DalaiLotta schrieb:@shionoros Ansatz gefällt mir allein deshalb schon gut, weil es viele Probleme bei der Wurzel anpacken will - und nicht erst, wenn es zu Schaden gekommen ist.
Wie man da raus lesen kann, es ginge darum, im Hier und Jetzt die Verbrecher davon kommen zu lassen -
was sowieso schon zu oft geschieht - kann ich gar nicht nachvollziehen.
Ja, genau das ist es was mich stört. Man ist einfach nicht ehrlich, man redet davon, verbrecher nicht davonkommen zu lassen, während um einen herum das verbrechen geschieht.
ICh werde es mal typisch männlich ausdrücken: Die DInge, die man heute tut, sind vollkommen impotent. Und was macht ein Mann, wenn er sich impotent fühlt? Er schreit rum, macht auf dicke Hose und überlegt, wie er Stärke gegenüber seinen Feinden demonstrieren kann. Was er dabei leider meist nicht tut, ist ruhig über ein Problem nachzudenken und es zu lösen. Eigentlich demonstriert er unfähigkeit und unsouveränität.
Ich denke übber Straftäter nicht als meine Feinde nach. Straftäter sind Teile unserer Gesellschaft und für mich ein Symptom von gesellschaftlichen Problemen.
Die Frage 'Wie kriege ich die Dealer bestraft' ist eine andere als 'wie sorge ich dafür, dass meine Gesellschaft nicht durch Drogen in Gefahr gebracht wird.
Und auch die Frage "wie verfolge ich sexuellen missbrauch" ist eine andere als "wie verhindere ich sexuellen missbrauch"
UNd oft ist die erstere Frage ein schlechterer Ratgeber als die zweite.
WEnn ich mich frage, wie ich einen ungefährlichen Rauschmittelkonsum gewährleiste (wozu dann alle rauschmittel gehören müssen), dann kann ich auch zu dem ergebnis kommen, dass ich bestimmte rauschmittel verbieten sollte.
Es ist aber auch ergebnisoffen, sodass ich zum ergebnis kommen kann, dass mit bestimmten reformen einige rauschmittel freigegeben werden können und ich so meine bevölkerung besser schütze (z.b., wenn ich weniger ecstasytote habe weil kein verunreinigter stoff mehr verkauft wird). So stelle ich mir wenigstens die richtige frage: "Wie beschütze ich" und nicht "wie bekämpfe ich".
Dasselbe gilt auch für sexuellen missbrauch. Wir müssen uns konkrete gedanken darüber machen, wie wir opfer schützen können, nicht nur, wie wir ihre Täter bestrafen. Dazu finde ich was du gesagt hast wichtig:
DalaiLotta schrieb:Und da könnte man mehr machen als nur über "Knast" - was ist mit erwachsenen Frauen, die Schwanzbilder zugeschickt bekommen?
Und dass Kinder mehr Schutz im Netz brauchen liegt auch nicht nur an Sexualstraftätern.
Da sind kleinere Probleme, die viele nicht auf dem Schirm haben, die oft vorläufer von sexuellen missbrauch sind und auf ein größere Problem hindeuten. Sogar bei dingen, die gar keine straftaten sind.
Männer können (und das tun sie auch) sich frauen gegenüber grob grenzüberschreitend verhalten, ohne je ein gesetz zu übertreten. Und das verschärft sexuellen missbrauch, weil der häufig nicht der vergewaltiger aus dem gebüsch ist, sondern ein gewachsenes missbrauchsverhältnis zwischen zwei personen, das mit kleinen grenzüberschreitungen anfing.
Wenn wir offen über den missbrauch in unserer gesellschaft reden und ergebnisoffen diskutieren, wo man das verhindern kann und welche verhaltensweisen toxisch sind, können wir wohl mehr Menschen beschützen, als indem wir erst dann drauf hauen, wenn wir endlich verbrift und besiegelt haben, dass irgendein Mann ein Vergewaltiger ist und man ihn jetzt so heftig wie möglich bestrafen darf.
Wir würden wohl mehr opfer schützen, wenn wir dem mann, der die erste kleine grenze überschreitet schon ansprechen und zurechtweisen, bevor er etwas wirklich schlimmes getan hat.