hallo
@Realo ich hoffe, du nimmst das nicht als kritik auf, ist auch (ehrlich) nicht so gemeint. es ist nur so, dass meine gedanken da in eine etwas andere richtung gehen.
erst mal, das mit der ideologie, da hab ich auch noch mal geschaut, da hat
@paranomal recht, das ist nicht so einfach. ich sag da mal so etwa, je ernster und tiefgreifender man das versteht, das mit der ideologie, desto schwieriger wird es, das nur an einem ort oder einem parteipolitischen programm markieren zu können.
das wäre wohl noch n viel größeres thema.
und für meinen geschmack hängst du dich vlt. auch n bischen zu sehr an einzelnen aussagen und den tagespolitischen details fest. die sind wichtig, aber die führen dann so leicht wieder zu einem klein-klein-hin-und-her-gezänke und verstellen vlt. den blick aufs größere. anders als du bin ich auch weniger an kontinuitäts-thesen interessiert, also liegt es mir auch weniger daran zu sagen, wo früher x das feindbild war, ist es heute y. und so weiter, und so fort.
mich interessiert eher so ich sag mal die stimmungsmäßige großwetterlage und ob man das, was du "ideologie, die von rechts kommt" nennst nicht auch als gärungsprozesse begreifen könnte.
und als gärungsprozesse, die sich womöglich auch - das wäre die aufgabe - umfunktionieren ließen.
hatte das ja auch schon hie und da so n bischen angedacht, ist auch vlt. noch nicht ganz ausgereift, aber liegt mir so im kopf.
jedenfalls ist da meine idee so eher, was ich eine lücke in der bewusstseinslage nannte.
und da fand ich noch diesen artikel, der da auch so in diese richtung denkt. ist schon etwas älter vom april, aber ganz gut.
http://www.taz.de/Debatte-Rechtspopulismus/!5396079/der artikel erwähnt noch mal die these (Dirk Jörke und Nils Heisterhagen in der f.a.z.), dass die linke den erfolg des rechtspopulismus mit verschuldet habe. also zu viel liberale identitätspolitik, vielfaltseuphorie, p.c.-obsession usw. habe die soziale frage verabschiedet und so ein vakuum als boden des rechtspopulismus geschaffen, so in etwa. das überzeugt mich letztlich nicht.
sicher, die linke könnte sich ab und an mal besinnen und die "kleinen leute" nicht vergessen, das ist nie so ganz verkehrt, aber auch das greift iwie zu kurz.
und der rechtspopulismus ist ja auch mehr als nur ne neuauflage der sozialen frage, wie sich ja auch viele pegidisten vor allem als "kleine leute" selbst verstehen.
da wäre dann wieder die wichtige frage des bewusstseins.
und da verfolgt der artikel einen m. E. interessanteren ansatz, er macht das ganz gut.
ich finde eben die richtung interessant, die er da einschlägt, ich zittiere mal nur kurz den kern:
Populismus als Detox
Die Fähigkeit, mit der entgrenzten Moderne zurechtzukommen, hängt aber in hohem Maße vom persönlichen Zugriff auf soziale und kulturelle Ressourcen ab.
Wo diese nicht verfügbar sind, steigt das Bedürfnis nach Schutzräumen kollektiver Identität. Doch das Angebot an solchen Räumen schwindet. Wie sehr die emanzipatorische Errungenschaft, das eigene Selbst ganz eigenverantwortlich finden und verwirklichen zu müssen, längst auch in materiell gesicherten Gesellschaftsschichten zum Überforderungssyndrom geworden ist, zeigt sich in den Themenkonjunkturen von „Burn-out“ und „Detox“.
In genau diese Lücke stößt der Rechtspopulismus. Dass sich dessen „wahres Volk“ und seine vermeintlich homogenen Werte und Interessen in der Hypermoderne weniger denn je definieren lassen, spielt für die Überforderten kaum eine Rolle. Als intuitiv zugängliches Kollektiv, das den Einzelnen aus der Verantwortung nimmt; als entlastende Vereinfachung und Kriterium zur Unterscheidung von Gut und Böse reicht dieses Konstrukt allemal.
und so, ließe sich sogar sagen, mal etwas zugespitzt und bewusst paradox:
wird deine "linke" vlt. erst dann wieder an kraft zulegen können, wenn sie das verstanden hat.
mit anderen worten: wenn sie auch das manchmal abstruse geschwätz als ein intelligent zu verstehendes zu begreifen gelernt hat
:)und dann müsste sie noch lernen, diese "lücke" umzufunktionieren bzw. anders aufzufüllen.
das wäre m. E. ein vielversprechenderer ansatz als ein wettrennen um einzelne programmpunkte.
ob das passieren wird, weiß ich nicht. ich glaubs iwie auch eher nicht.
aber das war eben mein gedanke.
viele wird er vlt. nicht überzeugen, der gedanke, vlt. auch dich nicht, aber wenn das so ist, störts mich auch nicht
:)