Also ich habe mich im Zuge dieses Beitrags - der merkwürdigerweise hier so gut wie gar nicht diskutiert wurde - mal in den Pippi Langstrumpf-Büchern umgesehen.
Narrenschiffer schrieb am 07.04.2020:Macht die schwedischen Kolonialfantasien bezüglich der Unterwerfung von als Untermenschen gesehenen Südseevölkern auch nicht erträglicher. Wenn man schon pk interpretiert.
und komme so langsam zu dem Schluß, dass es eine ziemliche Absurdität darstellt, dort den Begriff "Neger" einfach durch "Südesee" zu ersetzen und dann sei alles in Ordnung.
Desweiteren kann ich auch nicht mehr nachvollziehen, wie hier irgendjemand ernsthaft die viel wiederholte Position vertreten kann "Niemand wirft Lindgren Rassismus vor, es geht nur um das Wort" und "Sie hat doch dann gesagt, sie würde das Wort 'Neger' heute nicht mehe benutzen"
Diese Geschichten sind ein Sammelsurium an kolonalistischen Stereotypen.
Da wohnen Wilde in Baskenröcken auf einer Insel, deren Musik aus Trommelei besteht und die in irgendwelchen Opferritualen um Feuer tanzen, die wohnen in flohverseuchten Lehmhütten - und da wird ganz klar gesagt, dass die Villa Kunterbunt doch ein viel angemessenerer Ort ist, um als Kind aufzuwachsen - , die kennen weder Mathe noch sind sie in der Lage Boote zu bauen, die über Kanus hinausgehen, die Kinder sehnen sich nach weißer Haut, vernünftig reden können die auch nicht, selbstverständlich werden sie von einem weißen Menschen beherrscht, der da zufällig mal angespült wurde, vor Pippi fallen sie auch gleich auf die Knie, selbst als Piraten sind sie nur Beiwerk und die Kapitäne dort merkwürdigerweise Weiße, sie spielen mit Perlen wie mit Murmeln, unfähig deren Wert zu erkennen, Perlenketten, Schild und Speer, Ringe um die Knöchel sind "Negersachen", Pippi will als "Prinzessin" sich einen großen Ring durch die Nase machen, Kannibalen dürfen auch nicht fehlen, wenn man sie ein halbes Jahr regiert, kommen sie das nächste halbe Jahr alleine klar...
Also in diesen Büchern ist nicht nur der Begriff "Neger" das Problem, da ist vor allem das Problem, dass auch "Neger" gemeint ist.
"Aber es ändert doch nichts an der Geschichte, wenn man das Wort ersetzt"
Ja, genau. Sehr problematisch. Die Narrative sind nämlich weiter dieselben. Eigentlich sollte da in jedem Fall "Neger" stehen bleiben (bzw hätte man stehen lassen sollen), denn dann merkt zumindest jeder, dass da auch eindeutig von "Negern" die Rede ist...und nicht blöderweise nur ein rassistisches Wort benutzt wurde.
Anhand dessen, kann ich wirklich nicht verstehen, wieso sich in dem Fall nur an diesem Begriff aufhängt...der Begriff "Neger" ist am Ende auch nur das Resultat, einer gewissen Art zu denken und die wird hier weiterhin vollumfänglich transportiert. Daran scheint nur niemand Anstoß zu nehmen.
Oder hat man die gesamten Geschichten umgeschrieben?