Rassismus

Gerlind schrieb:Ich sehe diesen so benannten Unterschied auch in dieser Diskussion in diesem Thread auf dieser Plattform. Ich selber sehe mich schwankend formulierend zwischen diesen Positionen.

Vielleicht liegt es daran, dass das Postulat "Alle Menschen sind gleich" zu kurz formuliert
ist. In Wirklichkeit müßte es heißen "Alle Menschen sind gleich wert, haben die gleichen Rechte und die gleiche Würde, ungeachtet tatsächlicher Unterschiede in Aussehen, Geschlecht, Herkunft".
Wenn man sich nämlich auf die generelle Gleichheit im obigen Sinne geeinigt hat, kann man die tatsächlichen Unterschiede diskutieren ohne jemanden zu diskriminieren.

Groucho schrieb: Abgesehen davon ging es ja darum, dass du fälschlicherweise behauptet hast, es würde darüber nicht berichtet.

Ich hätte den letzten Abschnitt weglassen sollen. Er war missverständlich formuliert. Mit der Formulierung "manche deutsche Journalisten fahren wohl lieber nach Italien oder Spanien" meinte ich solche Aktivisten, die diese postmoderne Denkschule verinnerlicht haben (Antirassisten, Postkolonialisten, etc - und von denen ich auch in fast all meinen übrigen Beiträgen spreche).

Groucho schrieb:Möglicherweise weil das gar nichts mit Rassimus zu tun hat....

Würden da nicht weiße/privilegierte, osteuropäische Erntehelfer auf deutschen Feldern ausgebeutet werden, sondern nichtweiße Erntehelfer (wie in Spanien oder Italien) würde es sehr schnell um das Thema Rassismus gehen. Die Frage wäre dann wohl auch nicht, ob das rassistisch ist, sondern - um es mit Robin diAngelo zu sagen - wie sich Rassismus in der konkreten Situation manifestiert.

Abahatschi schrieb::D raffiniert - also alle Firmen

Alle Firmen die Menschen ausbeuten, ja.

Abahatschi schrieb:und dann gibt es Leute die Dir erzählen dass der Spargel zu teuer ist und ein arbeitsfähiger H4 sich den zu ausgewogener Ernährung nicht leisten kann

Spargel ist speziell. Er wird nur kurzzeitig geernet, dann hält er nicht sonderlich lang und lässt sich nicht per Maschine stechen. Aber ich glaub kaum das Spargel zur ausgewogenen Ernährung zählt. Frischer Spargel ist fast schon ein Luxusgut.

Aber nein. Wer Menschen bewusst mit falschen Versprechen nach DE lockt und sie dann ilegal unterbezahlt, hat mMn keine Berechtigung mehr.

Tussinelda schrieb:Zarathustra80 schrieb:
1) ich weiß bin (alle Weißen sind Rassisten - da sie in einem System aufwachsen, das Weiße bevorzugt. Rassismus ist nichts Böses - Menschen können nichts dafür, Rassisten zu sein. Das ist nur die Folge davon, in einem strukturell rassistischen System aufzuwachsen)

Dafür will ich einen Beleg, ich hätte auch gerne noch Antworten auf meine Fragen

Eva Bischoff erklärt das sehr gut in diesem Interview. Workin`Germany ist ein Angebot des Bayerischen Rundfunks an junge Erwachsene.

https://www.instagram.com/p/CB5W7I3JOKe/

Auch hier wird das gut erklärt - wobei die Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher eben auch egränzt, dass auch Nichtweiße, die in weißen Ländern aufgewachsen sind, den Rassismus der Mehrheitsgesellschaft internalisiert haben:

Sind wir alle Rassisten?

Mysorekar: Ich würde sagen ja, in gewisser Weise schon. Das gilt übrigens auch für nicht-weiße Deutsche. Man sieht sich auch immer wieder selbst durch diese Brille und muss sich das bewusst machen.

Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-kultur_artikel,-wir-sind-teil-eines-rassistischen-systems-_arid,1926177.html


Und natürlich werde ich auch auf deine übrigen Fragen eingehen. Allerdings kann ich nicht alle an mich gerichteten Fragen schnell beantworten. Mea culpa. Aber ich beantworte deine Fragen natürlich gerne.

Tussinelda schrieb:Zarathustra80 schrieb:
ich mich als nicht rassistisch begreife (und Leute, die sich als nicht rassistisch begreifen zur Aufrechterhaltung des Status Quo beitragen und der Status Quo ist nun mal dieses strukturell rassistische System, in dem wir leben. Es gibt nur die Optionen "Antirassist" oder "Rassist" sein - Leute, die sich als nicht rassistisch begreifen, werden in die Schublade "Rassist" gesteckt, weil sie Teil des Problems sind)

Bullshit.

Im Grunde habe ich hier nur die Position von Ibrahim X. Kendi - einer der bekanntesten Antirassismus-Experten der USA - kurz umrissen.

Lupo54 schrieb: In Wirklichkeit müßte es heißen "Alle Menschen sind gleich wert, haben die gleichen Rechte und die gleiche Würde, ungeachtet tatsächlicher Unterschiede in Aussehen, Geschlecht, Herkunft".
Wenn man sich nämlich auf die generelle Gleichheit im obigen Sinne geeinigt hat, kann man die tatsächlichen Unterschiede diskutieren ohne jemanden zu diskriminieren.

Mir fehlen wirklich manchmal die Worte.
Und so möchte ich mich aber zum "Rassismus" äussern dürfen.
Der Begriff erscheint mir äusserst wässrig.
Selbst einzelne Menschen verwenden ihn in verschiedenen Situationen unterschiedlich.
Daher dränge ich ja zart auf Präzisierung durch Analyse.
Was dann aber aus bestimmten Situationen heraus als "Verwässerung" gelesen wird, von Menschen, die meinen sie seien nicht rassistisch, obwohl sie einen strukturellen Rassismus in der Gesellschaft in der sie leben, behaupten.

Allein, bestimmte selbige äusserliche Verhaltensweisen anderer verallgemeinernd als rassistisch zu etikettieren, verändert m.E. keinen Rassismus, der strukturell wäre und ist in diesem Sinne m.E. nicht antirassistisch.

@Gerlind

Sehr sachlicher und guter Beitrag, ich stimme dem zu 100% zu, danke dafür.

Um mal was positives zu berichten:

Das Augsburger Hotel "Drei Mohren" gibt dem öffentlichen Druck nach und wird sich umbenennen.

https://m.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Nach-Rassismusdebatte-Hotel-Drei-Mohren-in-Augsburg-benennt-sich-um-id57875531.html

Finde ich super. Nur schade das es dafür so viel Druck benötigt hat.

pattimay schrieb:Nur schade das es dafür so viel Druck benötigt hat.

Ja, das ist beschämend. Das war also eher eine wirtschaftliche als eine moralische Entscheidung.

Und jetzt wird es an der Zeit, dass auch in Deutschland die Möhre Karotte genannt wird. "Möhre" kommt vom lateinischen "maurus" (wie der "Mohr") und ist somit eine rassistische Bezeichnung.

Narrenschiffer schrieb:Und jetzt wird es an der Zeit, dass auch in Deutschland die Möhre Karotte genannt wird. "Möhre" kommt vom lateinischen "maurus" (wie der "Mohr") und ist somit eine rassistische Bezeichnung.

Richtigstellung:

Das Wort „Möhre“ enthält die auch in anderen germanischen wie auch in slawischen Sprachen und im Griechischen enthaltene Bezeichnung für Wurzel. Das Wort entwickelte sich über die alt- und mittelhochdeutschen Namen moraha, morha, mokra, morke, morhe und more aus einem gleichbedeutenden germanischen Wort (morhōn), das wie griechisch tà brákana, „wildwachsendes Gemüse“, wohl auf indogermanisch mṛk, „essbare Wurzel“, beruht

Quelle: Wikipedia: Karotte

pattimay schrieb:Finde ich super. Nur schade das es dafür so viel Druck benötigt hat.

Hach, da habe ich die Tage auch einen Artikel gelesen. Hier wird sich geweigert dem Druck nachzugeben. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema findet aber durchaus statt:

https://www.rundblick-unna.de/2020/08/02/guten-tag-hier-ist-der-mohrenkopf/

pattimay schrieb:Das Augsburger Hotel "Drei Mohren"

Wäre „Drei Mauren“ auch rassistisch?

@Guschti

Habe nachgeschlagen. Da dürfte der österreichische Sprachwissenschafter Dieter Messner falsch liegen, der in seinem Beitrag zum Handbuch der Orientalistik im Band 12, The Legacy of Muslim Spain (Brill-Verlag 1992), auf Seite 454 die Herkunft aus dem Arabischen (über das Spanischen kommend) sieht (wobei "rape" nicht Vergewaltigung bedeutet, sondern "Wurzel" ... wir kennen das von Raps). Also: Maurische Rübe.

Arabic isfanndriya (German Mohrrübe, “rape of the Moors”, also indi­cates the origin)

Ich habe den Absatz eingescannt:

Tussinelda schrieb:@Zarathustra80
Was ist denn struktureller (institutioneller) Rassismus? Und was ist an der Bezeichnung denn verwerflich?
Und kann es sein, dass Du null verstehst, wovon Du hier schreibst? Ich hätte jetzt gerne mal Deine Definition von Antirassismus. Die muss ja wirklich speziell sein, denn offenbar ist Antirassismus ja im Grunde rassistisch, wenn man Dich so liest. Danke.

Die angefügten Grafiken decken sich in etwa mit meinem Verständnis von "Antirassismus". Leider sind sie auf Englisch und ich habe jetzt nicht die Zeit, das zu übersetzen.

Original anzeigen (0,1 MB)

Original anzeigen (0,6 MB)

Hier auch eine kritische Erklärung zum Begriff "Antirassismus" wie er in der Sprache postmoderner Aktivisten verwendet wird:

https://newdiscourses.com/tftw-antiracism/

zum Begriff "systematischer Rassismus", der alle Formen des Rassismus beinhaltet:

https://newdiscourses.com/tftw-racism-systemic/

Abahatschi schrieb:Wäre „Drei Mauren“ auch rassistisch?

Ganz ehrlich...keine ahnung. Meine kurze google Recherche hat ergeben das man Mauren und Mohr ursprünglich mal die Bezeichnung für die gleiche Volksgruppe waren, Nordafrikaner bzw. Berber, aber sich Mohr im Laufe der Zeit eher zu einem Begriff für Schwarzafrikaner entwickelt hat mit negativer Konnotation. Sklaven usw.

Atrox schrieb:Hach, da habe ich die Tage auch einen Artikel gelesen. Hier wird sich geweigert dem Druck nachzugeben. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema findet aber durchaus statt:

Also mit einem hat der Restaurant Betreiber Recht

Meine feste Überzeugung ist: Die Sprachpolizei kann Rassismus nicht verhindern. Man kann alle Logos und alle Namensschilder in ganz Deutschland runterreißen. Echter Rassismus ist in den Köpfen und bleibt dort, auch wenn alle Logos weg sind und alle Namen geändert sind!“

Da hat er Recht. Aber....ich glaube ganz stark an die Macht der Worte und bin deshalb definitiv für eine Änderung rassistischer Begriffe in unserer Sprache.

@pattimay

Ich denke, wer recht hat und wer nicht ist nie wirklich zu beantworten. Deswegen halte ich es immer für wichtig möglichst viele verschiedene Perspektiven zu verarbeiten.

Sprache ist definitiv ein mächtiges Werkzeug. Beispielsweise die Bezeichnungen „Antirassismus“ und „Antifaschismus“ implizieren zum Beispiel, dass man gegen Rassismus und Faschismus ist. Gleichzeitig gibt es dann aber auch Facetten mit denen man nicht übereinstimmt...und wenn man dann kein überzeugter Antirassist ist/sein kann, ist man eben ein Rassist...wäre man es nicht wäre man ja Antirassist.

Ich stimme dir also vollkommen zu, mag aber hinzufügen, dass die Problemstellung der Instrumentalisierung von Sprache ein flächiges Problem ist, dass nichtmal unbedingt ausschließlich Rassismus betrifft.

Gerlind schrieb:Zum Schluß in dem Artikel wird geschrieben:

In diesem Streit geht es philosophisch gesehen um die Frage, ob man die Welt am besten verändert, indem man ihre teils versteckten Strukturen sichtbar macht und kritisch reflektiert. Oder ob man so leben soll, als gäbe es diese Strukturen nicht mehr.

Ich sehe diesen so benannten Unterschied auch in dieser Diskussion in diesem Thread auf dieser Plattform. Ich selber sehe mich schwankend formulierend zwischen diesen Positionen.

Ich halte viele der in diesem Artikel aufgestellten Behauptungen für äußerst fragwürdig. Da sind soviele Punkte in dem Artikel, die ich anders sehe, dass es wohl gar keinen Sinn macht, sie alle zu benennen.

Neues aus den USA:

AstoriaDer Film Kindergarten Cop mit Arnold Schwarzenegger wurde auf Druck von Polizeikritikern in den USA aus dem Programm des Northwest-Film-Festivals gestrichen. In dem Film würde rassistische Vorurteile gespeist, so der Vorwurf der Polizeikritikerin Lois Leeven. Zudem werde „die Traumatisierung von Kindern durch die Polizei glorifiziert

Quelle:
https://www.berliner-zeitung.de/news/schwarzenegger-rassismus-vorwurf-gegen-seinen-film-kindergarten-cop-li.97005

Ich kann mich jetzt nicht mehr zur Gänze an diesen Film erinnern.. war dieser tatsächlich derart traumatisch und rassistisch? Bei mir zumindest hat er damals nicht diesen Eindruck hinterlassen.

Werden bald alle 007 Filme wegen Sexismus verbannt?

Zarathustra80 schrieb:Ich halte viele der in diesem Artikel aufgestellten Behauptungen für äußerst fragwürdig. Da sind soviele Punkte in dem Artikel, die ich anders sehe, dass es wohl gar keinen Sinn macht, sie alle zu benennen.

Ich halte es für sehr sinnvoll in einem Thema seine Meinungen zum Thema auszutauschen.
Wir sollten das Thema vertiefen. Welche Behauptungen findest du warum fragwürdig ?