Rassismus

Atrox schrieb:Aber vielleicht irre ich mich auch und das ist nur so, wenn ich Bus fahre

Der Bus ist auch nur ein Beispiel für den öffentlichen Raum.

Atrox schrieb:Nachtrag: „Realitätsfremd“ und „gelogen“ sind nicht zwangsläufig äquivalent zu betrachten.

Grundsätzlich nicht, aber so wie du das hier gebrauchst schon.

Denn letztlich negierst du damit - egal ob du nun "realitätsfremd" oder gelogen" sagst - de Berichte von Menschen, denen genau sowas passiert ist?

@Warden
man kann aber das, was hier so von sich gegeben wird, leider nicht unkommentiert stehen lassen. Denn zum Glück gibt es ja Menschen, die noch lernfähig sind, wissbegierig und reflektiert, die hier womöglich mitlesen.

Tussinelda schrieb:@Warden
das Video hat null mit dem zu tun, was @MoltoBene da beschreibt.

Doch, doch. Das ist eine der Szenen, die ich meinte, wobei andere noch deutlich grotesker waren, als diese hier. Mag durchaus sein, dass du derartige pathetische Gesten für klasse hältst. Mir ist auch durchaus bewusst, dass das Hinknien aktuell ziemlich "en vogue" ist. Für mich wirkt es befremdlich mich mit anderen kollektiv vor Fremden aufgrund meiner Hautfarbe hinzuknien und mich für etwas zu entschuldigen, was ich selbst nicht zu verantworten habe und was mir nur aufgrund meiner Hautfarbe irgendwie zugeschrieben wird. Generell bin ich nicht so der Typ, der Menschen nach Hautfarben klassifiziert. Ist nicht so meine Welt und wird es auch nie sein. Und ich hoffe, dass sich dieser Mist auch nicht durchsetzen wird.

Groucho schrieb:Grundsätzlich nicht, aber so wie du das hier gebrauchst schon.

Denn letztlich negierst du damit - egal ob du nun "realitätsfremd" oder gelogen" sagst - de Berichte von Menschen, denen genau sowas passiert ist?

Du kannst gerne zitieren, wo ich gesagt habe, dass sowas garnicht passiert. Das eigene Erleben darf schon eine Rolle spielen. Und es gibt auch im öffentlichen Raum Bubbles...es macht schon einen Unterschied, ob man mit dem Bus über die Dörfer juckelt oder regelmäßig von Wedding nach Neukölln muss. Dementsprechend kann das meiner Realität schon fremd sein und so geht es anderen sicher auch. Das letzte Mal als ich Rassismus live erlebt habe, sind Flaschen geflogen...ist das nun überall so?

Man muss eben akzeptieren, dass solche Berichte nur schwer zu generalisieren sind.

@behind_eyes

Das sind die Auswüchse die entstehe können.
Es darf jedoch immer Zwei dafür. Der Kranke der sich die Füße küssen lassen will sowie den Kranken der es macht.

pattimay schrieb:Ja, das ist Rassismus.
Puuh...der Urheber? Gute Frage...das sind ja alles so alte verwurzelte Strukturen, Gedankenmuster...ich denke der Kolonialismus.

Ich hab deswegen gefragt, weil mir dazu eine recht simple Begebenheit eingefallen ist, als ein mir bekanntes Ehepaar nach Südafrika ausgewandert ist.
Schon ne Weile her. Als sie dort angelangt sind, war der angedachte Arbeitsplatz erst mal weg. Sie mieteten eine Bruchbude vom noch vorhandenen Restgeld, das sie hatten. Kein Mensch hat denen irgendwelche Privilegien zugestanden, obwohl das noch zur Zeit der Apartheid war. Die Frau mußte bei einem Priester eine Putzstelle annehmen. Der Mann verdingte sich mehr schlecht als recht als Installateur.
Das "Privileg" das die beiden aus der Schei**e rausgezogen hat, bestand schließlich darin, dass er sich als Installateur selbstständig gemacht hat und firmierte unter "German Plumber" (Deutscher Installateur) worauf die Auftragsbücher plötzlich voll waren.
Das war aber weniger wegen dem Kolonialismus oder irgendeiner Hautfarbe so, sondern schlichtweg deswegen, weil alle davon ausgingen, dass er als Deutscher in Deutschland sei Handwerk sauber erlernt hat und es dementsprechend solide ausüben würde.
In meinen Augen also absolut kein Rassismus, sondern die logische Konsequenz aus Gehirnnutzung: Erfahrungswerte und Wahrscheinlichkeitsabwägung. Nur deswegen hat er die Vorschußlorbeeren bekommen, die er aber auch mit jeder Auftragsausführung neu bestätigen mußte.
Du kannst so was gerne Rassismus nennen, aber für mich ist es angewandter Menschenverstand.

@behind_eyes
@MoltoBene

Ich wurde parallel teilweise fündig. Das kryptische Video mit dem "Boot kissing" das ich meinte, ist scheinbar von einem anderen Ereignis bzw. Ereignissen, bevor das mit George Floyd passiert ist.

Da geht es um eine Gruppe namens "Israelite school of practical knowledge". Auf YT findet man darunter sicherlich schnell entsprechende Videos, notfalls mit dem Zusatz "kiss boot" oder so.

Vielleicht verwechsle ich da aber auch etwas. Der Clip den ich ursprünglich sah war teil eines anderen Videos, so erschloss sich mir nicht ob sich das auf das aktuelle Geschehen bezog oder nicht. Ich kann natürlich auch nicht ausschließen, dass es im Zuge der ganzen Proteste und Eskalationen nicht ähnliche Szenen gab, wo schwarze / dunkelhäutige Menschen verlangten, dass weisse / hellhäutige Menschen ihre Füße / Stiefel / Schuhe küssen.

Ob 'davor' oder 'danach', absolut befremdliche Gesten sich die Füße zu küssen - ganz gleich ob darin hier oder sonst wo jemand nette oder entschuldigende Gesten sieht. Anders rum wäre es ja auch direkt ein Skandal. Keine Ahnung wie das einen weiterbringen soll, ausser sich aufzuspielen / zum Affen zu machen.

Aber hey, wenn das eine Lösung sein soll, viel Spaß beim Füße küssen.

capspauldin schrieb:Das sind die Auswüchse die entstehe können.

Warden schrieb:Keine Ahnung wie das einen weiterbringen soll, ausser sich aufzuspielen / zum Affen zu machen.

Sind halt die größtmöglichen Gesten der Unterwerfung und ist eine reine Machtdemonstration. Wird niemanden weiterbringen und erst Recht keine Gruppen zusammenführen. Ich glaube nicht, dass das kollektive Niederknien oder Unterwerfen in der Geschichte jemals den Zweck der Gleichberechtigung verfolgte. Hier werden einfach nur die Rollen vertauscht und die weiße Hautfarbe wird mit etwas negativem besetzt. Interessanterweise scheinen vermehrt irgendwelche verwirrten Weißen daran Interesse zu haben, sich zu erniedrigen, oder sich für ihre Hautfarbe zu schämen. Die Abwertung von Menschen aufgrund einer Hautfarbe, egal ob auf Basis einer irren Rassenlehre oder einer vermeintlichen Kollektivschuld, wird niemals irgendein positives Gesellschaftsbild hervorbringen. So etwas kann, das hat die Geschichte gezeigt, auch sehr schnell in noch deutlich unangenehmere Situationen münden.

MoltoBene schrieb:Hier werden einfach nur die Rollen vertauscht und die weiße Hautfarbe wird mit etwas negativem besetzt. Interessanterweise scheinen vermehrt irgendwelche verwirrten Weißen daran Interesse zu haben, sich zu erniedrigen, oder sich für ihre Hautfarbe zu schämen. Die Abwertung von Menschen aufgrund einer Hautfarbe, egal ob auf Basis einer irren Rassenlehre oder einer vermeintlichen Kollektivschuld, wird niemals irgendein positives Gesellschaftsbild hervorbringen. So etwas kann, das hat die Geschichte gezeigt, auch sehr schnell in noch deutlich unangenehmere Situationen münden.

Zumal es auch dem Gedanken der Gleichberechtigung zuwiderläuft. Wer es sowohl fordert als auch gutheißt, hat einen Knall. Knien nehme ich hier mal situativ aus weil es situationsbezogen eher Respekt/Solidarität bedeuten kann, statt Unterwerfung.

Aber Füße / Schuhwerk küssen? Das kann ich nicht mehr unter Respekt / Solidarität fassen, sondern Unterwerfung oder Machtdemonstration.

Gut, bei 7+ Milliarden Menschen kann ich mich nicht wirklich wundern, dass es hier und da Spinner und Verwirrte gibt die komische Dinge gutheißen. Ganz gleich in welchem politisch-ideologischen Spektrum.

Kann dem nur vollstens beipflichten.
So lange einige meinen, sich erniedrigen zu müssen, für wen u. weswegen auch immer, was ansich schon sehr bedenklich ist, soll es mir dennoch recht sein, solange es nicht von allen Weißen erwartet, verlangt oder gefordert wird.

Wundern täte es mich tatsächlich nicht, das automatisch eine "Bringschuld" verlangt würde.

Warden schrieb:Aber Füße / Schuhwerk küssen? Das kann ich nicht mehr unter Respekt / Solidarität fassen, sondern Unterwerfung oder Machtdemonstration.

Das sind Schwachsinns-Rituale. Würde ich aber nun auch nicht überbewerten. Es zeigt nur, dass man denjenigen, die sich exzessiv in ihre Irrationalität hineinsteigern, nicht unbedingt folgen sollte.

Als ob er hier mitlesen würde, ein Thread:

https://twitter.com/lawen4cer/status/1280814863422492679?s=19

Teaser:

Weil es gerade wieder aktuell ist:

Ich halte nichts von der in einigen Kreisen recht populären Idee, dass (nur) Betroffene von Rassismus entscheiden dürften, ob eine Handlung rassistisch ist. Und das aus folgenden Gründen:

Es gibt bei diesem Konzept dann keine Möglichkeit der wirksamen Verteidigung gegen den Rassismusvorwurf. Das vermeintliche Opfer soll gleichzeitig der alleinige Richter sein und Maßstab der Rassismusprüfung allein das subjektive Empfinden.

Sehr lesenswert.

Fazit: In Zeiten in denen Rassismus strafbar ist, sollte man sich mit Betroffenheits-Rassismusvorwürfen zurückhalten.

@Tripane
Gehe ich recht in der Annahme das dein Freund weiss ist? Denkst du die "German Plumber" Qualitäts Nummer hätte funktioniert, wenn er ein deutscher PoC wäre?

@behind_eyes
ja, sehr lesenswert, wie alle Privatkanäle auf Twitter!! Wichtige Informationsquelle, wie Facebook.

@Tussinelda

Sofern es um eine Meinung und nicht um Fakten geht ist das doch eine legitime Quelle.

Wenn ein Betroffener auf Bento erzählt, wie es ihm geht, ist das schlussendlich auch „nur“ ein Erfahrungsbericht bzw. „Anekdoten“, wie es hier immer so schön heißt. Empirisch ist beides nicht. Was nicht heißt, dass es keine empirischen Belege für Alltagsrassismus gibt.

@Atrox
ein Erfahrungsbericht ist keine Meinung. Das auf Twitter ist eine Meinung von irgendwem, der sich lawenforcer nennt und sich als Staranwalt betitelt. Wer's braucht.

Auch beim MDR hat man sich mit dem Thema Alltagsrassismus befasst und dazu Betroffene aus Sachsen interviewt.

Leben mit alltäglichem Rassismus | Exakt | MDR

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Tussinelda schrieb:ein Erfahrungsbericht ist keine Meinung

Das habe ich auch nicht gesagt. Ich sage beides genügt nicht den Anforderungen eines empirischen Nachweises mit Blick auf die Qualität einer Quelle.

Dementsprechend finde ich es albern, wenn man ständig auf Erfahrungsberichte verweist, eine Meinung auf Twitter aber nieder redet.