Donna_Littchen schrieb:Jeder, der seine 5 Sinne noch halbwegs beisammen hat, weiss, dass Pauschalisierungen eigentlich immer in die Hose gehen und man, gerade auf seine Mitmenschen bezogen, damit diversen Mitgliedern der pauschal behandelten/klassifizierten Gruppe massiv Unrecht tut.
Warum haben es also einige Menschen so schwer damit?
Weil es einfach ein Teil unseres evolutionären Erbes ist, zunächst zu pauschalisieren, zu abstrahieren, Warhnehmungsmuster schnellstmöglich einzuordnen etc pp..
Es ist schlicht eine Frage der soziophsychologischen Ökonomie, wie jeder seine Mitmenschen eintütet.
Da ist noch überhaupt nichts massiv unrechtes drin, wie du konstatierst, und sowas geht auch mitnichten immer in die Hose, sondern ist letztlich dafür verantwortlich, dass wir unser Leben halbwegs geordnet führen können.
Pauschalurteile retten Kinder davor, überfahren zu werden, weil Kraftfahrer wissen, dass man in solch einer Situation besondere Vorsicht walten lassen muss. Pauschalurteile dieser Art lassen einen zurück schrecken, wenn einer irgendwie kränklich aussieht, weil man ihm so ungern zu nahe kommt, und die Wahrscheinlichkeit vermindert, dass man eine Krankheit bekommt und selbst weiter verbreitet.. usw
Klar, das ist dem Einzelfall gegenüber vllt nicht immer fair, wenn er zB nur etwas müde ist, und trotzdem gemieden wird, nur hat man in einer ganz alltäglichen Situation gar nicht die Ressourcen dazu, dem weiter auf den Grund zu gehen. Es ist auch vollkommen irrelevant an dem Punkt. Es ist auch keine Diskriminierung im soziologischen Sinne, bei der es darum geht, eine Gruppe von Kranken herab zu würdigen, es ist schlicht ob der Situation angebracht sich so zu verhalten.
Das gleiche gilt für die etwas weniger problematischen Phänomene, die aber genau den gleichen Denkmustern entspringen, weil sie einfach einkonditioniert - und evolutionär determiniert oder zumindest nicht unerheblich begünstigt sind.
Sieht man einen Schwarzen mit Gitarre, ist es eine Frage der persönlichen Erfahrung und die der Wahrscheinlichkeit, dass er Musiker ist, und vllt sogar Blues spielt. Was daran soll bitte dumm sein, so einen Gedanken zu hegen, was problematisch, was sogar rassistisch?
Hier kommen wir an einen Punkt, der mir in diesem Zusammenhang besonders am Herzen liegt.
Natürlich ist es wichtig und notwendig, immer wieder zu betonen, dass solche Verallgemeinerung und Pauschalurteile problematisch sein können, wenn man den expliziten Einzelfall abschließend bewerten will. Geht es aber um ganz allgemeines Verhalten im normalen Miteinander, gibt es überhaupt keinen Anlass dies derart vehement zu verteufeln, dass man Menschen, die das als unproblematisch erachten, als Rassisten, Dummköpfe oder sonst irgendeinen Unsinn betitelt; .. zumal man sich damit schnurstracks selbst in ein moralisches Dilemma manövriert, das da heißt:
Man versucht Menschen zu schützen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in dem Punkt gar keines Schutzes bedürfen, und greift andere Menschen an, die das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gar nicht verdienen. Man kreiert also Konflikte, die es gar nicht braucht. Denn selbst wenn sie im ersten Moment etwas zu sehr verallgemeinern, ist das nichts, was sich mit einem "hey, kann sein, dass es im Allgemeinen so ist, aber hier in dem besonderen Fall ist es nicht so" aus der Welt schaffen lässt.
Und hier schließt sich der Kreis der adäquaten Kommunikation.