Rassismus

Nessi96 schrieb:Fußt nicht jede Form von Rassismus im Kern darauf, dass irgendwer sich einmal benachteiligt gefühlt und den Drang empfunden hat, etwas gegen die "bösen" Fremden zu tun?

nö, eher nicht. Eigentlich fusst es darauf, dass man seine Ideologie und sich selbst als besser, "wertiger", natürlicher, richtiger empfindet.

@Tussinelda
Und weswegen tut "man" das?

Nessi96 schrieb:Fußt nicht jede Form von Rassismus im Kern darauf, dass irgendwer sich einmal benachteiligt gefühlt und den Drang empfunden hat, etwas gegen die "bösen" Fremden zu tun?

Nein, der Rassismus ist vorher da. Ein Nicht-Rassist wird kein Rassist weil er mal Ärger mit einem Türken hatte, es ist nur so dass solche Fälle benutzt werden um Verbrechen zu legitimieren. Dann sticht halt einer nicht auf Leute ein weil er scheiße ist, sondern weil er "die Politik kritisiert", Juden werden gehasst weil "sie [angeblich] die Banken kontrollieren" und Breivik killt fast 100 Menschen weil er in die Enge getrieben wurde.

@Sixtus66
Aber das ist ja nur das Resultat jahrhundertelanger (und -alter) Ressentiments. Die müssen ja auch irgendwo ihren Ursprung gehabt haben.

@Nessi96
Und wo haben die Ressentiments gegen die Juden ihren Ursprung?

Ich hatte hier gelesen, Rasissmus entsteht, weil Menschen sich selbst auf- und andere abwerten wollen.
So weit so klar.
Nun schließt sich für mich die Frage an, weshalb wollen sich manche Menschen aufwerten und andere abwerten? (es hat ja alles seine Gründe und Ursachen)

Im zwischenmenschlichen Bereich (vor allem bei Partnern) beobachte ich dieses Bestreben oft wenn Menschen entweder Minderwertigkeitskomplexe haben oder wenn sie unter etwas leiden und dieses Auf- und Abwerten dann als eine Art "Schmerzabgabe" betreiben (sie selbst leiden, haben seelische Schmerzen und dann sollen andere eben auch leiden, vielleicht nach dem Motto "geteilter Schmerz ist halber Schmerz").

Das sollte nun alles Rassismus nicht relativieren oder gar entschuldigen, sondern das waren jetzt nur mal Überlegungen was es für Ursachen haben könnte.

@Nessi96
hier wird es Dir erklärt

Inhalt
Das Konzept der Rassen stammt ursprünglich aus der Naturwissenschaft, die im 19. Jahrhundert versuchte, das in Europa vorherrschende Klischee einer überlegenen weißen Rasse wissenschaftlich zu untermauern.

Der Ursprung des Rassismus geht auf die Kolonialisierung Afrikas und Südamerikas zurück. Die Versklavung von Millionen Afrikanern zur Ausbeutung der Rohstoffe der eroberten Gebiete verfestigte bei den europäischen Mächten das Gefühl einer moralischen und zivilisatorischen Überlegenheit der "weißen Rasse". Die Idee einer erblich bedingten Überlegenheit gipfelte nicht zuletzt in der grausamen Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten.

https://www.bpb.de/mediathek/178985/die-entstehung-des-rassismus

Optimist schrieb:Nun schließt sich für mich die Frage an, weshalb wollen sich manche Menschen aufwerten und andere abwerten? (es hat ja alles seine Gründe und Ursachen)

weil sie sich einbilden, was Besseres zu sein, so simpel kann es manchmal sein. Hat etwas mit der sozialen Identität zu tun, der Gruppenzugehörigkeit, die eigene Gruppe ist natürlich die bessere Gruppe, deshalb muss man sich von anderen Gruppen abgrenzen, das geschieht durch Abwertung, zum Beispiel. Stereotype spielen eine Rolle, die nutzt man, um "die eigenen" Leute und "die anderen" Leute schnell identifizieren zu können, gleichzeitig entstehen daraus aber auch Vorurteile, die man so festigt. Und wie gesagt, es dient der Rechtfertigung, um andere schlechter zu behandeln. man hat ja gerne einen "validen" Grund.

Optimist schrieb:Nun schließt sich für mich die Frage an, weshalb wollen sich manche Menschen aufwerten und andere abwerten? (es hat ja alles seine Gründe und Ursachen)

Tussinelda schrieb:weil sie sich einbilden, was Besseres zu sein,

Dieses Bestreben, etwas Besseres sein zu wollen, muss doch auch irgendwo her kommen.
Ich denke schon, dass das mit mangelndem Selbstwertgefühl/Minderwertigkeitskomplexen zu tun hat.

Jemand der ein gesundes Selbstbewusstsein (kein übersteigertes) hat, hats doch gar nicht nötig sich besser zu machen als er ist, bzw. sich über Andere zu stellen.
Im Gegenteil, so jemand hat eine natürliche Autorität, Charisma usw. und hebt dadurch nicht ab. Solche Menschen (nach meiner Erfahrung) sind sich ihrer Fehler bewusst und gestehen auch Anderen Fehler zu. (alles meine Meinung).

@Optimist
ich habe ein Video verlinkt, einen Text dazu zitiert und Dir eine persönliche Erklärung abgegeben. Alles was Du rausziehst ist: "weil sie sich einbilden, was Besseres zu sein" und dann machst Du daraus auch noch das Bestreben, was Besseres sein zu wollen. Nee, nix Bestreben, man hält sich für was Besseres. PUNKT. Und dafür versucht man Gründe/Belege zu (er)finden.

Tussinelda schrieb:... man hält sich für was Besseres. PUNKT

und genau das hat aber alles seine Ursachen.
Und diese habe ich versucht zu beleuchten.

Wenn du jedoch der Meinung bist, es ist nicht nötig, sich Gedanken um solche Ursachen zu machen, dann ist das deine Meinung. Ich sinniere jedenfalls über sowas nach.

@Optimist
aber dann wandle bitte nicht meine Aussagen um, außerdem sind Gründe genannt geworden, guck das Video....es erklärt es sehr schön. Du bist kein Psychologe, auch kein Psychiater, außerdem weigere ich mich, alle Rassisten einfach als arme Würstchen ohne Selbstwertgefühl zu sehen. Wäre ja noch schöner.

Optimist schrieb:Nun schließt sich für mich die Frage an, weshalb wollen sich manche Menschen aufwerten und andere abwerten? (es hat ja alles seine Gründe und Ursachen)

Das hat nicht nur der Rassismus, das ist etwas sehr Typisches und liegt einfach daran, dass Menschen instinktiv denken bei allem zu konkurrieren und man sich selbst besser stellen will. Statussymbole sind ähnlich, aber nicht zwingend mit einer Abwertung der anderen verbunden (auch wenn viele Reiche Arme hassen), Chauvinismus ist schon eher sowas, Nationalismus auch, Mobbing ebenfalls.

Immer geht es darum besser sein zu wollen, der Beliebteste sein zu wollen usw. Diese Gruppenindentität ist nur eine Unterform davon. Man will immer das Ideal sein.
Im Alltag erlebt man änhlich instinktive Reaktionen dann wenn einer einen irgendwie für seinen Geschmack verurteilt. Gibts ja oft genug. Also wo etwas das nicht moralisch wertbar ist so gewertet wird. ZB wenn du Actionfilme magst, ich nicht und dich deswegen irgendwie für angreife. Dann will ich eigentlich damit zeigen, dass ich intelligenter als du bin, zB weil ich sage dass Action ja hirnlos sei, intelligente Leute gucken Psychothriller. Sowas.

Natürlich ist Rassismus ein ganz anderes Kaliber, aber die Ursache ist ähnlich. Schlimmer am Rassismus ist auch dass es eine feste Gemeinschaft mit teilweise semi-dogmatischen Zügen gibt. Wenn ich Actionfans doof finde, dann finde ich da vielleich in irgendeinem Forum ein paar die zustimmen, aber ich werd wohl kaum in so einem Milieu leben oder daraus konkrete politische Handlungen draus ziehen können. Ein Rassist hat aber wenn er will eine gigantische Base hinter sich, die nicht nur zustimmen, sondern auch zu begründen versuchen, wieso der Rassismus richtig sei und somit auch die Handlungen die draus resultieren. Wenn ich als Actionhasser einen Actionfan eine reinhaue, dann hätte ich unter den Gleichgesinnten wohl kaum Zustimmung, aber Rassismus und der verwandte Nationalismus, teilweise auch Fundamentalismus sind so organisiert und fast pseudo-regliiös aufgebaut, dass ich bei einer Straftat eine riesen Zustimmung genießen würde - Leute würden zurufen ich häts richtig gemacht usw. Wodurch meine Tat dann wieder weitere Rassisten ermutigen würde.

Tussinelda schrieb:aber dann wandle bitte nicht meine Aussagen um,

nun leg doch bitte nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage. Sinngemäß kam mMn das raus:

Tussinelda schrieb:man hält sich für was Besseres

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Tussinelda schrieb:außerdem sind Gründe genannt geworden

und ich hab mir jetzt meine eigenen Gedanken dazu gemacht (ich klicke nun mal nicht alles an).

Hältst du es denn für ausgeschlossen, dass das mit Minderwertigkeitsgefühl zu tun haben könnte?
Ich jedenfalls nicht.

Tussinelda schrieb:Du bist kein Psychologe,

na und, deswegen kann ich trotzdem auf Ideen kommen, welche evtl. meinen Erfahrungswerten entspringen könnten.

Und woher willst du wissen, ob ich nicht vielleicht mal Psychologie studiert hatte? (ja jetzt kommt vielleicht: traut man dir nicht zu oder irgendwas anderes Abwertendes?)

Tussinelda schrieb:außerdem weigere ich mich, alle Rassisten einfach als arme Würstchen ohne Selbstwertgefühl zu sehen.

aha, daher weht mal wieder der Wind.
Gleich wieder eine Bewertung "arme Würstchen" - zu meiner ganz neutralen Feststellung

@Optimist
welcher Wind? ich weigere mich, Rassisten als "arme Würstchen" zu sehen, die nix dafür können....die nur ihr Selbstwertgefühl aufmöbeln müssen und schon würden sie ihre Ideologie ablegen, darf ich das nicht schreiben? Sicherlich gibt es auch die Mitläufer, die einfach froh sind, dass sie offenbar zu den "Richtigen" gehören und deshalb doch toller sind, als sie eigentlich von sich dachten, es gibt aber auch die, die ganz bewusst und absichtlich lieber von sich als zur "Herrenrasse" gehörend denken, weil es anders gar nicht sein kann. Sie halten sich eben für etwas Besseres. Weil sie so zivilisiert sind, weil sie so gebildet sind, weil sie so weiss sind, weil sie eben in jeder Hinsicht einfach besser sind, als der Rest.

Optimist schrieb:Nun schließt sich für mich die Frage an, weshalb wollen sich manche Menschen aufwerten und andere abwerten? (es hat ja alles seine Gründe und Ursachen)

Sixtus66 schrieb:Das hat nicht nur der Rassismus, das ist etwas sehr Typisches und liegt einfach daran, dass Menschen instinktiv denken bei allem zu konkurrieren und man sich selbst besser stellen will. Statussymbole sind ähnlich, aber nicht zwingend mit einer Abwertung der anderen verbunden (auch wenn viele Reiche Arme hassen), Chauvinismus ist schon eher sowas, Nationalismus auch, Mobbing ebenfalls.

sehe ich alles genauso.

Immer geht es darum besser sein zu wollen, der Beliebteste sein zu wollen usw.
...
Man will immer das Ideal sein.

ja so ist es.
Aber das ist ja nicht bei allen Menschen so.
Nach meinen Erfahrungen sind es hauptsächlich Menschen, welche eben nicht gerade ein gut ausgeprägtes Selbstwertgefühl haben

ZB wenn du Actionfilme magst, ich nicht und dich deswegen irgendwie für angreife. Dann will ich eigentlich damit zeigen, dass ich intelligenter als du bin, zB weil ich sage dass Action ja hirnlos sei, intelligente Leute gucken Psychothriller.

genau. das ist dieses Prinzip.
Aber ehrlich, hat das wirklich jemand nötig, der in seiner Mitte ist und von sich als Person überzeugt ist?
Nach meiner Erfahrung eigentlich nicht.
Aber da gehen wohl die Meinung auseinander.

Natürlich ist Rassismus ein ganz anderes Kaliber, aber die Ursache ist ähnlich.

Genau. Die Ursachen sind eben in meinen Augen auch für Rassismus: u.a. mangelndes Selbstwertgefühl.
Hinzu kommen vielleicht auch noch andere Faktoren, das ist klar.
Und deshalb sieht man das alles, Rassismus, Nationalismus nach meiner Überzeugung hauptsächlich bei Menschen die sich abgehängt fühlen und/oder eben welchen, die kein so großes Selbstwertgefühl haben. Für die ist dann dieses ganze Zeug Ersatz dafür - dadurch können sie sich eben größer machen (indem sie sich über andere erheben...)

Tussinelda schrieb:ich weigere mich, Rassisten als "arme Würstchen" zu sehen, die nix dafür können...

Und wo habe ich denn gesagt, dass es "arme Würstchen" sind?
Ich hatte es alles nur ganz neutral beurteilt, DU warst es, welche diesen Begriff "arme ..." einbrachte.

Optimist schrieb:weshalb wollen sich manche Menschen aufwerten und andere abwerten? (es hat ja alles seine Gründe und Ursachen)

Dafür könnte es eine Reihe von Gründen geben, meistens Mischungen aus psychologischen Ursachen und der Umwelt, Erziehung etc.

Ich als ehemaliger Ultranationalist und Tschetnik Anhänger wurde damals von meinem besten Freund und seiner neuen Truppe ausgeschlossen und schikaniert. Hier hat meine Personlichkeit wohl das erste Mal Hass und Radikalität "aufgenommen" die bis heute ein Teil von mir sind nue halt anders als damals und vor cirka 2,5 - 3 Jahren. So wurde dann aus einem Ultranationalisten ein Jugokommunist und geschworener radikaler Gegner von Hooligans, Rassismus, Sexismus, Homophobie und evtl noch paar Dingen.
Mir fällt es extrem schwer so etwas und solche Leute nicht zu hassen. Hooligans als Beispiel. Der Zorn fließt so stark in meinem Blut wenn ich sie schon sehe wie sie sich benehmen und welche Einstellungen sie haben etc. solche Menschen würde ich evtl nichtmal im Notfall helfen. Aber in so einer Situation war ich noch nicht, kanns also nicht 100% bestätigen.

Wer hätte gedacht, dass ich mal so ein Rechtsradikaler und damit auch Rassist war bei der Einstellung und Gesinnung jetzt...

@Optimist
Ja ICH habe sie so genannt, was ist denn Dein Problem bitte? Ich habe mit meinen Worten in meinem post meine Meinung dazu abgegeben Ich habe nicht unterstellt, dass Du sie deswegen für arme Würdtchen halten würdest. Ich hoffe das war jetzt verständlich

@Venom

Optimist schrieb:weshalb wollen sich manche Menschen aufwerten und andere abwerten? (es hat ja alles seine Gründe und Ursachen)

Venom schrieb:Dafür könnte es eine Reihe von Gründen geben, meistens Mischungen aus psychologischen Ursachen und der Umwelt, Erziehung etc.
Ich als ehemaliger Ultranationalist und Tschetnik Anhänger wurde damals von meinem besten Freund und seiner neuen Truppe ausgeschlossen und schikaniert.

genau sowas meinte ich u.a. als ich weiter oben von "seelischen Schmerzen" schrieb.

Und dann erfolgt oft eine "Schmerzabgabe", was du hier so ungefähr beschreibst:

Hier hat meine Personlichkeit wohl das erste Mal Hass und Radikalität "aufgenommen"

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So wurde dann aus einem Ultranationalisten ein Jugokommunist und geschworener radikaler Gegner von Hooligans, Rassismus, Sexismus, Homophobie und evtl noch paar Dingen.
Mir fällt es extrem schwer so etwas und solche Leute nicht zu hassen.

du bist quasi von einem Extrem ins Andere gefallen (ohne Wertung und alles wieder nur meine Meinung)

Wer hätte gedacht, dass ich mal so ein Rechtsradikaler und damit auch Rassist war bei der Einstellung und Gesinnung jetzt...

das ist echt erstaunlich.
Aber muss jetzt mal dumm fragen, tut dir dieser Hass (egal auf wen auch immer) gut?

Venom schrieb:solche Menschen würde ich evtl nichtmal im Notfall helfen. Aber in so einer Situation war ich noch nicht, kanns also nicht 100% bestätigen.

Und hoffentlich kommt man auch niemals in eine solche Situation.

Aber ich würde jedem helfen. Mal angenommen ein brennendes oder verunfaltes Auto, da könnten noch so rassistische und rechtsextreme so wie homophobe Aufkleber dran hängen, ich würde den Insassen dennoch helfen und denke du warscheinlich auch.
Anders würde es aussehen wenn so jemand eine blutender Nase bekommt, weil er zu anderen rassistische, fremdenfeindliche oder homophobe Dinge sagte. Aber das würde ich dann nicht wirklich als Notfall betrachten, eher als Karma oder "selber Schuld".