Entwickelt sich Deutschland negativ als Wirtschaftsstandort?
10.04.2019 um 12:36@Rick_Blaine
Ich lese das was du hier beschreibst, mit sehr großem Interesse und es ist erfreulicherweise ziemlich ausgewogen durchdacht und nicht das hier übliche stumpfe Lamentieren über die jämmerliche deutsche Vollkaskomentalität vs. bewundernswertem amerikanischen Radikalindividualismus, beides hat sichtbare Vorteile, ist aber, weil beides gewissermaßen extrem, auch durchaus mit Vorsicht zu genießen und letztendlich, wie du auch geschrieben hast, ist es eben in der Tat auch den jeweiligen unterschiedlichen kulturellen und historischen Verständnissen geschuldet.
So gibt mir dennoch einiges zu denken, wie das hier:
Was richtig ist, ist allerdings die Sache mit den Verboten. Ich will mal ein konkretes Beispiel nennen: Cannabis. In den USA gibt es schon seit einiger Zeit eine Welle der Legalisierung, die sich überwiegend in den Bundesstaaten vollzieht, d. h. es ist laut meinen Informationen so, dass es zwar z. B. in Texas noch extrem restriktiv behandelt wird, in Colorado, Washington State und Kalifornien dagegen, sowie einer Reihe anderer Staaten inzwischen vollumfänglich legal ist. Die Situation in Deutschland? Dementsprechend Stillstand aufgrund ausufernder Bedenkenträgerei; es heißt zwar, es sei neuerdings zu medizinischen Zwecken erlaubt, aber man hat eher den Eindruck, dass man dafür fast schon halbtot sein muss. Wäre nicht schlecht, wenn da vlt wenigstens mal ein Bundesland, z. B. das grüne Baden-Württemberg einen Vorstoß machen würde, aber leider Fehlanzeige. Einen Vorstoß gab es mal aus Bayern und zwar in Sachen Rauchverbot (!), dieser hat erwartungsgemäß zwischen Kiel und Konstanz auch ziemlich schnell sehr viele Nachahmer gefunden.
So werden Teile der Bevölkerung gleichsam aufgrund eben der Ideologie, die Öffentlichkeit (Staat, öffentliche Hand etc.) habe sich gefälligst rauszuhalten, einfach in ihrem Elend zurückgelassen, mit dem Effekt, dass die Betroffenen dann in ihrem Sinne tatsächlich "eigenverantwortlich" handeln und zwar indem sie sich, verkürzt gesagt, das, was sie benötigen oder begehren, mit Gewalt holen, Waffen sind ja ohnehin vorhanden. Schlimmste kriminelle Zustände mit vielen Todesopfern, die natürlich auch der hohen Proliferation von Schusswaffen geschuldet sind, Gangs etc. sind die Folge. Gewissermaßen gibt es derzeit ähnlich erscheinende Entwicklungen zwar auch in europäischen Ländern, dies hat aber teilweise auch ganz andere Ursachen.
So, zu guter Letzt, weil es hier passt, noch mein übliches Mantra: Freiheit und Sicherheit sind keine Gegensätze, sie bedingen einander. Darüber lohnt es sich sowohl für Deutsche als auch für US-Amerikaner mal nachzudenken.
Ich lese das was du hier beschreibst, mit sehr großem Interesse und es ist erfreulicherweise ziemlich ausgewogen durchdacht und nicht das hier übliche stumpfe Lamentieren über die jämmerliche deutsche Vollkaskomentalität vs. bewundernswertem amerikanischen Radikalindividualismus, beides hat sichtbare Vorteile, ist aber, weil beides gewissermaßen extrem, auch durchaus mit Vorsicht zu genießen und letztendlich, wie du auch geschrieben hast, ist es eben in der Tat auch den jeweiligen unterschiedlichen kulturellen und historischen Verständnissen geschuldet.
So gibt mir dennoch einiges zu denken, wie das hier:
Rick_Blaine schrieb:um es radikal in den Worten einer Mandantin heute zu sagen: "Ach, hörensemal, heute fühl ich mich doch bei Merkel genau wie damals bei Honecker. Alles ist wieder grau. Alles muss gleich sein. Alles steht still. Es wird wieder nur noch verboten und verboten. Nee, da will ich nich mehr."Dass es in der heutigen Bundesrepublik so wäre wie in der DDR will ich mal überlesen haben, das ist ja wohl mitnichten der Fall, sonst hätte die Dame gar nicht einfach in die USA auswandern können, denn das konnten DDR-Bürger bekanntermaßen nicht so ohne weiteres, die hätten ja nicht einmal in die UdSSR auswandern können, wenn sie das nun tatsächlich gewollt hätten.
Was richtig ist, ist allerdings die Sache mit den Verboten. Ich will mal ein konkretes Beispiel nennen: Cannabis. In den USA gibt es schon seit einiger Zeit eine Welle der Legalisierung, die sich überwiegend in den Bundesstaaten vollzieht, d. h. es ist laut meinen Informationen so, dass es zwar z. B. in Texas noch extrem restriktiv behandelt wird, in Colorado, Washington State und Kalifornien dagegen, sowie einer Reihe anderer Staaten inzwischen vollumfänglich legal ist. Die Situation in Deutschland? Dementsprechend Stillstand aufgrund ausufernder Bedenkenträgerei; es heißt zwar, es sei neuerdings zu medizinischen Zwecken erlaubt, aber man hat eher den Eindruck, dass man dafür fast schon halbtot sein muss. Wäre nicht schlecht, wenn da vlt wenigstens mal ein Bundesland, z. B. das grüne Baden-Württemberg einen Vorstoß machen würde, aber leider Fehlanzeige. Einen Vorstoß gab es mal aus Bayern und zwar in Sachen Rauchverbot (!), dieser hat erwartungsgemäß zwischen Kiel und Konstanz auch ziemlich schnell sehr viele Nachahmer gefunden.
Rick_Blaine schrieb:Das Problem ist meiner Ansicht nach, dass Individualität in Deutschland generell suspekt ist. Die Deutschen lieben Uniformen. Da fällt man nicht auf, da eckt man nicht an... Alle sollen gleich sein. Alle Autos und Häuser gleich gross, alle Einkommen gleich, am besten noch, wie damals in der DDR, alles in der gleichen Farbe. Bloss nicht "anders" sein.Ich bin nun auch nicht gerade ein Freund des Versuchs, die totale Gleichheit herzustellen, allerdings bin ich durchaus der Meinung, dass es auch Aufgabe des Staates ist, massive Armut in einem gewissen Rahmen zu verhindern, d. h., um es in ein (ziemlich deutsches?) Schlagwort zu kleiden, niemand soll zurückgelassen werden, was ja nicht zwangsläufig bedeutet, dass man dazu alle "gleich" machen muss, was ohnehin von vornherein ein Ding der Unmöglichkeit ist. Hier liegt m. E. jedoch tatsächlich mal ein großes Defizit bei den USA. Sieht man sich die "Schwarzenghettos" an, hat man sehr wohl den Eindruck, dass die massiven sozialen Probleme hier durchaus auch der möglicherweise typisch amerikanischen Haltung geschuldet sind, dass jeder für sich selbst verantwortlich sei.
So werden Teile der Bevölkerung gleichsam aufgrund eben der Ideologie, die Öffentlichkeit (Staat, öffentliche Hand etc.) habe sich gefälligst rauszuhalten, einfach in ihrem Elend zurückgelassen, mit dem Effekt, dass die Betroffenen dann in ihrem Sinne tatsächlich "eigenverantwortlich" handeln und zwar indem sie sich, verkürzt gesagt, das, was sie benötigen oder begehren, mit Gewalt holen, Waffen sind ja ohnehin vorhanden. Schlimmste kriminelle Zustände mit vielen Todesopfern, die natürlich auch der hohen Proliferation von Schusswaffen geschuldet sind, Gangs etc. sind die Folge. Gewissermaßen gibt es derzeit ähnlich erscheinende Entwicklungen zwar auch in europäischen Ländern, dies hat aber teilweise auch ganz andere Ursachen.
So, zu guter Letzt, weil es hier passt, noch mein übliches Mantra: Freiheit und Sicherheit sind keine Gegensätze, sie bedingen einander. Darüber lohnt es sich sowohl für Deutsche als auch für US-Amerikaner mal nachzudenken.