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Okay. Danke erst einmal, dass Du es noch einmal explizit dargelegt hast.
paxito schrieb:Dann lies nach. Ich sage immer wieder, das bestimmte Handlungen für das Problem des Klimawandels keine Relevanz haben. Und zwar explizit Konsum, das Kaufen oder auch Nichtkaufen von Produkten.
Hm. Ich glaube, hier haben wir Dissens, weil Du den Klimawandel als gesondertes Problem betrachtest, während ich ihn schlichtweg als Teil des Gesamtkomplexes (falscher) Umgang mit Ressourcen und Umweltverschmutzung betrachte. Ich gehe davon aus, dass dieser (falsche) Umgang den Klimawandel befeuert. Und ich sehe diesen (falschen) Umgang, im Großen, wie auch im Kleinen. Er zieht sich mE durch unsere gesamte Zivilisation. Das zu sehen, als Prinzip, verändert, nach meinem Dafürhalten und im meinem Erleben, fundamental die Wahrnehmung und damit Mentalität eines Menschen.
Hinzu kommen Aha-Effekte. Bei mir war das die BBC-Doku "Earth". Absolut genial, ein (sterbender) Garten Eden. Ich bin eigentlich ein Klotz, emotional - aber da hat es mir fast das Herz zerrissen, mir vorzustellen, was wir dieser unglaublichen Schönheit antun und ich habe geweint, und mir vorgenommen, dass ich dabei möglichst wenig mitmachen will. Und das hält bis heute an. Aus diesem inneren Dammbruch heraus, begann ich mir anzuschauen, was wir hier veranstalten. Begonnen habe ich mit "Earthlings" und war noch nie in meinem Leben so sehr angeekelt. Ich beschloss, dass ich DAS nicht essen will, weil das ekelerregend ist. Als Psychopath fühle ich Leid idR nicht emotional mit, aber ich erfasse kognitiv, was es bedeutet, tut man so etwas mit einem Lebewesen und muss es in Angst und Schmutz sein Dasein fristen, womöglich noch vollgestopft mit Medikamenten - und das landet dann, sauber abgepackt, auf meinem Teller. Das ist widerlich!
Ich esse das nicht mehr. Nicht aus einer Moral heraus, sondern aus meinem Erleben heraus. Moral geht mir total am A*sch vorbei. Aber das was ich esse, das tut es nicht. Wir haben dieses Jahr zu Weihnachten eine Ausnahme gemacht und uns, ganz old school, einen Truthahn gegönnt (allerdings vom hiesigen Ökobauern). Ergebnis: Seit ich kein Fleisch mehr esse, war mir danach übel ohne Ende, ich fühlte mich drei Tonnen schwer und erlebte live, was ich meinem Körper antue, esse ich Fleisch. So etwas kommt uns hier nicht mehr auf den Teller. Team Hund hat es gefreut, die bekamen also letztendlich den Großteil.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich erlebe das Ganze als einen mentalen Prozess. Im Kleinen fängt es an und man ändert sein Verhalten. Im Zuge dessen macht man immer mehr und immer neue Erfahrungen. Und das verändert einen immer weiter. Bzgl. des Verwilderns meines Gartens (und der Freude, die es macht, zu erleben, lassen sich immer mehr Tiere nieder) hatte ich ja schon geschildert. Man verändert sich, man beginnt die Natur zu lieben und bekommt auch ein anderes Verhältnis zu seinem Körper. So erlebe ich das.
Zurück zur LG und warum ich glaube, dass es so nicht funktionieren kann: KEIN einziger verbaler Hammer hätte das geschafft, was diese Doku bei mir schaffte. Und etwas, das ich ablehne (wie eben z. B. Straftaten aus mE überemotionalisierten Gründen), das erst recht nicht. Ich glaube, es funktioniert genau umgekehrt. Man muss die Liebe der Menschen zu diesem Planeten wecken (und damit in gewissen Sinne auch zu sich selbst / dem eigenen Wohlergehen / sich selbst achtsam zu behandeln, beispielsweise in Punkto Ernährung) und das wird in ihnen das politische Engagement von ganz alleine wecken. Denn für das was ich liebe, dafür kämpfe ich. Dafür engagiere ich mich, dafür stehe ich auf.
Deshalb schrieb ich, bringe man den Kindern die Natur näher. Lehre man sie, diese zu lieben und all das ideologische Zeigefingergedöns wird obsolet werden. Ja, die Zeit drängt, es ist längst schon weit nach 12. Aber ich persönlich sehe keinen anderen Weg um Menschen
nachhaltig zu aktivieren. Ich sehe das alles in kompletter Korrelation. Und folglich ist kein Teil davon wertlos. Und die Realität arbeitet für den Erkenntnisprozess. Wir saßen eben bei voller Sonne und 11 Grad mit Kaffee im Garten. Absolutes Frühlingswetter und das Anfang Januar. Deutlicher kann die Natur nicht zeigen was hier geschieht.
paxito schrieb:Auch das schrieb ich schon. Wählen, wählen lassen, der Beitritt in eine Partei oder politische Organisation. Dinge die du laut eigener Aussage sowieso machst. Eben dann wenn du aus dem Handeln als Einzelner zum politischen Handeln kommst. Beschäftige dich mit der Frage wo diese Erzählung herkommt, man könnte mit Konsum die Welt retten. Und warum es die Leute derart anpi—t, wenn man sie darauf hinweist dass das nicht funktioniert und nie funktioniert hat.
Du sorgst mit Veganer Lebensweise nicht für Tierwohl, mit dem Verzicht aufs Ölverbrennen rettest du das Klima nicht, mit der Meidung bestimmter Marken erreichst du nichts gegen Kinderarbeit.
Ja, ich tue diese Dinge. Und zwar zunehmend und immer konsequenter. Aber es ist eben ein Prozess. Meine innere Stabilität in diesem Tun, wächst dadurch, DASS ich es tue. Ich "wachse hinein" und ich denke, dass tun sehr viele Menschen, indem sie eben genau das tun, was Du als sinnlos für den Klimaschutz ansiehst. Das tue ich nicht, weil es identitätsstiftend ist und daraus entsteht dann das politische Bewusstsein und Engagement. Denkst Du wirklich, ich wüsste nicht wie die Ökolobby schummelt? Ich wüsste nicht, was Greenwashing ist? Doch, natürlich weiß ich das und ich weiß wie es funktioniert. Aber genau deshalb kann ich auch immer besser "ehrlichere Produkte" von "Wölfen im Schafspelz" unterscheiden.
Ich lernte, dass tierische Erzeugnisse sogar in Reinigungsmitteln stecken und in Kosmetik sowieso, nicht nur in Form von Tierversuchen. Ich lerne, welche Großkonzerne welche "Okömarken" vertreiben und kaufe diese nicht, wenn der Gesamtkonzern dennoch eine Umweltsau ist. Ich lerne und werde immer besser darin gezielt zu handeln und z. T. auch einfach Konsumverzicht zu betreiben. Das ist ohnehin das Beste, es ganz zu lassen, braucht man es nicht.
paxito schrieb:Das man erzählt, wenn wir nur alle „gut konsumieren“ würden, würde das irgendwas bringen. Das erzählt man nun seit Jahrzehnten bei allen möglichen Problemen und wie gesagt, mir fällt kein Beispiel ein wo das jemals funktioniert hätte. Das heißt nicht, das man explizit das Gegenteil tun soll. Nur das es der falsche Weg ist, wenn tatsächlich etwas geändert werden soll.
Wie gesagt, siehe oben. Ich sehe das eher auf einer psychologisch-korrelativen Ebene.
LG Marina