Capitano schrieb:Ich würde sogar soweit gehen und sagen dass das Darkweb noch der aufwändigere Weg ist an Drogen zu kommen ;) Dort wo ich wohne brauche ich nur an der richtigen Bushaltestelle aussteigen.
Aber ganz ehrlich: Die Vorstellung, für lange Zeit weggesperrt zu werden halte ich bei manchen Verbrechen schon für Grund genug, sich das noch einmal gut zu überlegen. Ich sage auch nicht dass man den kleinen Crack-Dealer aus dem Stadtpark zwangsläufig wegsperren muss, aber ich denke viele Verbrechen, primär im Bereich der Beschaffungskriminalität, sicher aber auch Sexualstraftaten oder Delikte gegen Leib und Leben würden stark zunehmen wenn nicht eine drohende Gefängnisstrafe wie ein Damoklesschwert über einem hängt.
Ich könnte mit einem Bankraub, Cybercrime, diversen Betrugsdelikten sicher deutlich mehr verdienen als in meinem 40-Stunden-Job, was hält mich also davon ab? Ich will einfach nicht für mehrere Jahre in den Bau. Easy as that.
Es geht aber ja um die Verhinderung von Kriminalität. Ganz offensichtlich sind wir nicht in der Lage, die BEschaffungskriminalität zu verhindern.
Wir können auch nicht verhindern, dass drogen überall frei verfügbar sind. Unser modell funktioniert dort schlichtweg nicht, wir könnten das auch genausogut sein lassen, ohne, dass mehr Menschen Drogen nehmen würden. Ich hab als endverbraucher ja kaum risiko und die dealer schaffen es offenbar gut genug, das angebot aufrecht zu erhalten.
Bei Sexualstraftaten : Hier muss ich den einzelnen schon bestrafen aus gründen der gerechtigkeitsforderung von seiten der gesellschaft. Ansonsten bietet sich aber ein ähnliches bild: Würde ich das nicht bestrafen, hätte ich wohl nicht erheblich mehr taten. Denn:
Nur gut 6% des Kindesmissbrauchs wird überhaupt angezeigt. UNd davon sind natürlich noch einige % unschuldig, einige weitere schuldig aber nicht nachweisbar.
Die Gefahr, als Kindesmissbraucher bloßgestellt zu werden ist für sich schon so gigantisch (durch die gesellschaftliche ächtung), dass das wohl schwerer wiegt als die Gefängnisstrafe. Das heißt, die müssen bestraft werden, aber ob diese Abschreckungswirkung dann taten verhindert ist mindestens unklar, eher sogar anzuzweifeln. Nicht umsonst nennt man solche Täter oft Triebtäter. Nicht umsonst haben diese Täter eine besonders hohe Rückfallquote, selbst, nachdem sie schonmal im Gefängnis waren.
Wenn wir die typische beschaffungskriminalität verhindern wollen, müssen wir verhindern, dass menschen drogensüchtig werden. Das schaffen wir nicht mit strafen, das schaffen wir durch prävention und therapie.
Wenn wir Kindesmissbrauch verhindern wollen, müssen wir ebenfalls auf Prävention setzen, denn abschreckung wirkt nicht (wir bestrafen das schon hart) und überhaupt kommen nur die wenigsten taten vor gericht.
Wir haben in beiden fällen, wenn wir es ernst meinen, keine andere wahl, als uns der dahinterliegenden probleme anzunehmen. Das wird bei den drogen wohl einfacher als beim missbrauch werden.