@Libertin @vincent Immerhin und das finde ich sehr erfreulich bin ich jetzt tatsächlich mal mit Argumenten konfrontiert, die man diskutieren kann.
Libertin schrieb:weshalb auch der Begriff "Ethnie" z.B. da schon wesentlich besser greift. Mal abgesehen davon, daß er im Gegensatz zum Rassebegriff auch keine historisch vergleichbare Vorbelastung mit sich bringt.
Ethnie und Rasse würde ich aber dennoch nicht gleichsetzen, eine Ethnie ist doch etwas Kleinteiligeres als eine Rasse. Ethnien zeichnen sich neben der Abstammung auch durch kulturelle Gepflogenheiten, gemeinsame Sprache etc. aus, während ich unter einer Rasse tatsächlich mehr einen Phänotypus, etwas rein äußerliches verstehen würde.
Allerdings, was die Begrifflichkeit angeht, es soll ja auch Leute geben, die die Existenz von Ethnien anzweifeln bzw. ablehnen
:) Die reine Begriffsklauberei führt, denke ich, nicht weiter. Da ist das nächste Drama ist immer vorprogrammiert, da diese Begrifflichkeiten schließlich immer angefochten werden können ("ethnos" = Volk, "ethnisch" = völkisch?).
Libertin schrieb:Eine ausreichend naturwissenschaftliche Begründung kann ich jedenfalls nicht ausmachen um in dem Rassebegriff in Bezug auf den Menschen etwas anderes als ein gesellschaftliches Konstrukt zu sehen. Ein "die einen sehen halt anders aus als die anderen" ist da doch a bissl dürftig. Daher sehe ich auch nicht, aus welchen Gründen man es sonst tun sollte, wenn letztlich nicht doch aus ideologischen Beweggründen.
Gut, dass Menschen sich nun mal genetisch gesehen nicht maßgeblich unterscheiden, liegt auf der Hand, da sie ja eine Art darstellen und anders als viele andere Arten sind Menschen zudem in der Lage auch größere natürliche Barrieren zu überwinden, wodurch es zu häufigeren Begegnungen und damit stärkeren Vermischungen der Unterarten kommt. Wenn ich dagegen mein berühmtes Tiger-Beispiel anbringen darf, Bengaltiger und Sibirischer Tiger können in freier Natur v. a. heutzutage wohl kaum aufeinandertreffen.
Dennoch bleibt das Problem, dass es in der Tat äußerlich so ziemlich auf den ersten Blick unterscheidbare geografisch bedingte Phänotypen (ich nehme ab sofort mal lieber diese Begrifflichkeit anstelle von "Rasse") gibt, wie ich mit dem Beispiel meiner Wanderung in Südostasien verdeutlichen wollte. In Österreich oder Frankreich würde ich rein vom Äußeren her schließlich nicht als Ausländer identifiziert werden können, auch nicht in Italien und selbst in der Türkei wurde ich schon für einen Einheimischen gehalten – im ostasiatischen Raum wäre das undenkbar.
Libertin schrieb:Tatsache ist aber, daß es sehr viele eben nicht können. Daher sollte man gerade als Nichtrassist doch eher froh sein, daß sie ihre rassistischen Kategorisierungen und Wertigkeiten auch nicht via wissenschaftlicher Unterstützung begründen können.
Das darf aber doch nicht Triebfeder wissenschaftlicher Betrachtung sein, sonst landen wir damit tatsächlich in der Ideologie, von der sich die Wissenschaft zumindest nach meinem Verständnis doch besser fernhalten sollte, wenn sie ernst genommen werden will. Auch dürfte das Genom bei Vorurteilen wohl eine eher untergeordnete Rolle spielen. Eine andere Frage ist natürlich auch, ob wir nicht auch ein bisschen so geprägt sind, ständig Bewertungen vorzunehmen, ich finde, dort sollte man eher ansetzen, anstatt offenkundig sichtbare Phänomene abzustreiten bzw. zu dekonstruieren, das bringt halt nichts.
vincent schrieb:Ich habe aber irgendwie komplett den Part vermisst in deinem Beitrag, der irgendwelche Rassen aufzeigt.
vincent schrieb:Es ist einfach zu behaupten, eine Sache sei unterkomplex und würde nicht alles berücksichtigen.
Aber es liegt an dir, die unterkomplexe Betrachtung auf eine der Sache gerechten zu hieven.
Das lässt sich nachholen, bitte aber um Verständnis, dass ich das bewusst ein wenig umgangen habe, da die Debatte schon recht aufgeheizt war und ich mich alsdann mit Vorhaltungen à la "Rassentheorie" u. ä. konfrontiert sah. Aber da ich nun eher den Eindruck habe, dass wir hier sachlich diskutieren können, trau ich mich mal
:)Grundsätzlich würde ich anhand dieser geografisch bedingten Phänotypen annehmen, dass es da drei unterscheidbare Gruppen gibt. Ungeachtet neuzeitlicher Migration haben wir die Bevölkerungen aus Subsahara-Afrika, die landläufig als "Schwarze" bezeichnet werden, desweiteren die europäischen und westasiatischen Bevölkerungen, die man den "Weißen" zuordnet, sowie den "mongolischen" Typus aus dem ostasiatisch-pazifischen Raum und Amerika. Übergänge gibt es v. a. im Mittelmeerraum und im Mittleren Osten, Zentral- und Südasien, sowie zusätzlich vereinzelte Gruppen dunkelhäutiger Bewohner des asiatisch-pazifischen Raums (u. a. Andamaner, Melanesier, Papua, Aeta). Ich gehe mal davon aus, dass man sich äußerlich durchaus etwas darunter vorstellen kann.
@alleEs ist mir bewusst, dass derartige Betrachtungen für einige ein Affront sein mögen, gerne als überholt ad acta gelegt werden würden und dann is jut, dennoch ist es halt auch Teil der Realität, sonst würde ja die Frage des hier ausgiebig diskutierten Rassismus, der schließlich nicht umsonst so heißt, gar keinen Sinn ergeben, zumindest wäre mir neu, dass z. B. Animositäten zwischen Ober- und Niederbayern in diese Kategorie gestellt würden.
Wenn man aber Leute mit abweichenden Ansichten diesbezüglich mit moralisch aufgeheiztem Selbstverständnis in eine Ecke stellt, weil sie ja so böse Rassisten sind, passiert es schnell, dass entsprechende Leute dann aus eben dieser Ecke auch nicht mehr rauskommen, denn außerhalb werden sie ohnehin abgeurteilt, Debatten dementsprechend blockiert etc. Natürlich hat alles seine Grenzen, das ist klar, die liegen aber im Wesentlichen dann dort, wo Gewalt verherrlicht oder dazu aufgerufen wird; es muss jedoch möglich sein, unterschiedliche, auch massiv gegensätzliche Positionen offen diskutieren zu können, ohne gleich den Teufel an die Wand zu malen.
Ich denke, wenn wir es versäumen, unsere Debattenkultur dahingehend zu optimieren, zuhören, nicht gleich urteilen, nicht nur in dieser Frage - ich weiß sehr wohl, dass das nicht immer ganz leicht ist - aber dann brauchen wir uns auch nicht wundern, wenn sich Leute in ihr Schneckenhaus zurückziehen, was z. B. im zeitgenössischen Phänomen der "Filterblase" im Internet seine Entsprechung findet. Diese Filterblase gibt es in einem Forum wie diesem glücklicherweise nicht und das sollten wir nutzen.