Tussinelda schrieb:ja kann man, man kann sich nur nicht selbst beleidigen und dann beleidigt sein.
Schon mal Geusenwort gehört?
Genau, und wenn man selbst seinen Kopf auf die Tischplatte haut, kann das auch nicht weh tun. Schließlich weiß man doch, dass es weh tut wenn man seinen Kopf gegen härtere Gegenstände knallt.
Du tust so als sei die menschliche Psyche irgendein mechanischer Apparat. Dem ist aber nicht so. Selbst die laute Aussprache eines Gefühls oder Gedankens kann eine Wirkung hervorrufen, auch eine die nicht vorhersehbar ist.
wenn ein Schwarzer Mensch sich selbst "Neger" nennt, dann will er sich selbst rassistisch beleidigen? Ich habe keine Ahnung, wie Du auf so etwas kommst, ich habe das noch nie erlebt, aber wenn ein Schwarzer Mensch sich selbst im abwertenden Sinne so bezeichnen würde, dann sind dies die Auswirkungen von Rassismus, das fehlende Selbstwertgefühl, entstanden durch die Herabwürdigungen Weißer Menschen, nicht weil er sich selbst beleidigen will. Er glaubt womöglich irgendwann das, was die Mehrheitsgesellschaft über ihn, zu ihm sagt.
Aha, wenn ein Schwarzer sich selbst als Neger bezeichnet sind das die Folgen von fehlendem Selbstwertgefühl, Folgen der Herabwürdigung und irgendwie kann es aber dennoch alles keine Beleidigung sein. Ergibt total viel Sinn..
Ansonsten wird kein Schwarzer Mensch rassistisch beleidigt sein, wenn ein anderer Schwarzer Mensch ihn "Neger" nennt. Auch nicht, wenn er das Wort auf sich selbst bezieht, sich damit bezeichnet.
Aber sicher doch. Wenn Tussi das sagt, wird es so sein. Ist ja nicht so, als gäbe es zwischen Schwarzen keinen Rassismus. Streichen wir mal nebenbei den gesamten Genozid an den Tutsi aus den Geschichtsbüchern oder verschwurbeln ihn indem wir den rassistischen Aspekt unterschlagen.
Nur ist das nicht so einfach. Ich würde mich ja nur selbst beleidigen, wenn ich unzufrieden mit mir bin, mich oder meine Handlungen nicht mag, ich also von mir selbst schlecht denke, mein Bild von mir beschissen ist, zumindest in dem Moment. Somit ist es ja keine Beleidigung in dem Sinne, die mich verletzen und herabwürdigen SOLL, sondern ich bin verletzt, ich bin herabgewürdigt, ich habe kein Selbstwertgefühl und deshalb bezeichne ich mich so, wie ich mich sehe/fühle. Somit ist es dann ja keine Beleidigung mehr. Sondern aus der eigenen Sicht dann eine Feststellung, die den Tatsachen entspricht. Ich würde mich also nicht beleidigt fühlen. Ein beleidigendes Wort kann es trotzdem gewesen sein, es hat aber nicht die Wirkung, dass ich mich schlecht fühlen SOLL, sondern ich fühle mich ja schon schlecht, weshalb ich mich für xxxxxx halte oder als xxxxxxxx bezeichne.
Es ist schon witzig, im Grunde bist du auf der richtigen Spur, aber noch ist die Geburt nicht durch. Der Kopf ist schon fast sichtbar, du musst nur noch ein bisschen drücken auch wenn es schmerzt.
Also pass auf, ich spiel mal den Geburtshelfer:
Bleiben wir mal bei der schon verletzten Person. Würdest du denn tatsächlich sagen, dass man eine Person, dessen Selbstwertgefühl schon auf null ist, nicht beleidigen könnte? Das wäre die Konsequenz aus deinen Argumenten.
Wäre es keine Beleidigung, wenn ich einen Menschen mit niedrigem IQ als Idioten, Dummkopf oder dergleichen bezeichne? Es ist laut dir doch nur eine Feststellung. In Wirklichkeit aber immer noch auch eine Beleidigung.
Du bist mit deinem Wiki-Link eigentlich auch schon auf der richtigen Spur gewesen.
Als Geusenwort (aus dem Niederländischen: geuzennaam[1]) oder Trotzwort wird in der Linguistik ein Wort bezeichnet, das ursprünglich eine Personengruppe beschimpfen sollte, von dieser jedoch mit einer durchweg positiven Konnotation besetzt wurde
Es gibt also Wörter, die man als Selbstzeichnung nutzt und die positiv konnotiert sind. Wörter, die eigentlich mal als Beschimpfung - und hier können wir denke ich auch synonym Beleidigung sagen - gedacht waren. Diese Wörter erleben bei einem Teil der Nutzer nun eine eine Bedeutungsumwandlung bzw. Umkehr.
Ist es jetzt so schwer, sich vorzustellen, dass diese ursprünglichen Schimpfwörter von manchen Menschen immer noch als Schimpfwörter betrachtet werden können und dementsprechend eingesetzt werden?! Vielleicht ist der Begriff "Nerd" für XY immer noch total scheiße.. was passiert wenn er sich selbst Nerd nennt?
Oder anders betrachtet:
Mit einem Geusenwort könnte man sich doch jetzt eigentlich selbst loben oder nicht? Oder streichen wir loben, man kann sich mit dem Begriff wie z.B. Nerd doch in ein positives Licht rücken? Darum geht es doch in dem Artikel. Das geht dir auch in den Kopf. Aber andersrum funzt es irgendwie nicht.. wieso? Selbst- bzw. Eigenlob funktioniert, das andere aber nicht.