Wasserbüffel schrieb:Ja, aber wie genau? Du selbst hast geschrieben es gar nicht darum geht die Politik zu beeinflussen oder gar Mehrheiten zu gewinnen. Stattdessen möchte man ohnehin überzeugte zu (mehr) Aktivismus bewegen. Und wie Aktionen die in Ihrer direkten Wirkung erstmal Umwelt und Klimaschädlich sind in klimafreundliche umwandelt konnte mir noch keiner Erklären. Und das wäre wichtig.
@Bücherwurm (die folgende Erklärung schreibe ich mal auch an dich)
Zunächst eins vorweg: dass die Aktionen eine umweltschädigende Wirkung eine negative Klimabilanz haben ist ein Punkt, von dem ich mir wünschen würde, dass ihn niemand mehr bringt, weil er wirklich absolut nicht verteidigbar ist. Nach dieser Logik erzeugt auch jeder normale Protest co2 wenn Leute anreisen und ist deswegen abzulehnen, außer man kann sofort beweisen, dass ein paar Leute mit Schildern irgendwelche politischen Ziele erreichen. Und ich denke, dass das so niemand der ernsthaft diskutiert meinen kann.
Die Frage nach dem Wirkmechanismus ist natürlich relevant. Ich kann dir einmal sagen, wie die Vordenkerin dieser Bewegung es sieht (Klein-Salamon) und dann wie ich es sehe.
Die Vordenkerin (und viele Schlüsselfiguren) kommen aus dem Psychologie und Werbebereich, in unserem Fall ist das:
Wikipedia: Margaret Klein Salamon . Du kannst dir das in ihrem Buch und in freien onlinetexten durchlesen, aber ich gebe es mal verkürzt wieder:
Die meisten Menschen wissen, dass die Klimakrise schlecht ist. Viele verstehen sogar intellektuell, wie bedrohlich sie ist. Aber, wenn man wirklich rational nach diesem Wissen handeln würde, müsste man eigentlich alles stehen und liegen lassen und sofort staatlich und persönlich dagegen kämpfen, vergleichbar mit einem Kriegszustand wie nach Pearl Harbor. Da hat Amerika sofort die gesamte Wirtschaft auf Krieg umgestellt, Gelder von reichen Leuten durch Steuern beschafft, Regulierungen vorgenommen und so weiter, weil sie davon so emotionalisiert waren und wussten, sie müssen dee Krieg gewinnen, dass das Sinn gemacht. Das kann man natürlich auch anderweitig auf den zweiten Weltkrieg beziehen.
Aber weil die Klimakrise langsam ist und da kein äußerer Feind sichtbar ist, kann man noch so viele Diskursrunden anstreben: selbst wenn alle Menschen dem zustimmen würden (außer ein paar wenige die z.b. für die fossile Wirtschaft lobbyieren), entsteht daraus nichts. Denn die Dringlichkeit der Klimakrise kommt emotional nicht an.
Und deshalb im Angesicht dieser Katastrophe, die schon jetzt viele Menschenleben fordert und wohl noch viel mehr fordern wird, lassen sich selbst die Leute dazu verleiten, sie zu verdrängen, andere Themen eher zu beachten und so weiter. Obwohl das vollkommen irrational ist, rein aus Emotion heraus, weil es leichter ist, zu verdrängen.
Die Lösung, die LG zumindest ursprünglich mal angestrebt hat, ist, diese Dringlichkeit der Krise erfahrbar zu machen, damit sie bei vielen Menschen ankommt.
Darum wird in der Kamera geweint. Darum lässt sich LG verletzen. Darum betonen sie zu jedem Zeitpunkt, wie viel Angst sie haben. Je mehr Menschen offen darüber reden, wie furchterregend die Klimakrise ist und wie viel Angst sie selbst haben, dass es richtig ist, Angst davor zu haben und dass etwas getan werden muss, um so besser. Denn das macht es Menschen leichter, aus ihrer Verdrängung herauszukommen.
Und die Wut gegen LG kommt zum Teil daher, weil Menschen weiter verdrängen möchten. Da geht es doch nicht um 20 Minuten zu spät zur Arbeit.
Nur, wenn genug Menschen auch emotional die Angst vor der Klimakrise erkennen (was im Anbetracht der Katastrophe, die da kommt, eine gesunde Reaktion ist, genau wie die Reaktion auf einen Angriffskrieg), kann die Gesellschaft sich schnell genug transformieren und die richtigen Entscheidungen zum Schutz von Menschenleben und unserer Zivilisation treffen.
Das ist der Gedanke, der da verfolgt ich.
Ich glaube, dass sie damit bis jetzt schon gut vorgelegt haben. Ihnen hilft dabei, wenn der Staat repressiv vorgeht und die Menschen ausrasten. Es werden Bilder generiert, teils sogar von Minderjährigen, die da abgeführt werden, geschlagen werden, inhaftiert werden und so weiter und die damit relativ klaglos weitermachen, WEIL SIE ANGST HABEN.
Und deren Angst ist begründet, das ist Konsens in der Wissenschaft. Ihr Anliegen ist richtig und wesentlich rationaler, als einfach nichts zu tun oder weiter nur das zu tun, was offensichtlich nicht reicht.
Ich denke, dass der Staat immer repressiver reagieren wird (so wie in Bayern) und dadurch LG immer mehr Sympathien gewinnt. WEnn nicht als eigene Unterstützer, dann zumindest doch in irgendeiner anderen Klimabewegung, in der Menschen weiter politisiert werden und sich mehr Menschen entscheiden, tätig zu werden.
Und ich denke, dass das sehr hilfreich ist. LG erzwingt die Beschäftigung mit der Krise und diese Krise ist so beschaffen, dass eigentlich jeder, der sich ernsthaft damit beschäftigt, mehr Klimaschutz fordert (mit wenigen Ausnahmen)-
@McMaso nein, inwiefern greift das mein Argument an? Das bedeutet ja nur noch mehr Unschärfe.
Kokolores82 schrieb:Hat Sie keiner dazu gezwungen sich irgendwo hinzukleben.
Dementsprechend müsste Sie dann ja nicht wie ein kleines Kind flennen, wenn Sie mit der Polizei zu tun hat.
Aber oho, hört hört die ist Psychologie Studentin, und die ist auch sicher nicht naiv.
Ach @shionoro
Du bist so durchschaubar 😘😘😘
Genau, sie ist nicht naiv und weiß halt besser als du (dass es moralische Gründe gibt, aus denen sie sich dort festkleben muss, obwohl sie das nicht will, aus einem ethischen Pflichtgefühl heraus). Insbesondere spricht auch sie nicht so abfällig über Menschen , wie du das hier machst. Selbst nicht über die, die ihr weh tun. DU solltest da mal in dich gehen und nachdenken, ob das wirklich richtig so ist, wie du dich hier äußerst.