Groucho schrieb:Nicht wenn du postulierst, dass die Eltern das Problem sind und die Kinder dementsprechend den "Eltern entziehen" willst (ja ich übertreibe leicht).
Ich habe niemals 'postuliert', dass die Eltern 'das Problem' seien.
Groucho schrieb:Ja, aber wo ist der Unterschied zu früher?
Das war nie anders.
Nur dass der Ratschlag damals nicht so verkehrt war, heute aber umso mehr
Groucho schrieb:Und warum rutschen sie heute damit in "irgendeinen" Studiengang und früher nicht?
Weil es mehr Studiengänge gibt und die Übersicht viel Schwieriger ist, weil früher nicht so viele Leute studiert haben, weil früher ein abgeschlossenes studium emhr wert war und slebst wenn man damit auf die nase gefallen sit man recht leicht mit seinem abi trotzdem was machen konnte.
Groucho schrieb:Du meinst ernsthaft, früher haben sich die Eltern mehr um die Probleme der Kinder gesorgt?
Das halte ich spontan für ausgemachten Unsinn.
Und meine Eltern wussten sicher nicht besser, was bei mir vorgeht, als ich es bei meinen Kinder weiß oder verstehe.
Ich meine ernsthaft, dass früher die Eltern die Welt, in der die Kinder später mal arbeiten würden, besser verstanden haben. Die haben als kriegsgeneration vielleicht nichtkapiert, was da der junge mit den langen haaren macht. Aber wie es in einer firma so läuft und wie das mit der arbeit so geht, das haben die kapiert. Da gab es nicht plötzlich, dass die kinder ganz ohne schulabschluss mit editing skills zum youtube star geworden sind und die kinder haben häufig denselben weg wie die eltern eingeschlagen insofern, dass sie auch eine feste arbeitsstelle gefunden haben und dann eine familie gegründet haben und beides meist so auch einigermaßen bestand hatte.
Was haben wir aber heute?
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/umfrage-zum-arbeitsmarkt-jeder-zweite-berufstaetige-denkt-ueber-jobwechsel-nach/22602754.htmlDie Hälfte der Arbeitnehmer sind mit ihrem job unzufrieden.
22 Prozent wollen einen besser bezahlten Job. 15 Prozent fühlen sich nicht ausreichend vom Chef wertgeschätzt. Zwölf Prozent der Befragten denken über eine Kündigung nach, weil sie Abwechslung, andere Projekte suchen. Ebenso viele beklagen eine miese Stimmung. Dazu trägt der Umfrage zufolge auch eine mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Neun Prozent suchen eine Tätigkeit, bei der sie beides besser miteinander verbinden können
Bezahlung war sicher immer ein Faktor, aber die Wertschätzung vom Chef oder einfach mal was anderes ausprobieren wollen? Das wären fast 30%, die eine arbeitsstelle, mit dessen Gehalt sie grundsätzlich zufrieden sind ausschlagen würden wegen soften faktoren wie anerkennung oder lust zum ausprobieren. Sowas hätte mein Opa und sowas hätte auch mein Vater nie gemacht.
Und bevor du es sagst: Ja, sicher gab es auch damals solche LEute. Aber ein viertel der Arbeitnehmer (bzw. ein Achtel, wenn wir alle arbeitnehmer nehmen und nicht nur die, die über einen wechsel nachdenken)?
Groucho schrieb:Weswegen ist denn deiner Meinung nach deren Stresslevel höher als damals?
Ich würde meinen, wegen der viel angespannteren Arbeitsmarktsituation.
Wenn sie das wollten, konnte sie das damals auch und zwar viel weniger problematisch.
Wenn du heute im Studium rumbummelst, kannst du dich bei Jobs schon mal ganz hinten anstellen.
Wenn dir nichts an einer gut bezahlten Stelle liegt, sicher, dann kannst du auch heute rumbummeln wie früher.
Wegen der angespannten arbeitsmarktsituation (die für studenten meist noch jahre entfernt ist) bekommst du im germanistikstudium eine angststörung? Komm.
Im Studium bummeln aber die meisten, gerade was geisteswissenschaften betrifft. Keiner bummelt weniger als die Mediziner (die dazu auch noch ein echt hartes pensum haben). Komisch, die haben aber die Angststörungen gar nicht.
https://www.zeit.de/studium/hochschule/2014-02/infografik-studium-abschluss-regelstudienzeitSo ein märchen vonwegen 'es nimmt dich keiner, wenn du ein gutes studium hast aber nicht in regelstudienzeit bist' stimmt z.b. nicht. Wäre eine These der elterngeneration, die so häufig geäußert wird, aber gar nicht wahr ist.
Groucho schrieb:Das ist quasi schon immer (zumindest seit den 60er 70er Jahren) so gewesen.
Das gehört zur Stellenbeschreibung Student: Zwei linke Hände und zu nichts zu gebrauchen.
Den Mythos vom unfähigen studenten gibt es schon lange. Die erhebliche unzufriedenheit von ausbildern mit auszubildenden (selbst wenn die nie studiert haben) weil sie alltagsunfähig sind, die ist aber neu (ich habe sie auch belegt).
Und die unzufriedenheit von Professoren auch. Gelästert über die junge Generation wurde immer schon. Nur heißt das nicht, dass die junge generation niemals anders war als die vorhergehende und dass der standpunkt 'die sind ganz genauso wie wir damals' so häufig nicht stimmt. Dabei verkennt man die Realität und tut niemandem einen gefallen.
Groucho schrieb:Jetzt wirst du aber extrem unseriös.
Oder anders gesagt, ja, solche Studenten mag es geben, die sind aber eine Ausnahme und deine Verallgemeinerung ist absoluter bullshit.
(Ich gebe zwar Studenten keine Nachhilfe, aber bei uns im Betrieb arbeiten regelmäßig Studenten und ich kenne privat zwei Uni-Profs, von denen ich auch noch nie solche Sachen über Studenten gehört habe. Die beklagen sich eher über die Streber Naturen, die zu angepasst sind.)
Solche studenten mag es nicht nur geben, das sind ne ganze Leute, je nach studiengang. Bei Medizinern treiben die sich weniger rum, logischerweise. Du im Betrieb wirst da leute bekommen, die schon einigermaßen vernünftig sind. Die Leute, die ich meine, würden gar nicht zu dir in den betrieb kommen. Weil die praxisphase so ätzend auf sie wirkt, dass sie die ganz nach hinten schieben, vorher ein bisschen rumbummeln, die ein oder andere arbeit schreiben und dann irgendwann wechseln, abbrechen oder sich anderswie in irgendeinen bachelor retten.
Natürlich ist das eine der extremen ausprägungen. Aber dass kleine alltagshandlungen enormen stress bereiten, wie eine mail schreiben, kurz in die uni gehen zum mitschreiben oder solcher kleinkram, oder eben auch seine wohnung aufräumen usw., das wirst du heute wohl bei mehr leuten als früher finden.
Mal als beispiel: Auf meiner Uni bin ich in einem kleinen kurs, wo ich das überblicken kann. Da sind 10 Leute. Ich weiß, aus dem letzten Projekt, dass ich und zwei andere die einzigen waren, die sich vernünftig an absprachen mit ihren tutoren gehalten haben. Andere haben unangekündigt deadlines überzogen, oder sich eine zeit lang gar nicht mehr gemeldet oder sehr plötzlich einfach ihr ganzes projekt umgekippt und was anderes gemacht (was in dem fall eine möglichkeit war, aber kein toller move).
Das sage ich nicht, um jemanden stress zu machen. Das sind alles, ausnahmslos, leute, die an sich fähig sind und das hätte mir in anderen zusammenhängen auch passieren können. Weil dieses 'sich verstecken' wenn man sich inadäquat fühlt, heute ein viel relevanteres ding ist, weil man sich viel öfter inadäquat fühlt und mit solchen mini stress nicht umgehen kann, obwohl ein einziger klärender anruf oder mail gereicht hätte.
Groucho schrieb:Hör dich bitte auf so einen bullshit zu erfinden.
Jemand der ein Problem hat sein Haus zu verlassen oder ein e-mail zu schreiben, braucht sicher fachmännische Hilfe und ist sicher weder die Regel, noch extrem weit verbreitet.
Das ist aber kein bullshit. Du siehst es nur nicht. Wir haben eine ganze generation, die in der ein oder anderen (milderen oder härteren form) solche probleme kennt. Es ist ein problem, dass die generation dadrüber das gar nicht begreift, und es als reine faulheit interpretiert.
Groucho schrieb:Das habe ich so ja gar nicht gesagt.
Also haben sich die Jugendlichen verändert?
Groucho schrieb:Weil die Arbeitsmarktsituation um ein vielfaches beschissener ist, als früher.
Häh? Die unzufriedenheit von professoren und ausbildern mit den jungen erwachsenen ist wegen der arbeitsmarktsituation größer? Wie darf ich mir das vorstellen?