Um dies gleich vorwegzunehmen: Der Kampf gegen Rassismus kann meines Erachtens nach gar nicht zu weit gehen. Auch wenn bspw. die Benennung des U-Bahnhofs Mohrenstraße von manchen als "kein drängendes Problem" angesehen wird, haben die Betroffenen jedes Recht, dieses aufzuzeigen und sich für eine Umbenennung einzusetzen (die hoffentlich erfolgen wird...). Ebenso kann ich nachvollziehen, warum die Frage nach der Herkunft des Gegenüber rassistisch sein kann, und vermeide diese...
Allerdings finde ich folgende Aussage nicht unproblematisch:
Tussinelda schrieb:...trotzdem würde ich niemals so tun, als wäre dies damit vergleichbar, Rassismus ausgesetzt zu sein. Damit ist nichts vergleichbar.
Ich bin als weißer heterosexueller Mann nicht von Rassismus betroffen und kann folglich nicht beurteilen, wie sich das anfühlt - ich bin allerdings auch nicht von Sexismus und Homophobie betroffen.
Um aber trotzdem eine generelle Aussage treffen zu können, welche Form der Diskriminierung am schlimmsten ist, müsste man letztendlich Personen finden, die von jeder möglichen Diskriminierungsform (nicht nur den drei beispielhaft genannten) betroffen sind - und diese müssten in ihrer Einschätzung auch zum selben Ergebnis kommen...
Ich glaube, es würde unserer Gesellschaft gut tun, wenn die progressiven Kräfte keine Hierarchie der Diskriminierungsformen aufstellen würden, sondern sich stattdessen gemeinsam gegen alle Formen von Diskriminierung engagieren würden, oder - um mich selbst zu zitieren:
stupsi123 schrieb am 17.07.2020:wenn ich bspw. der strukturellen Benachteiligung des im Trailerpark aufgewachsenen Sohnes einer drogenabhängigen weißen Prostituierten kein Interesse entgegenbringe, [kann] ich von diesem wohl kaum verlangen [...], "sich seiner Privilegien als weißer heterosexueller Mann" bewusst zu werden"...