userbezug nicht nennen) deren Verständnis doch eher Taktik ist um nicht sagen zu müssen, das sie eigentlich die AfD wählen
Wenn du das doch weißt, kannst du ja ohne weiteres ihre Aussagen zitieren aus denen du deine Behauptung ableitest oder? Das wäre ja nur ein Zitat und somit kein Userbezug.


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07.09.2024 um 06:33
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Zufällig ausgewählte Bürgerräte?
Auf jeden Fall zunächst alles, was dieses unsägliche Parteisystem etwas abschwächt.

Eine regelmäßig rotierende Machtverteilung wäre an der Stelle wohl auch von Vorteil, denn die sorgt dafür, dass die Machtkämpfe der Parteien untereinander weniger hart geführt würden, was die gegenseitigen Blockaden aufweichen sollte, weil keiner mehr um seine Pfründe fürchten muss, wenn sowieso jeder immer mal dran kommt.
Losverfahren scheinen mir auch eine recht vernünftige Alternative darzustellen.

Die Tatsache, dass aus einer weitestgehend politisch unbeleckten Bürgerschaft alle paar Jahre einige Alpha-Tiere ausgewählt werden sollen, denen man dann zu viel Macht überträgt, welche regemäßig zum Nachteil der politisch unbedarften Bürgerschaft ausgespielt wird, macht das System sehr anfällig für Populismus und für Korruption.
Zudem schürt die Rhetorik der Parteien den Hass der Menschen untereinander; man sieht seinen Mitbürger nicht mehr als den, den man für den politischen Fortschritt braucht, weil er ein Teil des Ganzen ist, sondern als Gegner oder in härteren Fällen als Feind, was nicht selten in der Geschichte zu vielerlei sozialen Verwerfungen führte und ebenso nicht selten in gewaltsamen Auseinandersetzungen mündete.
Diese Problematik gilt es auszuräumen, wenn man ein tragfähiges System aufbauen wollte.

Gut, das klingt alles erstmal furchtbar theoretisch, aber es gibt tatsächlich auch schon praktische Modelle, die diese Idee aufgreifen, und ich finde, die schlagen sich gar nicht mal so schlecht.

Siehe hier zB:
Im Jahr 2024/25 trägt Wien den Titel der Europäischen Demokratiehauptstadt, wobei auch das Wiener Klimateam eine wesentliche Rolle spielt. Ein zentraler Bestandteil des Wiener Klimateams sind zufällig ausgewählte Bürger-Jurys.

Die Klimakrise betrifft alle. Die Stadt Wien hat deshalb das Projekt Wiener Klimateam gestartet. In ausgewählten Stadtbezirken sind alle Einwohnerinnen und Einwohner aufgerufen, ihre Klimaschutz-Ideen einzubringen. Zufällig geloste Bürger-Jurys empfehlen, welche Projekt-Ideen in ihren Bezirken umgesetzt werden. Bedingung: Jede Idee muss unter anderem eine positive Klimawirkung haben, sozial gerecht sein und von der Stadt Wien innerhalb von zwei Jahren umgesetzt werden können.

Wegen dieses Projekts und weiterer Beteiligungsformate wurde Wien von einer Bürger-Jury zur Europäischen Demokratie-Haupstadt 2024/25 gekürt.
Quelle: https://www.mehr-demokratie.de/mehr-bewegen/veranstaltungen/einzelansicht/netzwerk-buergerraete-mit-buerger-jurys-gegen-die-klimakrise-5872

Das sind aus meiner Sicht Plattformen, die die Basis der Bürger am laufenden Band richtig politisiert, und ihnen eine gewisse Macht, Sachkenntnis sowie Wirksamkeit verleiht, was schon mal grundsätzlich einen ganz anderen psychologischen sowie sozialen Impact auf die Beziehungen der Menschen untereinander hat..


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07.09.2024 um 07:48
Zitat von Cthulhus_callCthulhus_call schrieb:Da lobe ich mir @Reineke, der steht dazu, das er sie gewählt hat und findet sie gut. Das macht mich zwar traurig, aber wenigstens ist er ehrlich.
Kleiner Trost: Ich bin mit der blauen Partei nicht verheiratet. Bin gerne bereit, an sachlich-fairen Diskussionen teilzunehmen und mich auch von anderen Sichtweisen überzeugen zu lassen - aber nicht von Leuten, die 95 Prozent dessen, was um uns herum passiert, ausblenden. Wenn mir als Reaktion auf Solingen einer aus der linken Ecke lediglich mit Wahrscheinlichkeitsrechnung kommt, dann weiß ich wieder, warum meine Stimme bei der AfD derzeit richtig aufgehoben ist. Statistisch gesehen ist es auch ziemlich unwahrscheinlich, hierzulande Opfer eines rechtsextremen Übergriffs/Attentats zu werden. Da spielt der Wahrscheinlichkeitsfaktor allerdings keine Rolle. Wenn ich damals ein paar Tage nach "Hanau" nur lakonisch entgegnet hätte, dass es statistisch wahrscheinlicher ist, auf dem Klo vom Blitz erschlagen, als in der Shisha-Bar von einem Irren erschossen zu werden, da wäre aber doch eine sehr harsche Reaktion zu erwarten gewesen. Und diese ständige Widersprüchlichkeit ist nur eins von vielen Beispielen, warum es mir und anderen AfD-Wählern nicht möglich ist, von unserer Wahlentscheidung absehbar wieder abzurücken.


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07.09.2024 um 08:08
Zitat von ReinekeReineke schrieb:aber nicht von Leuten, die 95 Prozent dessen, was um uns herum passiert, ausblenden.
Eine sehr gute Zusammenfassung des gemeinen AfD-Wählers. Migration ist schuld, Ausländer raus. Alles andere interessiert nicht.
Zitat von ReinekeReineke schrieb:warum es mir und anderen AfD-Wählern nicht möglich ist, von unserer Wahlentscheidung absehbar wieder abzurücken.
Das kannst du gerne machen, aber dann erübrigt sich auch das Thema weiter zu diskutieren.


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07.09.2024 um 08:23
Zitat von ReinekeReineke schrieb:Kleiner Trost: Ich bin mit der blauen Partei nicht verheiratet. Bin gerne bereit, an sachlich-fairen Diskussionen teilzunehmen und mich auch von anderen Sichtweisen überzeugen zu lassen
Das ist sowohl aus meiner subjektiven Sicht als auch mehr allgemein oder distanziert, gar "objektiviert" betrachtet, nicht immer nur zwingend ein kleiner Trost. Manchmal ein großer, je nach Standpunkt usw.

Ich war auch mal AfD-Wähler. Ja gut, nech, die damalige Lucke-Petry-Partei war (auch wenn da schon Scharfmacher und Populisten drin waren) gefühlt eine ganz andere im Vergleich zu heute und ich selbst tickte auch noch im Schnitt etwas anders.

Aber ich halte nichts davon, dogmatisch an etwas festzuhalten.

Im alten Leben habe ich aufgrund verschiedenster Faktoren radikaler gedacht und manche populistischen Standpunkte geteilt. Ich habe Extreme gesehen und fand da wieder weg. Wie könnte ich dann aber anders, die AfD kritisch zu betrachten? Für mich sind viele Punkte und Behauptungen bzw. das Hochheben der Partei als die Problemlöser im großen Ganzen eher "coping" und Hoffnungsstrategie oder Verarbeitungsstrategie weil man sich aus welchen eher legitimen oder weniger legitimen Gründen von anderen Parteien enttäuscht fühlt, diverse Missstände der Zeit ausmacht und sie entsprechend für sich hoch gewichtet und sich halt dann da irgendwie "bessere" oder nachhaltigere Lösungen verspricht.

Für mich kochen sie auch nur mit Wasser, was man vermutlich spätestens bei größerer Regierungsbeteiligung sehen würde. Zudem stimme ich mit vielen Punkten nicht wirklich überein oder denke, dass andere Parteien vieles auch umsetzen oder beheben könnten, wenn notfalls (noch) mehr Druck oder Einsicht/Fokus auf den jeweiligen Problemfeldern wäre.
Zitat von ReinekeReineke schrieb:[...] da wäre aber doch eine sehr harsche Reaktion zu erwarten gewesen. Und diese ständige Widersprüchlichkeit ist nur eins von vielen Beispielen, warum es mir und anderen AfD-Wählern nicht möglich ist, von unserer Wahlentscheidung absehbar wieder abzurücken.
Ich will hier nicht zu viel unterstellen etc. pp. aber da klingt fast wie eine Art Trotzreaktion, weil dir ein anderes Ende vom Spektrum nicht koscher vorkam, bildhaft ausgedrückt.

Sinngemäß ist aus meiner Sicht der "Feind meines Feindes" nicht immer zwingend ein Freund oder eine bessere Alternative - auch wenn sie "Alternative" im Namen haben.


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07.09.2024 um 08:36
Zitat von nasenstübernasenstüber schrieb:Jetzt stellt sich mir immer wieder die Systemfrage - wie kann man den Durchschnittsbürger dazu bewegen, dass er sich seiner Macht als Souverän bewusster wird, sie mehr ausübt, sich politisch mehr engagiert und aufhört immer und immer wieder gegen seine eigenen Interessen zu wählen?
Zitat von PusemuckelPusemuckel schrieb:Langfristig: Bildung. Besonderes Augenmerk auf Medienkompetenz.
Sind die Leit- bzw. in großen Teilen auch die öffentlich rechtlichen Medien nicht auch zu einem Teil des Problems geworden? Wo sollen sich die Menschen den informieren? Es ist doch alles vergiftet. Die Rechten unterstellen Lügenpresse und links-grüne Ideologie. Aber was bspw. bei Markus Lanz neulich abging, war doch doch sehr von den Talkingpoints der Rechten und Konserven durchdrungen. Während dieser "Showveranstaltung" war mein vorrangiger Gedanke irgendwann Flucht ... aus der Realität. Das war geistige Dünnschiss und einem Rechtsstaat unwürdig.

Ich schäme mich, das mein Geld an den ÖR Zwangsabgeführt wird.

Und Bitte liebe Unionsparteien, Streicht endlich das C!


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