Andante schrieb:Die Frage ist: Was muss politisch und gesellschaftlich getan werden, damit die Aufrechten bleiben und zahlreicher werden anstatt frustriert in die Wirtschaft oder sonstwohin abzuwandern oder Dienst mach Vorschrift schieben? Braucht die BW mehr öffentliche Aufmerksamkeit und Begleitung? Müssen die Anforderungen verschärft werden für eine Aufnahme in die BW (wird schwierig, wo jetzt der demographische Faktor zuschlägt und überall nach geeignetem Nachwuchs händeringend gesucht wird in Handwerk Industrie, Dirnstleistungen, öffentlichem Dienst)?
Das ist wohl die Kernfrage. Bzw. sind die Kernfragen (plural).
Aber zugleich können die (praktischen) Antworten und Lösungswege darauf nur komplex sein. Man kann zwar versuchen es in wenigen Sätzen zusammenzufassen oder vereinfacht darzustellen, ich mutmaße aber, dass die tatsächliche Umsetzung all dieser Dinge (um dem entgegenzuwirken - effektiv!) sehr sehr komplex sein werden. Wieso?
Weil es nunmal eine langfristige und gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Ich wage zu behaupten, dass niemand über Nacht radikal oder Extremist wird. Viele Faktoren beeinflussen die Meinungsbildung und die Weltsicht, bzw. den Wandel jener. Vereinfacht ausgedrückt müsste es "vielen besser gehen" (nicht unbedingt ausschließlich finanziell, aber sicherlich auch genau das). Ich bin ja, wie gesagt, kein Psychologe und Co, habe mir aber lange aus Interesse die "Reichsbürgerszene" angesehen und meine hier bei vielen eine Art Muster erkannt zu haben. Wieso sind diese Leute in ihr Weltbild gerutscht? Meist waren es Schlüsselereignisse bzw. eben die Verkettung vieler Dinge. Unzufriedenheit, Frust, plötzliche Verschuldung, ein subjektiv abgenommenes Sicherheitsgefühl, etc. pp.
So wird es sicherlich auch, wenn auch im Detail verschieden, bei anderen Extremismusformen oder "Lagern" sein.
Um diese Dinge auf abstrakter Ebene zu bekämpfen wird man einfach unheimlich viele Baustellen angehen müssen. Aktiv, mit großem Eifer bzw. auch Ressourcenaufwand. Und das wird dann auch dauern, vielleicht ein Jahrzehnt oder mehr, denn man muss diese Dinge ja nicht nur einmal einführen oder die Problemfaktoren überwinden, sondern auch dafür sorgen, dass es dann möglichst so bleibt.
Um wieder mehr zur BW zu kommen - ist ja schließlich hier eher das Thema - denke ich, dass man einerseits eben trotz Nachwuchsmangel immer ein waches Auge auf alle Bewerber haben sollte und wenn sich hier schon starke Indizien für eine nicht ganz zur "fdGO" passenden Gesinnung ergeben, so sollte man vielleicht lieber von einer Einstellung absehen. Das wäre halt ein erster Filter, aber nicht alles. Man müsste dann wohl viele empfundene oder tatsächliche Missstände im Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums angehen. Auf allen Ebenen, von der BW selbst, der Wehrverwaltung wie auch dem bzw. im Ministerium. Ein besseres öffentliches Image und ein etwas besserer Halt in der Bevölkerung sind sicher nicht alles, aber wohl auch ein wichtiger Faktor.
Ich rede da übrigens nicht vom Kniefall vorm Soldaten. Aber Staat und Gesellschaft sollten ein gesundes Verhältnis zu den Institutionen (und anders herum) haben. Ich muss nicht das Level der USA mit ihrer "military culture" anpeilen um hier zumindest in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten im öffentlichen "Image" gewisse Missstände erkennen zu können. So von wegen Anspucken und Co.