Sind Nationalismus und Patriotismus noch zeitgemäß?
08.05.2018 um 09:22Destructivus schrieb:Mir ist ein Europa mit einem schwachen nationalistischen Drall alleweil lieber als paneuropäische Bewegungen die über Jahrhunderte gewachsene Unterschiede in letzter Konsequenz einebnen müssen.Hört sich bei ungenauem Lesen harmlos an, aber wenn man mal genauer hinschaut, kann man das Grausen kriegen, wobei ich nur nicht weiß, ob das von dir "unbewusst" so geschrieben wurde oder ganz gezielt und damitg exakt, denn damit beschreibst du genau FN, AfD, FPÖ, Wilders & Co., allesamt "schwach nationalistische" Parteien und Bewegungen (stark nationalistische wären dann NPD & Co.). Denn der Unterschied zwischen national und nationalistisch, ebenso wie zwischen islamisch und islamistisch, sollte einem, der hier mitdiskutiert, geläufig sein.
Und dann kriegen wir gleiche das Gruselbild, dessen Gegner "paneuropäische Bewegungen" sind wie z.B. Sozialdemokratie, Umweltparteien oder Konservativismus. Denn alle demokratischen Parteien sind "paneuropäisch", auch wenn sie in den verschiedenen Ländern unterschiedlich heißen. Problematisch wird es für die Theorie insofern, dass auch "die Rechten" "paneuropäisch" angelegt sind, denn die genannten Parteien kennen sich vgut und besuchen sich gegenseitig, sind sich also völlig klar, in welcher politischen Richtung sie Politik betreiben: ähnlich blaun, aber nationalistisch. Und natürlich grundsätzlich anti EU: ein Europa der starken Nationalstaaten ohne Ausländer (Flüchtlinge & Co.), das auch sehr kompatibel mit Putins Russland ist.
Destructivus schrieb: Hurra-Nationalismus im Stile des letzten Jh. brauche ich freilich auch nicht.Auch die Rechte geht mit der zeit und benutzt das Internet, besonders die sozialen Medien, virtuos, besser als alle Linken. Und die Intellektuellen, von denen es hier auch 3, 4 gibt, bedienen sich einer präzisen Sprache, unterlassen alle userbezogenen Anspielungen, sind sanft im Ton aber knallhart in der Sache und extrem menschenverachtend. Man sollte die beide großen Migrantenthreads noch mal ganz bewusst und aufmerksam lesen, dann weiß man, wie "die Rechte" agitiert und argumentiert. Natürlich alles harmlose "Patrioten", denen es nur darum geht "Auswüchse" besonders im Flüchtlingssektor zu benennen und die "Versäumnisse der Politik" zu kennzeichnen. Man hört da immer die 1. Strophe des Deutschlandlieds mitschwingen... Nur manchmal können sie sich nicht beherrschen, wenn sie z.B. (was hier mindestens zweimal passiert ist) Jakob Augstein "roten Dreck" bzw. "Stalinist" nennen. Das sind dann so Entgleisungen, wo die sanfte Charaktermaske kurzzeitig abgefallen ist. Man kann sich ja auch nicht durchwegs beherrschen, schließlich sind auch Nationalisten nur Menschen und keine Maschinen.