paxito schrieb:Eine Frage die wir nur im sozialen Rahmen beantworten können und die Biologie hilft an der Stelle nicht weiter. Welche Rolle spielt denn an der Stelle die Geschlechtsdefinition der Biologie? Sagt sie uns warum Frauen so empfinden, warum es Personen gibt die so handeln, wie wir damit umgehen sollen? Nö. Weder deskriptiv noch normativ hat die Biologie hier irgendwas relevantes zu vermelden.
Ich habe schon den Eindruck, dass wir hier nicht so weit auseinander liegen, wie man meinen könnte. Es ist allerdings so, dass mancher biologische Unterschied eine vermeintliche Diskrimierung in ein anderes Licht rücken kann. Es ist mir bewusst, dass man dieses Argument auf die Spitze treiben und missbrauchen kann. Allerdings ist es umgekehrt auch nicht haltbar, diesen Unterschieden jegliche Relevanz abzusprechen. Beispiel Sport:
paxito schrieb:Leistungssport ist nichts biologisch gegebenes und auch die Trennung nach Geschlechter darin ist es nicht.
Natürlich ist die Trennung eine bewusste Entscheidung und nicht naturgegeben. In einigen Sportarten ist es auf dem Niveau von Spitzensportlern allerdings schlechterdings unmöglich, dass eine biologische Frau gegen einen biologischen Mann gewinnt, solange der nicht gerade einen schlechten Tag hat. Zum Beispiel beim Sprint und beim Schwimmen. (Anschauliches und häufig genanntes Beispiel ist Lia Thomas. Ich denke, das Bild mit dem Podest kennen die meisten hier?) In vielen anderen Sportarten ist das nicht der Fall, z.B. beim Dressurreiten. Sicherlich gibt es Disziplinen, bei denen man das noch ändern könnte. Aber eben längst nicht alle.
paxito schrieb:Fällt dir irgendein Fall ein wo Argumente die sich auf die Biologie stützen zu Gunsten einer marginalisierten Minderheit ausfallen?
Mir fallen nichtmal vergleichbare Konstellationen ein. Gibt es andere Minderheiten, bei denen Biologie und Eigenwahrnehmung differieren und angeglichen werden? Schon eine sehr spezielle Konstellation, es gibt da m.E. nichts Vergleichbares.
paxito schrieb:Es ist doch absurd Themenfelder zu beackern für die es ganze wissenschaftliche Disziplinen, Forschungen rund um das Thema, Studien, Theorien usw. gibt - um dann eine ganz andere Disziplin heranziehen.
Nunja. Es ist ja Teil des Problems, dass die Relevanz der Biologie abgestritten wird. Von daher…
paxito schrieb:Das kann aber mit anderen Zielsetzungen kollidieren, etwa der das Sport inklusiv sein soll, möglichst jeder dort teilnehmen kann
Kommt drauf an. Jeder sollte die Möglichkeit haben, Sport zu machen. Aber nicht jeder muss die Möglichkeit haben, alles zu tun, was er tun möchte. Leistungssport muss m.E. nicht in jedem Fall für alle Menschen offen sein. Es gibt viele Gründe, aus denen Menschen keinen Leistungssport machen können bzw. zumindest in bestimmten Disziplinen nicht antreten dürfen. In einigen Disziplinen kommt dann halt eine Geschlechtsumwandlung als Ausschlusskriterium hinzu.
paxito schrieb:Also ja, wenn wir zu dem Ergebnis kommen sollten, dass die biologische Definition der Geschlechter durch Missbrauch (Biologismus) ethisch nicht zu halten ist, müsste man ihn aufgeben oder ändern. So drastisch sehe ich die Lage dort allerdings nicht.
Hmmm… Biologische Definitionen mag man aufgeben oder ändern können. Das gilt allerdings nicht für alle biologischen Eigenschaften. Dazu gehören auch einige geschlechterspezifische Unterschiede.
paxito schrieb:Ich habe vor Jahrzehnten mal eine sehr ausführliche Arbeit zu dem Begriff der „Rasse“ geschrieben, wo es genau um diese Fragestellung ging.
Das mag grundsätzlich vergleibar sein. Momtan bestreitet nach meinem Eindruck niemand, nicht mal die Kritiker des „Biologismus“, dass es ein biologisches Geschlecht gibt. Es wird lediglich über dessen Relevanz diskutiert. Der Begriff der Rasse gibt aus heutiger Sicht wissenschaftlich betrachtet nichts her, er ist unhaltbar. Ich bezweifle, dass dem biologischen Geschlecht dasselbe Schicksal droht. So oder so, das Ergebnis der Diskussion kennt heute niemand.
Nochmal zum Ausgangspunkt meiner Anmerkungen zum biologischen Geschlecht:
@Bishamon hat behauptet, „[die] Wissenschaft“ sei sich in dieser Frage einig. Ich habe lediglich dargelegt, dass das nicht der Fall ist. Dazu braucht es eigentlich nicht viel, es genügt die Tatsache, dass unter seriösen Wissenschaftlichern diskutiert wird. Bzgl. Rasse wird man keine seriösen Arbeiten mehr finden, die sich zum aktuellen Stand der Forschung kritisch äußern. Das Thema ist durch.