Ich würde gerne kurz etwas anreissen, was
@Apache205 2-4 Seiten vorher angerissen hat mit "Muh racism". Im Kontext der jeweiligen Debatte mag es um was anderes gehen aber mich erinnert das an die Frage, wie als potentielles Opfer damit umgehen. Die Frage kam sicherlich auch schon mehrfach im Thread oder Gesamtkomplex auf.
Auch ich will Wehrhaftigkeit ggü. stumpfem Rassismus nicht in Abrede stellen, begrüße das eigentlich sogar. Pauschalisierungen und simple Vorurteile helfen meistens nie oder gar nicht.
Aber ich halte zugleich auch nichts davon als potentielles Opfer oder als wer, der davon betroffen ist (ich war es in Teilen selbst) in eine andere extreme Gegenrichtung zu schwenken und pauschal der Mehrheitsgesellschaft oder z.B. als "Minderheit" dann dem "(straight) white man" einen Pauschalvorwurf zu machen oder die Gesellschaft als inhärent rassistisch zu labeln. Bevor hier wer meckern will: Es GIBT diese Leute. Auf Twitter sah ich einige Vertreter dieser Personengattung die rege dabei sind (ironischerweise) alle anderen als Täter, Rassisten, etc. zu betiteln nur weil sie gewisse Merkmale innehaben und Teil der "bösen Mehrheitsgesellschaft" sind. Ob USA oder sonst wo, man beklagt Rassismus und wird selbst irgendwie zu einem Rassisten. "Muh racism" halt, um es "modern" im Internetslang auszudrücken.
Das ist kein in Abrede stellen von antirassistischen Projekten o.Ä.
Aber es kann auch nicht sein, dass ich selbst zu einer Art Rassist werde weil ich mal so beleidigt wurde oder leiden musste.
Ja, ICH persönlich musste das auch hin und wieder im Leben erleiden. Aber ich kann dann nicht mit einem TUNNELBLICK durch die Welt gehen wo ich nur noch das Böse in Person sehe. Denn ich weiß, genug Leute begegnen mir normal. Andere mögen schlimmere Erfahrungen gemacht haben oder machen, ok, aber selbst dann heißt das nicht, man müsste in jedem der nicht "PoC" ist einen Feind sehen oder diese Leute pauschalisiert beleidigen.
Kurzum halte ich also nicht viel davon in allem Rassismus oder böse Absicht zu sehen, bzw. als potentielles "Opfer" davon so ein Mindset zu entwickeln, weil es perspektivisch eher Gräben fördert und aufklaffen lässt, als effektiv am Problem zu arbeiten, dass man zusammen auskommt. Und da man es eh nicht allen recht machen kann empfiehlt sich ein Mindestmaß an dicker Haut, je nach Situation. Ich muss nicht alles hinnehmen oder runterschlucken aber muss manchmal auch keinen "Kreuzzug" starten wenn etwas zweideutig war oder gar nichts damit zutun hat. Ich entsinne mich mal dass ich im Markt an der Kasse stand und irgendeine Dame die scheinbar aus dem afrikanischen Raum kommt sich irgendwie beabsichtigt oder unbeabsichtigt vordrängelte oder was auch immer. Ein (heller) Herr kritisierte das und irgendwie entstand ein verbaler Beef zwischen den beiden, man wurde aufgeregter und die Dame warf zügig den Vorwurf des Rassismus in den Raum obwohl hier überhaupt keine Relation (oder nur mutwillig) hergestellt werden konnte. Ich weiß zwar nicht mehr die genauen Worte, bin mir aber sehr sicher, dass es wirklich nur um die Kassenfolge bzw. Position ging, um nichts anderes. Es deeskalierte dann auch wieder und der Herr bekräftigte auch, dass das gar kein Faktor in dem Konflikt gewesen sei. Wenn er einer wäre, hätte er ja theoretisch auch nochmal schön Öl ins Feuer gießen können alá "Geh doch dahin wo du herkommst". Ein anderes Beispiel aus dem Stehgreif könnte sein, wenn man bei einer (tatsächlichen) zufälligen Polizeikontrolle oder einer anderen vergleichbaren Situation direkt Rassismus unterstellen würde. Racial Profiling mag irgendwo ein Thema sein, aber im Umkehrschluss die Frage, ob ich Leute wie "PoC" ignorieren soll um nicht dem Vorwurf ausgesetzt zu werden? So funktioniert das auch nicht. Zufällige Kontrollen müssen halt theoretisch jeden treffen können, scheißegal wo er (oder sie) herkommt.
Die Beispiele sollen veranschaulichen, dass zu krasse Dünnhäutigkeit auch nicht so hilfreich sind und eher Konflikte oder Gräben schaffen können. Die gesunde Mischung macht es. Nicht alles hinnehmen, nicht überall so was sehen wo es starken Indizien zufolge gar nicht ist. Das will ich damit sagen.