Guten Morgen in die Runde.
nasenstüber schrieb:Für viel wichtiger halte ich die Fähigkeit, Quellen richtig und gründlich prüfen zu können. Das nämlich entscheidet letztlich darüber, welchem Bericht/Artikel man eher vertrauen kann - nicht die politische Ausrichtung oder der Produzent etc
Die Betonung liegt hier aber auf "können". Im Alltag hat man in der Regel kaum Zeit, jeden Artikel bis ins Mark zu prüfen. Und da vertraue ich beispielsweise dem ÖRR eher als einem Focus. Dennoch ist es richtig, dass man zumindest die Fähigkeit haben sollte, Quellen zu prüfen.
Berryl schrieb:Wirklich stramm konservativ in der Medienlandschaft ist nur die NZZ.
Naja, NIUS, Deutschlandkurier und Junge Freiheit seien da neben Springer mal nicht vergessen. Und auch wenn vielleicht die öffentliche Rezeption bei vielen kleineren Medien fehlt, sollte man nicht vergessen, dass es in Deutschland ein recht großes und weit verzwecktes System an konservativen bzw. rechten Verlagen und Medienhäusern gibt. (1)
Atrox schrieb:Um Gottes Willen…die Presse sollte niemals eine Deutungshoheit haben. Diese muss in der Demokratie beim Volke liegen.
Darum geht's zwar nicht, aber wenn es regnet und das Volk entscheidet, dass die Sonne scheint, dann muss man das also so hinnehmen, oder wie?
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Ich glaube, die Debatte entfernt sich generell stark vom Thema des Threads.
Gestern erschien ein interessanter Artikel im Tagesspiegel (2) zu den Wahlen in Ostdeutschland, der viele Aspekte, die hier auch schon angesprochen wurden, eigentlich empirisch überwiegend bestätigt. Leider ist der Artikel hinter einer Paywall, doch würde ich die grundlegenden Aussagen der beiden Autoren zur Debatte stellen wollen.
These: Nicht nur Migration ist ein Thema, wo Populisten Stimmen holen, sondern sie sind auch dort stark, wo Überalterung, niedriges Bildungsniveau und ein niedriges durchschnittliches Haushaltseinkommen existieren und zusammentreffen.
Dem würde ich grundlegend zustimmen. Ich habe ja gestern bereits von der Stadt-Land-Disparität gesprochen und würde es spezifizieren wollen: Hier in Thüringen hat die AfD in den größeren Städten keinen guten Stand. Dennoch holte sie in Gera (95.000 EW) 35 %. Das liegt vor allem daran, dass Gera nach der Wende, man muss es leider so sagen, von der Politik ziemlich fallen gelassen wurde. Jeder, der den Bahnhof in Gera verlässt, und die Tristesse sieht, wird das bestätigen können. Und es wird nicht besser, wenn man die Attraktivität der Region weiter verschlechtert. (3)
Lösungsansatz: Investitionen in strukturschwache Regionen
I. Investitionen in Bildung (Schulen, Universitäten)
II. Investitionen in Wohnungen und ÖPNV
III. Stärkung der lokalen öffentlichen Infrastruktur
Auch da sehe ich gute Ansätze. Aber da müsste die Politik sich meines Erachtens auch ehrlich machen, dass eben nicht an jeder Milchkanne alle 10 Minuten ein Bus fahren oder es in jedem 500-EW-Dorf wieder eine Schule oder einen Supermarkt geben kann. Ist zwar unpopulär, wäre aber konsequent.
Finanzierung der Investitionen:I. Steuererhöhungen
II. konsumtive Ausgaben zugunsten investiver Staatsausgaben zurückfahren
III. Lockerung der Schuldenbremse
Zumindest den dritten Punkt sehe ich bei den Schuldenbremse-Fetischisten der CDU und FDP als nicht gegeben. Der erste Punkt wird wohl auch weniger gut ankommen. Aber vielleicht können wir uns einigen, dass endlich investiert werden muss.
(1)
https://katapult-magazin.de/de/artikel/eskalationspresse(2)
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/triumph-von-afd-und-bsw-im-osten-die-demokratische-mitte-ist-den-populisten-nicht-hilflos-ausgeliefert-12325238.html(3)
https://www.gera.de/meldung/gemeinsam-fuer-den-erhalt-des-fernverkehrs